Sgreening wird als Social & Green Marketing Agentur bezeichnet. Was genau kann man sich darunter vorstellen und was ist die Idee dahinter?

Kirsten Neubauer: Die grundsätzliche Idee dahinter ist es, zwei Dinge zusammenzubringen. Einerseits das Aufspüren und Ermöglichen eines nachhaltigen Wandels innerhalb eines Unternehmens, andererseits die korrekte Kommunikation dessen. Auch das sogenannte Screening (`=Durchleuchten, Überprüfen), das sich schon in unserem Namen verbirgt, ist eine unserer Kernaufgaben. Dabei werden genau diese Aspekte innerhalb des Unternehmens herausgearbeitet. Was uns dabei aber sehr wichtig ist, ist die Falle des Greenwashings zu vermeiden. Zusätzlich wollen wir innerhalb des Unternehmens die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, ihre Ideen einzubringen und diesen Wandel gemeinsam zu gehen. „Social“ ist ebenfalls ein wichtiger Teil unserer DNA, weil Nachhaltigkeit nicht nur den ökologischen, sondern auch einen sozialen Aspekt beinhaltet. Alle diese verschiedenen Aspekte möchten wir bei sgreening zusammenführen.

Muss das Hauptaufgabenfeld der Kunden im Bereich Nachhaltigkeit liegen? Was ist der Anspruch an die Agentur?

Es sind alle Kunden willkommen, die Nachhaltigkeit ernsthaft betreiben wollen. Wir sind nicht für Greenwashing zu haben. Für uns bedeutet das, es muss ein wirklich nachhaltiger Wandel im Kerngeschäft eines Unternehmens stattfinden. Erwartet werden oft „Wunderwuzzis“. Wir sollen möglichst schnell jene Inhalte erfassen, die wir kommunizieren können. Dabei geht es aber um ein Themenfeld, bei dem man sehr bewusst und vorsichtig kommunizieren muss, um nicht den Vorwurf des Greenwashings auf sich zu ziehen. Wir wollen Nachhaltigkeit an den Parametern Soziales, Ökologisches und Ökonomisches festmachen und vereinen können.

Was müsste passieren, dass sgreening einen Kunden ablehnt?

Es gibt immer wieder Diskussionen und es kommt auch vor, dass wir mit dem Kunden übereinkommen, dass man doch nicht zusammenpasst. Oft sind das Kunden, die wirklich nur Greenwashing betreiben wollen. Es ist auch für unsere bestehenden Kunden wichtig, weil diese den Anspruch haben, dass wir für etwas stehen und deshalb als Agentur ausgewählt wurden. Unser Anspruch ist, dass man weiß, sgreening macht das nur, wenn man es ernst meint. Dieser Ruf ist uns wichtig. 

Was bedeutet für Sie der ­Begriff Nachhaltigkeit?

Ich würde sagen: Langfristig unter ökologischen Aspekten wirtschaftlich erfolgreich agieren.

Was hat Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit zu tun?

Wir werden ökologischen Fortschritt nur schaffen, wenn wir möglichst viele Menschen mitnehmen können. Damit sind auf der einen Seite natürlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeint, auf der anderen Seite aber auch die Gesellschaft im Gesamten. Nachhaltigkeit ist auch eine soziale Frage. Das hat mit Klimagerechtigkeit, mit sozialer Gerechtigkeit und mit Chancengerechtigkeit zu tun. Nachhaltiges Handeln beinhaltet aber nicht zwangsweise finanzielle Aspekte. Der größte Hebel liegt bei den Unternehmen, nicht den Individuen. Wir haben durch den Klimawandel auch keine Zeit mehr, darauf zu warten, dass alle Leute ihr Verhalten ändern. Das geht sich nicht mehr aus. Die Hebel sind in der Politik und in der Wirtschaft. Bei Letzterer wollen wir mitagieren und damit die Kundinnen und Kunden auch mitnehmen. 

Was ist Greenwashing bzw. wann würden Sie von Greenwashing sprechen?

Für uns ist es das Setzen ökologischer Maßnahmen, die nicht direkt im Kerngeschäft des Unternehmens verankert sind. Beispielsweise das Anwerben neuer Kunden und für jeden neuen Kunden fallen ein paar Euro für ein Nachhaltigkeitsprojekt ab. Hier wird am Unternehmenskern und am eigenen Tun nichts geändert. Das ist klassisches Greenwashing.


Die Autobranche hat in der Diskussion um Nachhaltigkeit oft nicht den besten Ruf. Was kann bzw. muss sie Ihrer Meinung nach für mehr Nachhaltigkeit tun?
Ich bin der Autobranche sogar sehr dankbar, denn sie schafft Fakten, wo die Politik versucht zu verwaschen. Beim Weg vom Verbrenner hin zu alternativen Antrieben ist die Branche vergleichsweise sehr schnell und auch bereit, etwas zu verändern. Ein weiterer Bereich, wo viele Innovationen aus der Branche kommen, ist die Shared Mobility. Hier werden großartige Konzepte entwickelt und auch sehr viel investiert. Es wird in Zukunft keinen ökonomischen Erfolg ohne ökologisches Engagement geben. Diese Erkenntnis ist in der Automobilbranche angekommen.

Oft wird Nachhaltigkeit mit höheren ­Kosten assoziiert, stimmt das?

Es geht nicht zwangsweise um große Investitionen. Nachhaltigkeit bedeutet in vielen Fällen auch Ressourceneinsparung und das birgt finanzielles Einsparungspotenzial. Die Umstellung ist eher der Aufwand. Das muss sich nicht in Geld niederschlagen, aber in Zeit, ­Gedanken oder Initiativen. 

Was kann beispielsweise ein Autohaus für mehr Nachhaltigkeit tun?

Als Autohaus habe ich zum Beispiel einen eigenen Fuhrpark, einen beheizten bzw. klimatisierten Schauraum und ich habe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei mir arbeiten und Anfahrtswege haben. Ich habe also auch in diesem Fall ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die in meinem direkten Einflussbereich liegen. Im Falle eines Autohauses kann ich mir beispielsweise auch überlegen, wie und mit welchen Materialien ich meinen Kunden welche Antriebe erkläre und schmackhaft mache. Das geht bis zur Frage, wo und wie Unterlagen gedruckt und hergestellt werden.