Erstes offizielles Zeugnis von Kandelharts Tun lässt sich auf 1985 zurückdatieren - als Referent von DDr. Heinrich Kopecky, dem der Tennisfan (als Wirtschaftsuni-Meister spielte er sogar mit Horst Skoff im selben Verein) 1993 als Bundesgremialgeschäftsführer des Fahrzeughandels nachfolgte.
Seine funktionären Wegbegleiter
Der mit einer ehemaligen Journalistin verheiratete, kinderlose Kandelhart erlebte die Zeit von Karl Basch, niederösterreichischer Opel-Händler, von Wiens Bundesinnungsmeister Ing. Ludwig Breit, die des Linzer Peugeot-Händlers Dipl.-Ing. Dr. Eduard Leischko, der damals zugleichauch Bundesinnungsmeister war, oder die des Niederösterreichers Ing. Josef Schirak, dem auf Innungsseite die Steirer Alois Edelsbrunner und Ing. Josef Puntinger Interessenpartner waren.
Die Zeit des leider bei einem Eurotax-Jahresempfang aus dem Leben geschiedenen Wieners Heinz Havelka, Edelnetzwerker und Showmaster zugleich, war für die Branche ein Gewinn. Schirak sprang danach nochmals in die Bresche, ehe der Oberösterreicher Ing. Mag. Dr. Gustav Oberwallner und der Niederösterreicher Fritz Nagl der Kfz-Branche ihren Stempel aufdrückten. Danach markierten der Wiener Burkhard Ernst mit seinen hochrangigen Medienkontaktenund der Steirer Ing. Klaus Edelsbrunner, Sohn des Alt-Innungsmeisters, als Bundesgremialobleute die Kammerarbeit. Auf Innungsseite trat der Weizer Josef Harb in Nagls Fußstapfen. Aktuell bekleiden Klaus Edelsbrunner und MMst. Roman Keglovits-Angerer, BA, die Interessen in der Wirtschaftskammer.
"Brauchbare Auffassung jeweils gültigen Rechtes"
Aufseiten der Importeure koordinierte Kandelhart bis zuletzt mit Dr. Christian Pesau, seines Zeichens Geschäftsführer "Arbeitskreis der Automobilimporteure" innerhalb der Industriellenvereinigung, die Interessen gegenüber dem Gesetzgeber und der Politik. Importeurssprecher warender Reihe nach der damalige Denzel-CEO Friedrich Jonak, Opel-Öffentlichkeitssprecher Martin Pfundner, zweimal BMW-Manager Dr. Felix Clary und Aldringen, dazwischen Chrysler-Chef Mag. Ingo Natmessnig. Aktuell bekleidet dieses Amt Mazda- Langzeit-Generaldirektor Günther Kerle. Immer mitten drin derprononcierte Schachspieler Kandelhart, dessen Spielzüge immer so gewählt waren, dass beide Seiten, Importeur wie Händler und Kfz-Betriebe, gut damit leben konnten. "Kandelhart kreierte meistens eine brauchbare Auffassung des jeweils gültigen Rechts", erinnert sich Leischko zurück, dessen Meinung sich wohl alle seine Nachfolger angeschlossen haben. Der promovierte Jurist und akademisch geweihte Betriebswirt Kandelhart, daher auch die beiden Magistertitel, war auch in seinem Team anerkannt.
Beamtengehabe war ihm fremd
Auf der Suche nach beruflichen Fehlern tut man sich beim gebürtigen Wiener schwer. Das Beamtenimage war ihm fremd, stand er doch nahezu zu jeder Tageszeit seinen Branchenrepräsentanten zur Seite. Nach dem EU-Beitritt samt Erweiterung wurde Brüssel oft die zweite Büroanlaufstelle. Internationale Kontakte, damit sind nicht nur die 4-Länder-Treffen mit Deutschland, der Schweiz und Südtirol gemeint, verschlugen ihn bis in die USA. Oberwallner mutierte zum "Außenminister"!
Es geht natürlich nicht nur um einen Blick zurück. Die oft gescholtene Kammerarbeit hat im Charakterbild von Kandelhart ihren Respekt behalten. Seine Gremialarbeit bleibt weit über seinen Wirkungszeitraum hinaus Teil des Kfz-Berufsalltags, bereichert nach wie vor auch die Medienarbeit im A&W-Verlag, die Kammerinstitution im Bewusstsein der Wirtschaftstreibenden beim Kampf um ihre Interessen noch stärker zu verankern.
Die Offenheit, diese Neugier, dieses Aufeinanderzugehen, das ist es, was die in einer von Social Media verdichteten Gesellschaft gebraucht wird. Kandelhart hat seinen Teil dazu beigetragen.
Unspektakulär, aber sehr erfolgreich
In einer Zeit, in der lokale Autohändler durch global gesteuerte Interessen permanent unter Druck stehen, fragen sich viele in unserem Land, ob die Interessenvertretung in der Kammer noch funktioniert. Das schmerzt den Edelkämmerer, kann er doch auf eine Reihe spektakulärer Erfolge für die heimische Kfz-Wirtschaft zurückblicken. Der 37 Jahre gern unspektakulär agierende Kandelhart setzte für seine Funktionäre, z. B. bei den Verhandlungen zur NoVA, die Möglichkeit der Verkürzung der Gewährleistungsfrist bei Gebrauchtwagen wie auch beim Investitionsersatz inder analogen Anwendung des Handelsvertretergesetzes seine Akzente. Diverse Gutachten wie das Bundeswettbewerbsgutachten mit dem weit über Österreichs Grenzen hinaus wirkenden Büchl-Urteil gegen Peugeot-Vertriebspraktiken, aber auch beim europaweit beachteten Kraftfahrzeugsektor-Schutzgesetz passierten vor Rechtswirksamkeit seinen Schreibtisch. Das ist auch sein Verdienst, applaudieren seine Wegbegleiter.
Kandelharts Nachfolge ist weiblich
Seit März 2022 hat Mag. a Bianca Dvorak (38), assistiert von Mag. Raphael Klobassa, das Kommando im Bundesgremium Fahrzeughandel übernommen. Es ist der Hobby- Krimiautorin zu wünschen, dass sie die Interessen der Kfz-Wirtschaft im Sinne der Mitglieder positiv beeinflussen kann. Wegschauen ist der ledigen und kinderlosen Autohändler-Tochter sicher fremd!
Manfred Kandelhart wünschen wir in Erinnerung an seine juristischen Taten einen schönen, inspirierenden Pensionshorizont. 10