Fixe Idee, verzweifelter Wähler-Fischzug am rechten Rand oder realistisches Zukunftsszenario – die Beiträge zum Thema E-Fuels haben sich nach dem „Autogipfel“ im Bundeskanzleramt noch verdichtet. Der – wie man hinter vorgehaltener Hand hört – eher als E-Fuel-Gipfel geplante Termin mit Experten hauptsächlich aus diesem Bereich wurde durch die Klarstellung anwesender Experten, dass die Entwicklung der Antriebstechnologie eindeutig in Richtung E-Mobilität geht, letztlich doch zum „Autogipfel“. Nicht zuletzt konnte die Industrie den Bedarf an Förderungen für den Produktionsumbau deponieren.

Denkverbote abbauen
Nicht abbringen lassen vom „grünen Verbrenner“ hat sich Bundeskanzler Karl Nehammer, der im Anschluss an sein Gipfelgespräch mit Vertretern aus Industrie und Wissenschaft forderte, man müsse auf der europäischen Ebene Druck aufbauen, um Denkverbote zu verhindern bzw. zurückzunehmen. Österreich müsse als Produktionsstandort der Autoindustrie erhalten bleiben, mehr als 300.000 Arbeitsplätze hingen davon ab.
Erwartbare Kritik kam vom politischen Mitbewerb, auch vom Koalitionspartner. Der Kanzler verkenne, dass der Markt längst entschieden habe, und zwar aus ökonomischen und physikalischen Gründen, nicht aus ideologischen, kritisierte Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.
Gar nicht erst eingeladen war der Bundesverband eMobility Austria. Dessen Vorstandsvorsitzender Helmut-Klaus Schimany, MAS, MSc: „Es ist schade, dass man die Sichtweise bei dem Gipfel nicht auf alle Antriebsarten erweitert hat. Es wird wohl Gründe dafür geben.“ Auch in Zukunft werde man nicht so viel Energie zur Verfügung haben, um mit zehn- bis zwölffachem Energieaufwand E-Fuels einsetzen zu können. In dieselbe Kerbe schlug auch Dipl.-Ing. Jürgen Rechberger, E-Fuels-Experte und Vice President bei AVL List. Man sehe E-Fuels zwar positiv für den Bestand, aber: „Langfristig wird sich der E-Motor durchsetzen.“ 

Moleküle und Elektronen
Für die synthetischen Kraftstoffe als flüssiger Energiespeicher für Sonnenenergie aus begünstigten Weltregionen sprach der renommierte Forscher Prof. Dr. Robert Schlögl vom Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion. Man werde auch in Zukunft Elektronen und Moleküle als Energieträger brauchen. Zwar sei die Energieeffizienz von E-Fuels heute schlecht, aber es werde künftig andere Verbrennungsprozesse in Kombination mit elektrischem Antrieb geben, so Schlögl, der einen batterieelektrischen Antrieb mit Onboard-Generator als Beispiel nannte. E-Fuels in klassischen Verbrennungsmotoren zu verwenden, sei höchstens für eine Übergangsphase sinnvoll.