„Nach unserer Prognose werden im Jahr 2021 in Deutschland nur 2,85 Millionen Pkw gebaut werden. So lag in den ersten 10 Monaten des Jahres die Pkw-Produktion in Deutschland um 270.000 Fahrzeugen oder 9% unter dem schon schlechten Vorjahreswert. Zusätzlich fallen die Produktionsausfälle in November und Dezember noch ins Gewicht“, so Dudenhöffer.
Die Pkw-Produktion in Deutschland im Jahre 2021 breche damit um 2,8 Millionen Pkw oder 50 % gegenüber dem Jahr 2017 ein. So stark wie in den letzten Jahren sei die Autoproduktion in Deutschland noch nie gesunken. Gegenüber dem Jahr 2017 werde die Pkw-Produktion im Jahr 2021 um 2,8 Millionen Fahrzeuge oder 50 % zurückliegen. „Damit war im Jahr 2021 die Pkw-Produktion in Deutschland so niedrig wie zu Zeiten der 1. Weltölkrise im Jahr 1974“.
In Deutschland werde die Pkw-Produktion fast ausschließlich von BMW, Mercedes und dem VW-Konzern geprägt. Ford und Opel hätten im Jahr 2020 mit 392.000 in Deutschland produzierten Fahrzeugen einen Anteil von 11 % an der Pkw-Produktion in Deutschland gehabt, „wobei Opel mit einer Jahresproduktion von 75.000 Pkw oder 2,1% im Jahr 2020 unbedeutend ist“, so Dudenhöffer. Die großen deutschen Autobauer seien damit ganz besonders in ihrer Deutschland- Produktion von der Halbleiterkrise getroffen, deutlich stärker als das internationale Umfeld. Das zeigten auch die Produktionsdaten der großen Automobil-Produktionsnationen.
Noch im Jahr 2020 sei Deutschland hinter China, USA, Japan auf Platz 4 der großen Pkw- Produktionsländer gelegen. Seit dem Jahr 2017 habe sich die Position Deutschlands deutlich verschlechtert und so werde „nach unserer Hochrechnung Deutschland im Jahr 2021 auf Platz 7 der großen Standorte der Automobilproduktion abrutschen – kein gutes Zeichen für die Autonation Deutschland“.
Die Halbleiterkrise zeige die Schwächen in den Einkaufsabteilungen der deutschen Autobauer, aber erst Recht in der Standortposition des Industrielands Deutschland. „Weltweit schneiden die deutschen Autobauer nicht so schlecht ab wie in Deutschland. So ist die weltweite Produktion der deutschen Autobauer – jetzt ohne Opel und Ford - in den ersten drei Quartalen sogar gestiegen“, sagt Dudenhöffer.
Das 4. Quartal 2021 werde für die großen deutschen Autobauer international zwar deutlich negativ werden, aber einen Einbruch wie in der deutschen Pkw-Produktion sei nicht zu erwarten. Ein großer Schatten liege damit auf der Autonation Deutschland. Dabei gelet, dass die Einkaufsbereiche bei Mercedes und im VW-Konzern offensichtlich deutlich schlechter mit der Halbleiterkrise zurechtkämen als bei BMW: „Die beiden großen Autobauer – der VW-Konzern und Mercedes - haben nach diesen Daten deutlichen Nachholbedarf bei der Krisensicherheit ihrer Einkaufsbereiche“, so Dudenhöffer.
Die erwartbaren Produktionsdaten des Jahres deuteten gleichzeitig an, wie wichtig Tesla für Deutschland als Autonation sei. In der Krise habe sich gezeigt, dass man gerne in Deutschland Kurzarbeitergeld Regelungen – etwa bei Opel mitnehme – und dann die Fahrzeuge eher im Ausland produziere, wie beim Grandland X und der mehrmonatigen Schließung des Opel- Werks Eisennach. Deutschland brauche Tesla nicht nur, um als Produktionsland wieder Anschluss an Japan zu finden, „sondern Tesla zeigt uns allen, wie stark Deutschland in Formalismus erstarrt ist und damit Wachstum lähmt.“ In Krisenzeiten verliere der Standort Deutschland erheblich. Soziale Absicherungen verstärkten das Produktions-Krisenrisiko von Deutschland. Das sei eine der Erfahrungen der letzten Jahre.
In den nächsten Jahren werde die Deutschland-Pkw-Produktion zwar wieder steigen, „aber Länder wie Indien werden bei fortgesetztem Wachstum die Autonation Deutschland verdrängen“. Die hohen Preis- und Kostenstrukturen in Deutschland – etwa als Hochpreisland für Elektrizität – zeigten, dass Industriepolitik in Deutschland stärker ausgerichtet werden müsse. Deutschland sei empfindlicher gegenüber Krisen, das zeige das Beispiel der Autoindustrie.