Im Zeitraum von 3 Tagen werden derzeit so viele E-Fahrzeuge weltweit zugelassen wie Brennstoffzellenfahrzeuge in den letzten 10 Jahren.“ Mit aussagekräftigen Zahlen und Vergleichen untermauerte der bekannte deutsche Batterieforscher und Chemiker Dr. Maximilian Fichtner, Direktor des Helmholtz-Instituts Ulm, seine Analysen und Prognosen rund um die Akkutechnologie, welche seiner Meinung nach den Straßenverkehr der Zukunft -dominieren wird.

Neue Zellchemien, Fortschritte im Design
So zeige sich deutlich, dass der „Tipping Point“ – also jene Marke, bei der eine Entwicklung klar absehbar ist – bei der Wende zur E-Mobilität bereits überschritten sei, so Fichtner. Selbst bei den Lkws verlaufe die Entwicklung ähnlich, auch dort sei der Betrieb mit Wasserstoff einerseits unwirtschaftlich, da er 4-fache Kosten im Vergleich zum BEV verursache, andererseits sei kein „grüner“ Wasserstoff -verfügbar.
Durch Fortschritte in der Batterietechnologie sowohl in Sachen Zellchemie als auch im Design seien bald 1.300 Kilometer Reichweite bei 8 bis 10 Minuten Ladezeit möglich. Stand der aktuellen Technik sei mit der 2023 in den Markt eingeführten -„Qilin“-Batterie des Herstellers CATL eine erzielbare WLTP--Reichweite von über 1.000 Kilometern und eine Nachladegeschwindigkeit bis 700 Kilometer in 10 Minuten.
In der Akku-Entwicklung für E-Autos sei man schon länger zur Erkenntnis gelangt, dass die Verwendung von Kobalt nicht ideal sei – etwa die Hälfte der heute produzierten E-Fahrzeuge kämen bereits ohne dieses Element aus. Durch Fortschritte im Batteriedesign könne man heute Zellchemien mit geringerer Energiedichte, aber nachhaltigeren, preiswerteren Rohmaterialien zum Einsatz bringen. Fichtner nannte als Beispiel die Natrium-Ionen-Batterie oder den Einsatz von Silizium statt Graphit auf der Anoden-Seite.

Technologieoffenheit als Bremse
Während in Deutschland 14 sogenannte „Gigafactories“ mit einer Gesamtkapazität von 544 GWh pro Jahr geplant seien, gefolgt von Ungarn mit 215 GWh/Jahr und Frankreich mit 170 GWh/Jahr, fehle Österreich in der Liste der Länder, die sich um die wichtige europäische Batteriezellen--Fertigung bemühten, wunderte sich Fichtner. Mit einer Debatte um Technologieoffenheit werde man keine neuen Märkte erschließen, diese sei höchstens ein Instrument, „um Dinge einzubremsen“.