Alles müsse „nachhallig“ sein, klagte der genervte Hauptdiskutant seinen Stammtischkollegen mit etwas schwerer Zunge, merklich müde und erschöpft von der schweren Bürde des Klimaschutzes. Nach Verlassen des Lokals hat das „nachhallig“ nachgehallt: eine spannende, durchaus treffende Übersetzung des Themas, das wir uns für die vorliegende Sonderausgabe vorgenommen hatten. Die Aktivitäten müssen nachhallen, vor allem bei den Menschen. Nachhaltigkeit bedeutet auch Stabilität, und dennoch braucht es gerade jetzt sehr viele Veränderungen, um diese Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein Widerspruch in sich, wo wir Menschen Veränderungen und langfristige Perspektiven so gar nicht mögen?

Dabei ruht Nachhaltigkeit, wie wir im ersten Artikel dieser Ausgabe vom Kollegen und Projektverantwortlichen Mag. Bernhard Katzinger lernen durften, auf Ökologie, Ökonomie und sozialen Gesichtspunkten. Bei den Menschen hallt aber nur die Ökologie nach und wird mehr und mehr zum Konflikt-Thema.

Denn der (dringend notwendige) Nachhaltigkeits-Trend fällt – vor allem in Europa – leider genau in die Wohlstands-Rezession hinein, die einen über Jahrzehnte dauernden Zuwachs an Lebensqualität und Wohlstand auf hohem Niveau zumindest stagnieren lässt, teilweise bei vielen Menschen auch rückläufig ist. Daran muss ja jemand Schuld tragen, ist die Bevölkerung geneigt zu vermuten. Und der auf dieser Annahme gedeihende Populismus bietet genug Feindbilder: Ausländer im Allgemeinen, die EU im Speziellen und Flüchtlinge im Besonderen. Und natürlich der Umweltschutz und die „Nachhalligkeit“, die uns weltverschwörerisch von den Grünen und den Links-linken eingebrockt wurden und die angeblich unsere Wirtschaft zerstören.

In Wahrheit ist das CO2-Thema längst ein gewaltiger Business-Case geworden, bei dem die Europäer noch hinterherhinken. Die Chinesen haben die Technologieführerschaft in vielen Bereichen wie etwa bei Photovoltaik, Akku-Produktion und E-Autos inne. Die US-Amerikaner graben uns längst die zur Energiewende investitionsbereiten Firmen ab: Inflation Reduction Act nennt sich das, und die Amis stehen nicht gerade im Verdacht, linkslinke Ökofundis zu sein. Nun als Europa an der „alten“ Wirtschaft und Technologie festzuhalten, ist langfristig gefährlich.

Denn in Wahrheit ist es längst globaler Konsens, dass wir so nicht weitertun können. Und selbst wenn wir den menschengemachten Klimawandel mit seinen dramatischen Folgekosten nicht mit einberechnen, ist es wirtschaftlich höchst an der Zeit, mit Hochdruck an der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu arbeiten, aus Gründen der Verfügbarkeit, der steigenden Kosten in der Gewinnung und den Abhängigkeiten. 

Und in dieser Wirtschaft haben CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit längst oberste Priorität: aus Marketing-Gründen, wegen gesetzlicher Vorschriften oder der Taxonomie. CO2-Bilanz und Klimafreundlichkeit werden entscheidende Marketing-Botschaften und Kaufgründe werden. 

Sorry für den Ausflug: Was bedeutet Nachhaltigkeit konkret für den Kfz-Betrieb? Intensive Anstrengungen bei der E-Mobilität, die bald dominieren wird. Energie- und CO2-Reduktion aus Kostengründen und aus wachsenden Gründen der Kundenanforderungen. Der entscheidende Punkt ist aber das Engagement für den Kunden. Bei dem muss der Einsatz für ihn nachhallen, dann ist er nachhaltig. Nur wem es gelingt, den Kunden mehr denn je zu begeistern, in digitalen und schnelllebigen Zeiten Kundenloyalität zu schaffen, der wird als Kfz-Betrieb überleben. Solche Unternehmen wird sowohl der Kunde wie auch der Automobilhersteller weiterhin brauchen. Und damit kann die nachhaltige Entwicklung des Betriebes und seiner Mitarbeiter gesichert werden.

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