In der Studie hat Invenium Data Insights, eine Tochter der Telekom Austria AG, für den ÖAMTC analysiert, welche Auswirkungen die Mehrbelastung durch die hohen Treibstoffpreise auf den motorisierten Individualverkehr hatte. Dabei zeigte sich laut Invenium, dass sich die Gesamtfahrtweite im motorisierten Individualverkehr, ausgehend von November 2019 als Referenzwert, über die beobachtete Zeitreihe hinweg verändert hat. Speziell 2021 bis April 2022 wirkten sich Einflussfaktoren wie beispielsweise Quarantäne oder Home-Office auf die Fahrtweiten aus und führten zu einer Reduktion.
Im September und Oktober 2022 näherten sich die Fahrtweiten aber trotz steigender Kraftstoffpreise wieder jenen von November 2019 an. Für Michael Cik, Verkehrswissenschafter und Co-Gründer der Firma Invenium, ist das ein Hinweis auf eine verstärkte Rückkehr aus dem Home-Office an den Arbeitsplatz und zeige, dass nicht der Treibstoffpreis der ausschlaggebende Faktor sei: „Wenn der Spritpreis einen so starken Einfluss auf den motorisierten Individualverkehr gehabt hätte, müsste man das deutlicher sehen. Wir haben aber eher die entgegengesetzte Form und haben wieder einen Anstieg gesehen.“
ÖAMTC sieht Angewiesenheit auf Pkw bestätigt
Der ÖAMTC sieht durch die Studie die Angewiesenheit vieler Österreicher auf den Pkw bestätigt: „Für uns braucht es daher zum einen die Schaffung von attraktiven Alternativen und zum anderen eine Kostenentlastung für die Konsumentinnen und Konsumenten. Es braucht eine Reduktion der Mineralölsteuer, eine Erhöhung des amtlichen Kilometergeldes und eine umfassende Reform der Pendlerpauschale“, so Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung. Weiters fordere man eine Anhebung der Abgeltung für „Mitnahmen“ von 5 auf 25 Cent pro Km, um so den Besetzungsgrad von Pendler-Pkw anzuheben.
Treibstoffpreise führten zu Tempo-Reduktion
Die Datenauswertung zeige im Jahr 2021 erstmals eine Reduktion der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit in Österreich. Dieser Effekt lasse sich laut Invenium von der COVID19-Pandemie ableiten, da es durch Mobilitätseinschränkungen zu einer prozentuellen Umverteilung zwischen Lkw- und Pkw-Verkehr gekommen sei. Ab März 2022 pendelten sich die Anteile von Lkw- und Pkw-Verkehr wieder auf dem ursprünglichen Verteilungsverhältnis ein. Dadurch ließen sich im Sommer 2022 erstmalig Effekte in Bezug auf die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit in Zusammenhang mit den Spritpreisen erkennen. „Das hat einen gewissen Einfluss und dieser Einfluss geht auch aus unserem Modell hervor“, so Cik. Im Herbst sei die Geschwindigkeit trotz hoher Spritpreise wieder angestiegen, laut Cik sei das auf einen Gewöhnungseffekt an die hohen Preise zurückzuführen.