Der Preis wurde am Freitag (26. Mai) an der TU Wien verliehen: Gewürdigt wurde die Forschung für die erste industrielle E-Fuel-Produktion in Chile. Ausgezeichnet wurden Dipl.-Ing. (FH) Karl Dums von der Porsche AG, Dipl.-Ing. (FH) Marcos Remedios Marques (vormals Porsche AG, jetzt HIF Global) und Dipl.-Ing. Rolf Schumacher von HIF Global.
TU-Rektorin Univ. Prof. Dr. Sabine Seidler meinte, dass durch den Aufbau der Pilotanlage „Haru Oni“ in Patagonien wichtige Grundlagen geschaffen worden seien, um in den nächsten Jahren E-Fuels in großen Mengen, zu wettbewerbsfähigen Preisen, nahezu klimaneutral produzieren zu können. „Die Auszeichnung würdigt einen entscheidenden Beitrag zur Technologieoffenheit und ist in der aktuellen Situation von großer Wichtigkeit.“
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Geringer, der Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien, sagte, dass die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern es unausweichlich mache, sich mit dem Thema E-Fuels zu beschäftigen. „Um der Klimaproblematik entgegenzutreten, benötigt es ausreichend grüne Energie. Die Fahrzeugindustrie muss daher alle möglichen Anstrengungen unternehmen. Neben der Elektromobilität benötigen wir daher genauso E-Fuels als Ersatz für die fossilen Energieträger Öl und Erdgas.“ Außerdem könnte der Fahrzeugbestand mit E-Fuels zumindest theoretisch unmittelbar klimaneutral umgestellt werden. Weitere Vorteile seien der einfache Transport sowie die Langzeitspeicherung. „Deshalb muss rasch mit der Umsetzung begonnen werden. Mit dieser Auszeichnung wollten wir der Technologieoffenheit Vorschub leisten. Denn E-Fuels sind keine Konkurrenz zur Elektromobilität, sondern eine wichtige Ergänzung, um dem Ausstoß von CO2 und Treibhausgasen entgegenzutreten.“
In Wien anwesend war auch Dr. Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzern: Er meinte, dass der Klimawandel schnelles und konsequentes Handeln erfordere. „Wir müssen klare Antworten finden – auch im Verkehrssektor. Und wir müssen die Dekarbonisierung der Mobilität entschlossen vorantreiben. Die Zukunft gehört der Elektromobilität und hat für uns daher höchste Priorität. Wir sollten aber auch die Bestandsfahrzeuge im Blick behalten.“ Heute seien weltweit etwa 1,3 Milliarden Verbrenner unterwegs, und diese Zahl werde in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen. Zudem werden viele davon auch noch in Jahrzehnten auf dem Markt sein. „Durch den Einsatz von E-Fuels können wir diese Fahrzeuge rasch klimaneutral betreiben. Denkbar wäre eine schrittweise Beimischung. Jedes Prozent senkt sofort den CO2-Ausstoß.“ Elektromobilität und E-Fuels seien kein Gegeneinander. „Im Gegenteil, beide Technologien ergänzen sich und sind ein wichtiger Beitrag zur Klimaneutralität.“
„Wir haben uns mit diesem Projekt einen Traum erfüllt“, erklärte Dipl.-Ing. (FH) Karl Dums, Teamleiter Politik und Govermental Affairs bei Porsche in Stuttgart. „Energie zu gewinnen an einem Ort, wo sie im Überfluss vorhanden ist, um sie dann in Flaschen zu füllen. Wir haben bewusst Risiken genommen und haben – in der Rennsprache ausgedrückt – unseren Prototypen in Rekordzeit erfolgreich auf die Strecke gebracht. Wir freuen uns, dass unsere Arbeit eine so positive Resonanz erhält, und werden weiterhin mit vollem Engagement arbeiten.“
Auch Preisträger Dipl.-Ing. Rolf Schumacher, Chief Innovation Officer HIF Global in Berlin, war begeistert: „Wir haben das große Glück, bei Porsche jeden Tag an unseren Träumen arbeiten zu dürfen.“ Mit der Anlage zur industriellen Erzeugung von E-Fuels habe Porsche Pioniergeist und Mut bewiesen. „E-Fuels sind mehr als ein Energieträger für Sportwagen. Sie sind eine echte Chance, um die Dekarbonisierung der Mobilität voranzutreiben.“ Die Auszeichnung sei ein Ansporn und man plane bereits weitere Produktionsstandorte.
Dr. Hans Peter Schützinger, Vorstandssprecher der Porsche Holding Salzburg, sagte, dass man sehr zum Thema Technologieoffenheit stehe. „Ohne E-Fuels insbesondere für den Bestand werden wir die CO2-Ziele nicht schaffen können.“ Nach dem Hochlauf der Elektromobilität in den vergangenen Jahren auf rund 17 Prozent merke man jetzt in Österreich eine leichte Zurückhaltung. „Dies steht insbesondere im Zusammenhang mit der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtsituation.“ Den „Autogipfel“ mit Bundeskanzler Karl Nehammer vor einigen Wochen in Wien kommentierte Schützinger mit „einem lachenden und einem weinenden Auge. Ein lachendes Auge, weil man das Auto thematisiert und ins Blickfeld gerückt hat. Gleichzeitig sind wir vorsichtig, keine falschen Erwartungen in Bezug auf E-Fuels zu schüren.“ Insgesamt wäre es sehr wünschenswert, wenn E-Fuels möglichst rasch und umfangreich geliefert werden könnten, so Schützinger.