A&W: Seit Wochen wird diskutiert, wie die neuen, strengeren Abgasnormen aussehen werden. Sehen Sie die Modellvielfalt bei Seat und teilweise auch bei Cupra durch Euro 7 bedroht?
Wayne Griffiths: Wir warten, wie die Entscheidung zu Euro 7 ausfallen wird, die vor allem für die kleinen Verbrenner eine Gefahr ist, weil die Produktionskosten enorm steigen. Die EU muss dieses Problem vernünftig angehen! Wir sind als Hersteller ja nicht prinzipiell dagegen, doch eine zu strenge Regelung würde dazu führen, dass wegen der höheren Preise kaum jemand mehr ein neues Auto kaufen kann, sondern dass die alten Fahrzeuge, die mehr CO2 ausstoßen, länger gefahren werden.
Was wäre Ihr Vorschlag? Kommt Euro 7 im Jahr 2025 zu früh?
Griffiths: Wenn alles vernünftig läuft, könnte man Euro 7 später einsetzen. Dann könnten wir bei Seat mit den alten Verbrennern weiterfahren, zum Beispiel in Richtung 2028.
Sie plädieren also für mehr Stabilität?
Griffiths: Stabilität in der Planung ist sehr wichtig, vor allem für Seat, wo man sich im Gegensatz zu Cupra auf Verbrenner konzentriert. Wir werden in den nächsten Jahren sowohl die Elektroautos als auch die Verbrenner brauchen, der Markt ist sehr volatil. Denn niemand weiß, wie schnell die Zukunft kommt. Wenn man das Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren, erreichen will, wird das nur gehen, wenn man auch mehr E-Autos auf die Straßen bringt.
Im Moment ist dieses Ziel eher unrealistisch?
Griffiths: Ein Durchschnitt von 20 Prozent in Europa ist viel zu wenig, um diese Ziele zu erreichen. Vor allem die Länder in Südeuropa müssen da besser werden. Auch Spanien schafft nur 10 Prozent, da muss etwas passieren. Daher muss unser Ziel ganz klar sein, auf Verbrenner mit niedrigen CO2-Emissionen umzustellen, wo wir ja bei Seat erfolgreich aufgestellt sind, während sich Cupra vor allem auf -Elektroautos konzentriert und in Zukunft beim Terramar auch -einen Plug-in-Hybrid bieten wird.
Das bedeutet, dass die beiden Marken auf abseh-bare Zeit nebeneinander existieren werden …
Griffiths: Ja. Man sieht schon jetzt, dass sich die beiden Marken hervorragend ergänzen. Wenn ich mir zum Beispiel Österreich anschaue, dann gibt es auch hier Gegenden, wo nicht alle Menschen schon morgen auf Elektroautos umsteigen werden. Die Fahr-zeuge müssen weiterhin leistbar sein!
Sie waren Anfang Juni bei der Eröffnung des neuen Cupra-Schauraumes im Autohaus Igerc in St. Michael ob Bleiburg. Wieso gerade in Kärnten?
Griffiths: Ich bin privat sehr oft in Kärnten und daher auch immer wieder beim Autohaus Igerc: Die Familie ist ein Vorbild, denn 6 Prozent Marktanteil bei Cupra und 14,4 Prozent bei Seat schafft nicht jeder.
Grundsätzlich müssen Sie aber auch mit dem Marktanteil von Seat und Cupra in Österreich sehr zufrieden sein …
Griffiths: Ja, Österreich ist eine Benchmark. Bei Cupra sind es mittlerweile 3 Prozent Marktanteil, während wir in Europa bei knapp 2 Prozent liegen. Und der Cupra Born ist das meistverkaufte Elektroauto des VW-Konzerns in Österreich. Das zeigt das -Potenzial von Cupra in Österreich.
Besteht nicht die Gefahr, dass sich Seat und Cupra Kunden wegnehmen?
Griffiths: Nein, wenn man in Österreich gemeinsam schon knapp 10 Prozent erreicht, dann zeigt es, dass sich die beiden Marken perfekt ergänzen. Keine -kannibalisiert die andere. Österreich ist wirklich ein Vorzeigeland, nicht nur beim Marktanteil, sondern wie die junge Marke Cupra wahrgenommen wird.
Wer sind die Kunden von Cupra?
Griffiths: Es sind vor allem junge Menschen, wie schon bei Seat der Durchschnitt immer deutlich jünger war. Insgesamt ist der durchschnittliche Kunde bei uns um 10 bis 15 Jahre jünger als im Schnitt.
Wie stark haben die Krisen der vergangenen Jahre die Entwicklung bei Elektroautos und bei der -Digitalisierung beschleunigt?
Griffiths: Ich bin jetzt 57 Jahre alt – und in den vergangenen 5 Jahren ist so viel passiert, was wir uns vorher nicht vorgestellt haben. Die Krisen waren auch eine Chance, eine neue Marke wie Cupra schneller zu etablieren. Denn die jungen Menschen legen nicht mehr so viel Wert auf Luxus, die haben eine ganz andere Wertevorstellung. Und sie wollen auch andere Autos fahren als ihre Eltern und Großeltern. Der Volkswagen-Konzern hat ein großartiges Portfolio an Marken mit viel historischem Erbe und Prestige. Doch wir wollen mit Cupra etwas Neues schaffen für die junge Generation.
Aber es entstehen ja auch viele andere Marken. Warum wird gerade Cupra Erfolg haben?
Griffiths: Das stimmt. Aus den USA kommen Tesla, Fisker und Lucid, aus China kommen MG, BYD und Nio, um nur einige zu nennen. Genau deshalb brauchen wir im Volkswagen-Konzern auch eine Marke, um etwas Neues zu machen. Cupra ist zum exakt richtigen Zeitpunkt gekommen.
Der Cupra Tavascan wird künftig in China produziert und nach Europa exportiert. Warum?
Griffiths: Im Konzern konzentrieren wir uns darauf, Autos auf einer Plattform an einem Standort zu produzieren, um Synergien zu heben und die Preise günstig zu halten. Für den Tavascan war im Werk Martorell kein Platz, da es mit den derzeitigen -Verbrennern von Seat und Cupra schon recht voll ist. Außerdem stellen wir derzeit schon auf die Produktion der Fahrzeuge auf der kleinen Elektro-Plattform um, also auf den neuen Cupra Raval und das kleine BEV von Volkswagen. Auch wenn der Tavascan in China produziert wird, liegt unser Fokus ganz klar auf einer Fertigung in Europa.
Auf welchen Märkten außerhalb Europas wird Cupra derzeit angeboten?
Griffiths: Wir sind eine globale Marke und wollen auch ein globales Netzwerk haben. Es ist fix, dass wir die USA gerne machen würden: Das ist noch nicht endgültig entschieden, aber die Entscheidung wird demnächst fallen. Es gibt eine Studie mit potenziellen Kunden in den USA, die sehr positiv ausgefallen ist. In Australien sind wir schon, aber wir müssen das Schritt für Schritt angehen, weil man sich nicht verzetteln darf, da müssen wir auch auf unsere eigenen Ressourcen schauen. Wir sollten jedes Modell auf vernünftige Stückzahlen bringen, idealerweise über 100.000 pro Jahr. Cupra gibt es nur, wo es auch zum Mindset der Kunden im jeweiligen Land passt.
Zum Beispiel auch in Südamerika …
Griffiths: In Mexiko sind wir schon sehr stark, auch mit Seat. Dazu kommen Kolumbien und Chile. Aber natürlich hat Südamerika ganz andere Probleme zu lösen, hier fehlt es ebenfalls an der Infrastruktur für Elektroautos. Auch macht es energiepolitisch keinen Sinn, den Strom aus fossiler Energie zu erzeugen.