„In Zeiten der raschen Veränderung ist verlässliche und solide Information ein wesentlicher Faktor. Wir unterstützen die Branche mit gut recherchierten News und Informationen, begleiten Trends und zeigen neue Entwicklungen auf und bilden somit eine solide Basis für Entscheidungen“, erläuterte A&W-Geschäftsführer Stefan Binder die Positionierung des Verlags im Eröffnungsinterview mit Moderator Oliver Zeisberger.
"Es geht bei der Elektromobilität nicht um Ladeinfrastruktur, es geht nicht um Reichweite, es geht um einen entscheidenden Punkt: Leistbarkeit“, erklärte Mag. Markus Wildeis, Managing Director der Stellantis Importorganisationen in Österreich in seinem Vortrag „Antworten auf die Transformation“. Mit dieser Leistbarkeit werde die E-Mobilität die Mehrheit „in unseren Märkten übernehmen“. Stellantis plane schon 2024 vollelektrische Kleinwagen unter 25.000 Euro. „Um diese Transformation mit Elektromobilität, Vernetzung, autonomem Fahren und Digitalisierung zu bewältigen, braucht es auch eine Anpassung des Vertriebssystems. „Dafür haben wir das neue Retailer Modell entwickelt“, so Wildeis.
Das Bundesgremium Fahrzeughandel unterstütze, gemeinsam mit dem VÖK, die Händler beim Übergang vom herkömmlichen Vertriebsmodell auf das Agentursystem – vor allem in rechtlichen Fragen, erklärte Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, im Rahmen der Podiumsdiskussion „Neue Vertriebssysteme, Chance oder Gefahr?“. Die Veränderungen in der Branche seien da, auf die einzelnen Betriebe kämen aktuell viele Kosten (Energie, Löhne, etc.) zu, da könne das Agentursystem auch eine Hilfe sein. Allerdings müsse jeder Kfz-Betrieb entscheiden, ob das Agenturmodell für ihn Sinn mache. „Wir Händler sind das Bindeglied zum Kunden und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Den Unterschied macht der Verkäufer“, so Edelsbrunner.
Das seit Jahrzehnten bekannte Vertriebssystem sei über die Jahre gewachsen, beim Agenturmodell werde es auch so sein, ist sich Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, sicher. Beim Umstieg auf das Agentursystem gebe es einige rechtliche Unsicherheiten, vieles müsse auch noch ausjudiziert werden. Allerdings, so Kerle, würde „jede europäische Marke im stillen Kämmerlein den Umstieg auf ein Agentursystem planen“. Mit dem neuen Vertriebsmodell könne die Vertriebsstruktur kostengünstiger gestaltet werden, als Beispiel diene Tesla. „Durch ein Agentursystem kann es zu einer Win-Win-Situation kommen, falls es eine faire Abmachung gibt“, unterstreicht der Importeurssprecher.
„Die größte Herausforderung war, dass sowohl der Importeur als auch die Händler vor Neuland gestanden sind. Die Umstellung zur Agentur ist doch eine größere, als sie letztendlich von allen erwartet wurde. Es lohnt nicht, Angst davor zu haben“, wie Mag. Franz Schönthaler, Stellantis Händlerverband, unterstrich. „Die Hersteller sind unter Druck, das Vertriebssystem gibt es im Prinzip seit über 100 Jahren, man kommt an die Grenzen“, wie Mag. Jürgen Lenzeder (Porsche Austria) betonte.„In meinem Empfinden ist das Thema, alle Kanäle zu bespielen und alle nahtlos zu vernetzen in Zukunft wichtig."
Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin von willhaben.at, gab Einblicke, wie die stetige Transformation die Entwicklung der Online-Plattform in der Vergangenheit befeuert und getrieben hat. „Wir haben heute ein innovatives und modernes Produkt, aber wenn man zum Anfang von willhaben blickt, dann war das eine nüchterne Website, nur mit Kernfunktionen ausgestattet“, so Dellantonio. Wichtig sei zu erwähnen, dass das Unternehmen von einem Medienunternehmen gegründet wurde, in einer Zeit, als die Medien in Ihrer Blüte standen. Dennoch sei der Digitalisierungsschritt auch Richtung App wichtig gewesen. Für die Autobranche interessant: Dank der monatlichen Netto-Reichweite von 63,4 Prozent hat man viele Einblicke auf Nachfrage- und Angebotsverschiebungen.
Den Fahrzeughandel in Zeiten großer Verunsicherung auf Seiten der Endkunden unterstützen wollen Herbert Michael Strasser von Cargarantie und Michael Schwaiger von Santander, wie sie in ihrem Podiumsgespräch sagten. „Die Leistbarkeit von Mobilität ist derzeit die größte Herausforderung“, so Schwaiger, der wie Strasser einmahnte, dass es nicht nur auf Technologie ankomme, sondern auch auf Rahmenbedingungen, die Privaten einen Umstieg auf E-Mobilität erleichtern – etwa bei der Ladeinfrastruktur. Strasser betonte, dass durch die Produkte der beiden Kooperationspartner Cargarantie und Santander Kunden geholfen werde, ihre Fahrzeuge länger zu nutzen - aber man setze in puncto Mobilitätswandel keinesfalls auf Abwarten, sondern entwickle proaktiv „schlaue Produkte“, welche auch aktuelle Modelle leistbar machen könnten.
Gerhard Lustig, ehemaliger Herausgeber des A&W-Verlages, nutzte die Gelegenheit beim A&W-Tag, noch einmal auf das Autovolksbegehren hinzuweisen. „Österreich ist nach Belgien das zweitteuerste Autoland in der EU, vor allem für Pendler und Familien wird die individuelle Mobilität immer weniger leistbar und der öffentliche Verkehr ist oftmals zu wenig ausgebaut“, so Lustig. Ziel des Volksbegehrens sei es, die Kosten rund ums Auto um 25 % zu senken und einen Reparaturbonus einzuführen. Mittlerweile sind 20.000 Unterschriften – 8.000 wären zur Einleitung nötig – gesammelt, Lustig möchte das Volksbegehren Anfang 2024 auf Schiene bringen
„Unser Ziel ist es, ein integrierter Energieanbieter zu werden“, damit eröffnete Gerhard Wolf von Castrol Austria seinen Vortrag. „Als reiner Schmierstoffhersteller hat man ein gewisses Ablaufdatum, aber wir sind durchaus in der Lage für Änderungen. Und gerade jetzt haben wir daher auch ein neues Markenimage gelauncht.“ Diese Änderungen spielen sich zum Beispiel in einem der Entwicklungszentren von Castrol in Hamburg ab, wo man sich vor allem um Getriebeöle kümmert. Ein Feld, das bei E-Autos ein entscheidender Punkt werden kann.
„Wir sind sehr auf Effizienz getrimmt“, sagte Marcel Fassbender, Entwickler bei Castrol, „und mit dem Castrol-Öl kann man mehr Kilometer pro Ladeleistung erzielen, da die Mechanik, die verbaut ist, so weniger Abrieb hat.“ Auch ein Punkt: Nachhaltigkeit. Fassbender: „Wir verwenden rerefined base oils, also 80 bis 90 Prozent recyceltes Mineralöl.“ Ein weiter Markt für Castrol: die Akkukühlung. In der jüngsten Evolutionsstufe wird der Akku etwa komplett in ein spezielles Öl eingetaucht. „So haben wir keine Hotspots mehr, weil jede Stelle mit Öl umspült ist. Und ich kann die Temperatur regeln, da es spezielle Temperaturfenster gibt, in denen die Batterie am besten funktioniert.“
„Es geht kein Weg an der Digitalisierung vorbei, heute beschäftigen uns Themen wie KI, es gibt großartige Möglichkeiten der Individualisierung“, sagte Mag. Isabella Keusch, Autohaus Stahl im Rahmen der Podiumsdiskussion „Digitalisierung im Autohaus“. Die Herausforderung dabei: „Wir sind ein Mehrmarkenbetreib, jeder Hersteller hat unterschiedliche Vorstellungen, jede Marke will ihr Konzept durchziehen. Meine Mitarbeiter und ich arbeiten an 70 Portalen, das ist eine betriebliche Herausforderung. Unser Ziel ist es aber jedenfalls, jeden Kunden individuell so anzusprechen, wie dieser das will. “
„Die Frage ist, wie der Übergang von der Hersteller-Website zum Händler funktioniert, wie persönlich ist“, erklärt Florian Kunert, Automotive Business Coach. „Der Kunde muss von A bis Z abgeholt werden, dazu nutzen wir alle Daten, die im Autohaus zur Verfügung stehen“, ergänzt Marcus Kikisch von Veact: „Bei wachsendem Agentursystem braucht es den Gestaltungsspielraum im Aftersales, etwa im Bereich Räder und Reifen.“ „Das Autohaus ist gut bei Servicetätigkeiten, vor allem im Garantiezeitraum, aber §57a-Überprüfung oder Räder werden oft woanders gemacht. Das kann man mit den Daten sehr gut analysieren und reagieren“, so Kunert.
Wo liegen die Chancen der digitalen Transformation? Für Helmut Eifert von DAT ist die Antwort eindeutig: Digitale Fahrzeugbewertung, gleich über das Smartphone! „Seit 2017 bieten wir das mit KI und dem gesamten Sachverstand der Branche an mit dem Plan, alles zu digitalisieren.“ So entsteht der Kontakt zum Kunden schon digital, die Identifizierung des Fahrzeug erfolgt über die VIN. Die KI leitet einen durch das Programm, wie welches Foto zum Beispiel zu machen ist, und automatisch kommt auch schon ein fixfertiges Angebot für den Ankauf. Falls man ein wenig mehr Autos zu bewerten hat: „Das geht auch zum Beispiel mit einem Scanner. Bei einem Kunden an einem Flughafen etwa, da passiert die Kalkulation beim Scannen und in 15 Sekunden ist der Kostenvoranschlag für die Reparatur schon fertig.“
„Unser Ziel war eine Plattform, auf der alle Konsumentinnen und Userinnen alle Daten von einem Neuwagen abfragen können“ schildert Ronny Rockenbauer, Gesellschafter von GO!drive, den Start der Plattform, die sich von einer reinen Informationsplattform zu einer Handelsplattform entwickelt habe. „Für uns war wichtig, ein nahezu perfektes Produkt auf den Markt zu bringen, mit dem der Händler keinen Aufwand hat.“ Dafür wurden „vollautomatisierte Schnittstellen integriert, die mit allen CMS in Autohäusern kompatibel sind“, so Emanuel Brandis (W1 Omnichannel Marketing), so dass jeder Händler unkompliziert jedes Auto darstellen kann.“
„Uns war zum Start von GO!drive klar, dass die Plattform nur mit guten strategischen Partnern funktioniert – und Versicherung und Finanzierung hängen unmittelbar mit dem Neuwagenkauf zusammen und sind ideale Partner“, begrüßt Andreas Dusovsky, Vertriebsleiter GO!drive, die Zusammenarbeit mit carplus, der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group und der Wiener Städtischen Donau Leasing GmbH.
"Schlagzeilen wie Change und Digitalisierung begleiten uns schon lange – aber natürlich benötigen wir den Autohandel nach wie vor“, so Andreas Vancura und Peter Kirisics von carplus.
A&W-TAG: Der Nachmittag