AUTO-Information: Österreich hat für Porsche eine gewisse Tradition. Wie beurteilen Sie die Absatzzahlen in diesem Jahr in Österreich?
Lutz Meschke: Österreich ist ein Porsche-Land. Der erste 356 wurde in Gmünd (Kärnten, Anm.) gebaut, überwiegende Teile der Familien Porsche und Piëch leben hier. Und die Porsche Holding Salzburg spielt eine starke Rolle in Österreich, Südosteuropa und China. Im Vorjahr wurden in Österreich mehr als 1.300neue Porsche zugelassen, per Oktober waren es in 2021 schon mehr als 1.100. Wir sind also in Österreich auch in diesem Jahr sehr gut unterwegs.

Die Lieferproblematik macht auch vor einer exklusiven Marke wie Porsche nicht Halt. Wie wirkt sich das auf die Auslieferungen aus?
Meschke: Nach dem Ausbruch der Corona-Krise in 2020 folgte ein Engpass an Halbleitern. Dennoch liegen wir nach drei Quartalen deutlichüber dem Vorjahr. Bis Ende September hatten wir weltweit mehr als 217.000 Fahrzeuge ausgeliefert, das ist ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zu 2020.

Wie sehen Sie die Aussichten, was die Halbleiterthematik betrifft?
Meschke: Die Chip-Versorgung bleibt weiterhin sehr angespannt und volatil. Wir fahren auf Sicht und analysieren die Situation täglich -mit dem Ziel, die Folgen möglichst zu begrenzen. Der Automotive- Bereich insgesamt hat in der Halbleiterindustrie nur einen Anteil von 10 bis 11 Prozent, der Rest sind Consumer Electronics -und in diesem Bereich haben die Lieferanten eine größere Marge. Das Thema wird uns auch in 2022 noch begleiten. Bislang beziehen wir die Halbleiter über unsere üblichen Lieferanten wie Bosch und Continental. Parallel versuchen wir jetzt, einen direkten Zugang zu Chip-Herstellern zu bekommen.

Wie sehen Sie die nahe Zukunft?
Meschke: Die Auftragseingänge sind in absoluten Rekordhöhen. Aber unsere Lager sind leer, wir können darauf nicht mehr zurückgreifen, sondern sind auf die aktuelle Produktion angewiesen. Wir hoffen, dass wir mit unseren relativ kleinen Stückzahlen besser durch diese Krise kommen als die Volumenhersteller.

Wie wirkt sich dies auf Zukunftsprojekte aus wie zum Beispiel die stärkere Elektrifizierung?
Meschke: Wir geben bei unseren Zukunftsthemen keinen Euro nach und bleiben auf dem Gas: Wir werden bis 2025 rund 15 Milliarden Euro für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Elektrifizierung ausgeben.

Wenn Sie die Elektromobilität forcieren: Was bedeutet das für die Zukunft des 911?
Meschke: Elektromobilität ist sehr wichtig und der starke Antritt eines Taycan passt zur Marke Porsche. Aber der 911 ist ein Kulturgut, dieses Auto ist unsere Seele. Wir werden alles dafür tun, ihn auch in Zukunft seiner großen Fangemeindeanbieten zu können. Wenn die Politik neue Verbrenner ab Ende dieses Jahrzehnts abschalten will, dann müssen wir neue Wege gehen. Wie zum Beispiel mit sogenannten E-Fuels, die mit grünem Strom aus Wasser beziehungsweise Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Wir investieren hier viel Geld in dieForschung und wollen 2022 mit Partnern in Chile die Produktion starten. Grüne E-Fuels erlauben den nahezu CO2-neutralen Betrieb von Verbrennungsmotoren. Und auf der Welt fahren ja noch über eine Milliarde Autos mit Verbrennern, die nicht von heute auf morgen verschwinden werden.

Welche Bedeutung hat der stationäre Handel für Porsche?
Meschke: Eine große Bedeutung. Wir haben gleichzeitig den Online-Bereich ausgebaut und sind mit unseren Kunden auch auf diesem Weg in Kontakt: Wir werden die Kunden-Schnittstellen weiter digitalisieren. Aber das bedeutet keinesfalls, dass wir den Handel ausschalten, sondern nur, dass wir den Vertrieb über unsere Online-Angebote initialisieren.

Wie soll das dann funktionieren?
Meschke: Der Vertrieb sollte noch immer stationär bei den Händlerbetrieben liegen. Jüngere Menschen wollen sich aber immer mehr online vorinformieren, ihr Wunschfahrzeug im Netz vorkonfigurieren und vielleicht auch schon den Bestellprozess einleiten. Aber das Anfassen und Riechen soll nach wie vor im Porsche-Zentrum stattfinden. 

 

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