Nachhaltigkeit in der Reparatur ist ein weites Feld. Die Basis ist natürlich, dass lange hält, was die Werkstätte repariert. Es sollte auch umweltfreundlich sein, etwa hinsichtlich der Entsorgung von Altmaterial, von Altöl über den Reifen bis zur kaputten Stoßstange. Das sind Bereiche, die entweder logisch und/oder ohnehin schon gesetzlich vorgeschrieben sind. Wenn wir in diesem Artikel über nachhaltige Reparatur berichten, dann geht es allerdings um CO2-reduziertes oder gar CO2-neutrales Arbeiten. Auch das hat eine gewisse Logik beim notwendigen Hausverstand: Weniger CO2 bedeutet in der Regel weniger Energie und damit auch weniger Kosten. Das hat sich in der jüngsten Krise gezeigt, wo etwa Strom- und Gaspreise deutlich über die wirtschaftliche Schmerzgrenze gestiegen sind. Es gibt aber noch einen anderen, wichtigen Grund, seine CO2-Emissionen im Griff zu haben: CO2-neutrales ­Arbeiten als Anforderung der Kunden.

Nachhaltigkeit als Konzern-Ziel
In unsere Redaktions-Mailboxen flattern laufend Konzern-Presse-Infos zum Thema Nachhaltigkeit. Egal ob Produzenten oder Dienstleister, sie alle wollen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten CO2-neutral werden. Das ist zum Teil Marketing, das ist zum Teil Überzeugung, bei der Industrie ist die Reduktion bereits verpflichtend und nicht zuletzt spielt die Taxonomie eine wachsende Rolle.

Was ist die Taxonomie?
Die EU-weit gültige Taxonomie klassifiziert nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Damit soll Anlegern Orientierung gegeben werden und ein Anreiz gesetzt werden, Kapital für den grünen Umbau von Energieproduktion und Wirtschaft zu verwenden. Für den Übergang zu einer emissionsarmen, ressourcenschonenden Wirtschaft spielt das Finanzsystem eine Schlüsselrolle. Die Europäische Kommission hat dafür Kriterien vorgelegt, die dazu beitragen sollen, in der Europäischen Union mehr Geld in nachhaltige, klimaschonende Tätigkeiten zu lenken sowie die Umweltbilanz in Unternehmensberichten sichtbarer zu machen.
Ein Beispiel gefällig, wie umfassend das Thema bereits heute ist? Die österreichische Post hat die geplante Taxonomie nicht erreicht, weil die Reifen nicht so umweltfreundlich sind, wie sie sein sollten. Dabei setzt die Post in der Zustellung konsequent auf Elektro-Transporter, die Ganzjahres-Reifen haben aber das ­Ergebnis verhagelt.

Was geht mich das an?
Schön, könnten Sie sich als kleiner Werkstatt-Betreiber nun denken: Was geht mich das an? Nun, in der CO2-Bilanz sind Lieferanten, Dienstleister und Kunden, also etwa in Form von Verarbeitern bei Autolacken mit berücksichtigt. Lackiert etwa ein Karosseriebetrieb mit hohen CO2-Emissionen, belastet das die CO2-Bilanz des Lack-Herstellers. Der Versuch der Konzerne, den CO2-­Ausstoß „gemeinsam“ zu reduzieren, hat also langfristig wichtige Auswirkungen.

Kundenanforderungen
Aber sehen wir uns die Lieferanten-Seite an. Treibhausgase aus Reisen, Fuhrpark und Dienstleistungen sind wichtige Punkte in der CO2-Bilanz der Konzerne, die reduziert werden sollen bzw. müssen. In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter bei der Firmenauto-Auswahl oft keine PS- und keine Preisgrenzen, sondern CO2-Vorgaben erhalten. Jetzt kommt der nächste Schritt zum Elektroauto. Schon heute schafft die deutsche Telekom nur mehr Dienstwagen mit E-Antrieb an, SAP (27.000 Firmenwagen) will etwa 2025 nur mehr E-Autos für Mitarbeiter zulassen, die Umstellung auf einen reinen E-Auto-­Fuhrpark soll 2030 abgeschlossen sein. Bei der CO2-Reduktion soll aber nicht nur der Antrieb, sondern auch die Wartung und Servicierung des Fahrzeuges mithelfen. Egal ob Service im Autohaus, Reifenwechsel beim Spezialisten oder eine Lackierung im Karosseriebetrieb: die CO2-Bilanz des ausführenden Betriebes wird zum wichtigen Thema.
„Die Forderungen von manchen Leasingfirmen liegen klar auf dem Tisch, zum Teil sehr spezifiziert“, erklärt etwa Jochen Clahsen, Manager 4Fleet Group EU Central. In Zukunft wird hier eine Zertifizierung der Dienstleister, also im konkreten Fall des Reifenbetriebes, gefordert werden.

CO2-Bilanz als Voraussetzung
Vorerst sind es einzelne Flotten und Leasingfirmen, die das zum Thema machen und ihre Dienstleister nach der CO2-Belastung auswählen. Nach und nach wird das Thema aber zur Vorgabe bei der Beauftragung werden, vor allem beim Routing und in den Netzwerken. Denn der generelle Trend zum Großauftrag­geber läuft schon länger unaufhaltsam. Wer sich als Werkstätte nicht in einem Netzwerk befindet, wird es zukünftig immer schwerer haben, die Reparatur durchzuführen. Denn der Autofahrer entscheidet immer seltener selbst über den Werkstatt-Auftrag, egal ob Pickerl, Reifen, Lackierung oder Service: Das Routing ist längst Realität und wird noch stark zunehmen – bei Leasingfahrzeugen, Firmenautos, Abo, Sharing oder Miete.
Doch zurück zum Thema: Heute geht es bei den sogenannten Großauftraggebern, also den Flotten oder den Routern, um Leihwagen, Hol- und Bring-Service, vielleicht um bestimmte Reparatur-­Methoden, Gott sei Dank auch um Qualität und natürlich sehr oft um den Preis. Zukünftig wird es auch sehr stark um Nachhaltigkeit gehen, vor allem in Form von CO2-­Reduktion.

Gesetzliche Vorgaben
Und dabei sind hier vorerst nur die Kundenanforderungen gemeint. Die gesetzlichen Regelungen zu CO2-Emissionen, die auch für kleine Unternehmen derzeit diskutiert werden, sind ein weiteres Thema, das auf die Betriebe zukommt. Die CO2-Steuer ist schon heute Realität.

Drei positive Aspekte
Jetzt auf Nachhaltigkeit und CO2-­Reduktion im Betrieb zu setzen, hat also 3 positive Aspekte: In der Regel sind CO2-neutrale oder CO2-arme Energiequellen langfristig günstiger, Beispiel Photovoltaik. Reduziert man schon jetzt den CO2-Ausstoß, ist man für künftige gesetzlichen Vorschriften schon ­gerüstet. Allein durch die bereits realisierte CO2-Steuer wachsen die Energiekosten regelmäßig. Und nicht zuletzt wird die CO2-Bilanz ein zunehmend wichtiger Teil der Kundenanforderungen. 

Die richtigen Ersatzteile

Seit dem Dieselskandal legen die Gesetzgeber besonders Augenmerk auf die Einhaltung der Emissions- und Verbrauchswerte. Mit dem nun vorgeschriebenen On Board Fuel Consumption Monitoring (OBFCM) analysiert die EU schon jetzt den tatsächlichen Verbrauch. Zukünftig wird die Einhaltung der bei der Typisierung angegebenen Emissionen weiter an Bedeutung gewinnen und dazu gehört ein gewisser Originalzustand des Fahrzeuges. Neben der technischen Funktion und Freigabe ist es also auch hinsichtlich Emissionen bzw. Abrieb entscheidend, welches Öl man in Motor und Getriebe einfüllt, welche Bremsscheiben und -Beläge montiert werden und welche Reifen zum Einsatz kommen.