"Auf lange Sicht sind wir alle tot“, lautet ein bekanntes Zitat von John Maynard Keynes, mit dem der berühmte ökono-mische Vordenker den Unsinn von langfristigen Prognosen auf den Punkt brachte. „In the long run we are all dead“, das könnte natürlich auch bedeuten: eigentlich eh wurscht. Denn wenn der lange Blick in die Zukunft, die Prognose für überübermorgen keine Rolle spielt, warum sollte man sich dann überhaupt mit -Gedanken an Beständigkeit, an „Enkelfitness“ herumschlagen?

Wir haben uns bei der Themenauswahl diese Sonderausgabe, die Sie gerade in Händen halten, entschieden, Keynes Keynes sein zu lassen und unsere Arbeit unter das Motto der Nachhaltigkeit zu stellen. Das doch recht ferne Datum 2100 haben wir uns in den Titel geholt, gerade weil es einen nicht mehr prognostizierbaren Zeitraum einschließt und die ganz weite Perspektive einfordert.

Die „Forschungsfrage“, nicht ganz unbescheiden: Wie kann es gelingen, unsere Branche – vielleicht sogar das menschliche Wirtschaften insgesamt – so aufzustellen, dass sie über die immer kolportierten Meilensteine in puncto Klimaneutralität, Verbrennerobsoleszenz etc. hinaus Bestand hat?

Wichtig war uns, von Anfang an zu betonen, dass der Begriff der Nachhaltigkeit weit über ökologische oder Klimafragen hinausgeht – auch wenn die Klimakrise unbestreitbar ein entscheidender Treiber ist, sich in diesen Tagen damit zu beschäftigen.

Wie es der gute Brauch ist bei unseren Sonderausgaben, haben wir uns nach Kräften bemüht, uns in einigen Beiträgen weit über unseren automotiven Tellerrand hinauszulehnen. Das gab uns Gelegenheit, in Branchen hineinzuschnuppern, mit denen wir ansonsten eher weniger zu tun haben, zum Beispiel in die Abläufe einer deutschen Uhrenmanufaktur, die bis heute höchst erfolgreich analoge Uhren mit mechanischen Uhrwerken vermarktet. 

Ihnen soll das ermöglichen, sich anderswo inspirieren zu lassen, Best-Practice-Beispiele anzusehen und eventuell den einen oder anderen Gedanken in die eigene Sphäre mit hinüberzunehmen. Und keine Angst, natürlich sind einige absolute automotive Schmankerln dabei; Beiträge, die Einblicke in die Arbeit von Gebrauchtteilehändlern, Oldtimerspezialisten oder Motoreninstandsetzern gewähren zum Beispiel.

Apropos Beiträge: Als dominierenden Formfaktor unserer Texte in diesem Heft haben wir uns heuer entschieden, das Interview zu wählen. Wir wollten damit ein Signal setzen für das Gespräch als unverzichtbaren Baustein von Kooperation, Zusammenarbeit und Dialog. Die Aufforderung „Bleiben wir im Gespräch!“ erscheint immer wichtiger in Zeiten, in denen sich Kommunikation darauf zu beschränken scheint, dass von PR-Experten polierte Botschaften aufeinander losgelassen werden. 

Auch so ein Rezept für Nachhaltigkeit, das wir mit dieser Ausgabe gern kommunizieren möchten: Reden wir weiter miteinander, hören wir einander zu – auch wenn der eine sich die Zukunft so vorstellt, und der andere ganz anders.