Um festgefahrene Systeme aufzubrechen, braucht es Fantasie. Vorstellungskraft, die sich frei entfalten kann und noch nicht allzu sehr vom Gewohnten blockiert wird. Kinder haben diesen Blick auf die Welt, wenn man ihnen denn nur aufmerksam zuhört. Kein Wunder, dass auch die Automobilindustrie immer wieder auf die Idee kommt, doch die Kunden der Zukunft träumen zu lassen.

Recyling-Autos und „Regenwasserstoff“
Bereits seit 2004 lädt der japanische Autohersteller zum Toyota Dream Car Art Contest, der 2022 in seine 15. Runde ging. 78 Länder und Regionen machten mit, über eine halbe Million Zeichnungen wurden eingesandt. „Wir hatten das Gefühl, dass in den Kunstwerken eine andere und umfassendere Sicht auf die Welt geschaffen wurde. Uns hat beeindruckt, dass Vielfalt bei Kindern immer mehr an Bedeutung gewinnt und sie mehr in die Zukunft sehen als Erwachsene. Wir finden auch, dass die Werke die Zeit gut widerspiegeln. Wir denken, dass es wichtig ist, dass Kinder die Welt sehen, in der sie Autos fahren, und sich verschiedene Träume vorstellen“, so die Veranstalter des Wettbewerbs. Erwähnenswert ist sicher das Auto als Müllsauger, von einem siebenjährigen Kind in Thailand konzipiert: „Es wird den gesamten Müll aufsaugen und in neue Produkte umwandeln, damit die Menschen sie für ihr tägliches Leben wiederverwenden können. Recycelte Abfallprodukte werden auch an Menschen gespendet, die in Not sind, um ihr Leben sinnvoll zu unterstützen.“ Aus Kolumbien (10-jähriges Kind) kam die Idee einer Art Wasserstoffauto, mit drei Tanks am Dach, aus denen das Wasser schwappt. Ein Kind (11 Jahre) aus Österreich hatte Regenwasser im Sinn: Die Autos fangen es auf und wandeln es in Energie zum Fahren um. So schwebt man mit umweltfreundlichem Wasserdampf über der Straße. Schweben gehört auch für eine achtjährige Österreicherin dazu: So fährt man nicht mehr in Schlaglöcher und kann gleich zur Hochgarage direkt neben der Wohnung fliegen – egal, in welchem Stock man wohnt.
„Shape The Future Of Mobility“ heißt ein aktueller Ideenwettbewerb, der von der ASFINAG gemeinsam mit Volkswagen initiiert wurde. Was die Zielgruppe, 15- bis 20-jährige „Changemakers“, für Konzepte per Videobeitrag einreichte? Darauf müssen wir noch kurz warten, denn die von der globalen Bildungsplattform Moonshot Pirates durchgeführte Aktion war bei Redaktionsschluss noch am Laufen. Die Gewinner können sich jedenfalls auf eine Reise ins Silicon Valley freuen. „Uns beschäftigt ganz besonders die Frage, welche Erwartungen junge Menschen an die Straßeninfrastruktur von Morgen haben“, meinte ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl im Vorfeld.

Rollerskates und Privatflugzeug
Gespräche mit jungen Menschen über die Mobilität von morgen sind extrem spannend. Wer heute 8, 10 oder 15 Jahre alt ist, steht 2050 mitten im (Arbeits-)Leben und ist 2070 noch nicht einmal in der Pension angekommen. Wir, die diesen Text lesen, sind dann schon richtig alt oder gar nicht mehr da – nur zur ­Einordnung.
Die 9-jährige Emma aus St. Pölten ist sich gegenüber AUTO & Wirtschaft sicher, dass Autos in Zukunft allein fahren oder auch fliegen können. „Aber ein bisschen gruselig ist das schon, wenn die ganz von allein unterwegs sind.“ Als Treibstoff ist für sie Solarenergie einleuchtend, „zumindest am Tag“, oder die Autos werden generell „durch Müll angetrieben“. Die Kraft der Sonne wird auch das Reisen in ferne Länder umweltfreundlicher machen, „denn das Flugzeug ist ja immer nah an der Sonne dran!“ Realistisch bleibt Emma, wenn es um spacige Themen geht: „Wir müssen nicht in den Weltraum fliegen. Besser wäre es, hier auf der Welt nicht alles abzuholzen und weniger mit dem Auto zu fahren, dann können wir auch weiterhin im Grünen spielen.“ Ob sie selber ein Auto fährt, kommt ganz auf den Verkehr an: „Wenn der schlimmer wird, fahre ich mit dem Fahrrad.“ Wohnhaft in Wien, kann sich die 8-jährige Nini nicht vorstellen, als Erwachsene selbst ein Auto zu fahren, eher wird sie mit elektrischen Rollerskates in die Arbeit düsen. Es wird aber schon noch Autos geben, die fahren mit Strom und haben „bessere Klimaanlagen“, so das Mädchen. Beim Fliegen wird sich ihrer Meinung nach einiges tun, denn „bald können sich alle ein Privatflugzeug kaufen“ und die fliegen dann natürlich elektrisch. Auch in den Weltraum könnte man easy, „ich will aber nicht“, so Nini. Ebenso in Wien lebt der 10-jährige Jonas, der nur dann selbst Auto fahren wird, wenn die Technologie umweltfreundlicher wird. Autonome Taxi-Drohnen schweben in seiner Zukunftswelt, aber die Mehrheit der Menschen wird in elektrisch betriebenen Flugzeugen transportiert. Auch die Raketen (samt deren Startrampen) werden mit umweltfreundlichem Strom betrieben. Wir bleiben in Wien, wo der 9-jährige Philipp sich künftig in Schwebeautos sieht. Wie das funktionieren soll? „Etwa mit Magneten, wie diese Magnetschwebebahnen“, kommt die schnelle Antwort, „da kann man dann auch einstellen, ob man automatisch oder selbst fährt.“ Vielleicht gibt es später auch ganz neue öffentliche Verkehrsmittel oder das Beamen wird erfunden. „Das will ich dann auch machen, aber nicht als erste Testperson. Das sollen ein paar Leute vorher ausprobieren.“ Auch das Flugzeug wird sich irgendwann ändern, nachdem es noch lange mit Kerosin fährt, wie heute, „vielleicht auch elektrisch, wenn das geht“, so Philipp. Max aus Wien ist 13 Jahre alt und wird auf jeden Fall den Führerschein machen, denn „ich glaube, dass es praktisch ist, wenn man grundsätzlich Auto fahren kann. Auch wenn ich nicht direkt eines besitzen muss.“ Die Elektroautos sind für ihn „jetzt einmal die Zukunft, autonomes Fahren wird auch noch kommen. Und für Busse oder Lkws kann ich mir Wasserstoff vorstellen. Ich glaube, in Zukunft werden alle dazu gezwungen, nachhaltiger zu leben, daher wird es in Zukunft weniger SUVs und mehr kleine Autos geben. Ich glaube nicht, dass die Autos einmal komplett verschwinden, die Leute werden aber mehr mit dem Zug und dem Reisebus fahren.“ In weiter Zukunft werden wir auch Mond oder Mars besiedeln können und „wenn die Möglichkeit gegeben ist und es nicht schwierig und auch leistbar ist, würde ich mir einen Zweitwohnsitz am Mond zulegen“.

Beheizte Reifen im Winter
Auch bei essenziellen Elementen des ­Autos kann man sich Ideen von den Kindern holen, so hat Goodyear zur ­Einführung des Winterreifens Ultra­Grip Performance (2016) ebenso zu einem Malwettbewerb aufgerufen, um ­sozusagen das Rad neu zu erfinden. Neben Zackenreifen und Pneus mit scharfen Zähnen für viel Grip auf Schnee hielten es viele Kids für gut, der Kälte direkt auf den Leib zu rücken. Beheizte Reifen, Unterbodenwärme unter dem gesamten Auto oder flammenspuckende Reifen galten einigen als perfekte Lösung. Auch nicht schlecht: Immer wieder wurden leuchtende Reifen gemalt, denn im Winter ist es ja so früh dunkel! Wenn in Zukunft derartige Konzepte in Serie gehen, verdanken wir das – natürlich – unseren Kindern.