Fast 2.800 Beschäftigte, mehr als 18 Millionen Reifen pro Jahr: Die Reifenfabrik von Hankook in Rácalmás, südlich von Budapest, ist wahrlich nicht klein. Auch an diesem Tag warten Dutzende Lastwagen mit Kennzeichen aus halb Europa am Werksgelände auf das, was hier produziert wird: Reifen für unterschiedlichste Einsatzbereiche, für Pkws, SUVs und leichte Nutzfahrzeuge. Auch die neuen iON-Reifen, speziell für Elektroautos entwickelt, werden hier produziert. „Bis ein iON-Reifen fertig ist, vergehen insgesamt 9 Schritte“, sagt der Techniker, der durch das Werk führt. 24 bis 48 Stunden dauert es, bis ein Pneu fertig ist. Der iON evo ist in Größen von 18 bis 22 Zoll erhältlich.
Auf der Liste der Autohersteller, die bei Hankook in Ungarn Reifen für die Erstausrüstung fertigen lassen, stehen unter anderem Audi, BMW, Mercedes, Mini, Porsche, Škoda, Tesla und Volkswagen.
Mit in der Gruppe ist auch Klaus Krause, Chefentwickler in der Europa-Zentrale von Hankook in Hannover; seit Oktober 2005 ist er für Hankook tätig. Was sich seither geändert hat? „Früher hatte der Designer sehr viel mehr Einfluss als der Chemiker.“ Auch jetzt habe das Profil eines Reifens noch großen Einfluss auf viele Bereiche, etwa auf die Geräuschentwicklung: „Aber beim Rollwiderstand sind die Materialien deutlich entscheidender“, meint Krause. Eben dieser Rollwiderstand stehe sehr im Fokus, weil er eine wichtige Rolle beim Kraftstoffverbrauch spiele.
Was Krause noch erwähnt, ist die Größe der Reifen: „Die Dimension 255/16, heute Standard beim Golf, war früher ein Ultra-Performance-Reifen.“ Und dennoch wirke sich dies nicht massiv auf die „ungefederten Massen“ aus: „Ein Reifen der gleichen Größe ist heute um 20 Prozent leichter als früher.“

Nachhaltige Materialien verteuern die Reifen 
Entscheidend bei der Entwicklung der Reifen für E-Autos sind neben dem höheren Gewicht auch die Beschleunigungswerte (nicht nur bei einem Porsche Taycan). Beides sorgt für einen erhöhten Abrieb. Da Elektroautos leise sind, werden die Geräusche eines Reifens im Innenraum stärker wahrgenommen.
„Etwa 3 Jahre vor Marktstart kommen die Anfragen der Autohersteller und die Nominierung“, erklärt Krause: Neben Preis und Leistung steht auch die Nachhaltigkeit im Fokus. Hier habe Hankook mit der PV-Anlage am Dach einen Vorteil. Erschwerend komme derzeit dazu, dass nachhaltige Rohmaterialien zum Teil erheblich teurer werden. „Ist der Kunde bereit, mehr zu bezahlen?“