Welche Auswirkungen (bislang und voraussichtlich) hat die Corona-Pandemie auf die Branche und auf Ihr Unternehmen? Wie entwickeln sich Volumen, Preise, Lieferfähigkeit und Rohstoffsituation ?
Paukert, Liqui Moly: Insgesamt ist die Schmierstoffbranche in der glücklichen Lage, dass zumindest Werkstätten als systemrelevant eingestuft wurden und geöffnet blieben. Damit war ein Absatzkanal permanent offen. Wir bei Liqui Moly dürfen uns nicht beklagen. Den Umständen entsprechend läuft es gerade dieses Jahr hervorragend. Der März war mit 65 Millionen Euro Umsatz der erfolgreichste Monat der Firmengeschichte. Im April konnten wir das nicht toppen, doch auch dieses Ergebnis stellt eine imposante Mannschaftsleistung dar. Die kommt nicht von ungefähr, weil wir antizyklisch agiert und unser Werbebudget nicht zusammengestrichen, sondern verdoppelt haben. Keine Schockstarre, sondern beherztes Aufbäumen. Wir haben, anstatt Kurzarbeit zu beantragen, 100 Leute eingestellt. Mit diesem gewaltigen Aufgebot an Menschen, Vertriebs-und Marketingaktivitäten haben wir uns massiv gegen alle Pandemiewidrigkeiten gestemmt. Die Auftragslage ist sehr gut. Anderssieht es bei Verpackungsmaterial, Überseecontainern und Rohstoffen aus. Sowohl die Verfügbarkeit als auch die Preissituation sind schwierig. Aber auch mit dieser Situation hadern wir nicht. Wir produzieren dann eben in drei Schichten und am Samstag auch noch in einer Schicht.
Ruckenbauer, Lukoil: Wir sind genauso betroffen wie jeder andere. Auch wir mussten dreimal die Preise erhöhen, schaffen es aber, unsere Kunden zu 100 Prozent zu beliefern und müssen keine Kürzungen vornehmen, haben maximal kleine Verzögerungen. Wir unterstützen alle unsere Kunden ohne Ausnahme, sind voll lieferfähig. Durch die lokale Produktion in der Lobau mit dem eigenen Basisöl-Supply mit demDonauschiff aus Russland haben wir einen riesigen Vorteil und große Sicherheit für uns und unsere Kunden. Aus unserer Sicht ist die Rallye vorbei, es wird nur noch einen sanften Anstieg geben. Die Liefersituation wird aber noch für die nächsten Monate angespannt bleiben. Bis Ende des Jahres wird sich das normalisieren, auf hohem Preisniveau.
Amschl, Fuchs: Nach einem guten Geschäftsjahr 2020 hatten wir bei Fuchs einen guten Start ins neue Jahr 2021 erwartet. Der Rekordumsatz in den bisherigen Monaten hat unsere Erwartungen jedoch übertroffen. Auch auf die kommenden Monate blicken wir mit Optimismus. Allerdings werden die aktuelle Knappheit und deutliche Verteuerung von Rohstoffen und Verpackungsmaterialien unvermeidbaren Verkaufspreiserhöhungen in unserer Branche auslösen und nach sich ziehen. Die Lieferfähigkeit konnten wir bei Fuchs bisher relativ gut aufrechterhalten, da wir aus unseren europäischen Produktionsstätten abwechselnd beziehen und Rückstände so ausgleichen konnten.
Taubek, TotalEnergies: Grundsätzlich ist das Geschäft im Jahr 2021 bisher sehr zufriedenstellend verlaufen. Trotz oder gerade wegen der aktuellen Situation -so etwas kannten wir bislang Gott sei Dank nicht -liegen wir mit unseren Verkäufen auf einem sehr zufriedenstellenden Niveau. Die allseits bekannten Rohstoffprobleme, Verfügbarkeit und Preise werden uns und unsere Branche in den nächsten Monaten jedoch sehr fordern. Vom Rohöl über Verpackungsmaterialien, also unsere Fässer und Gebinde, bis hin zu den Transportkosten sind große Bewegungen spürbar, sodass auch wir Preisanpassungen vornehmen mussten. Wir habenunsere Bevorratungspolitik so gesteuert, dass wir ausreichend Verfügbarkeit besitzen und bislang recht gut lieferfähig waren. Wenn jeder nach Bedarf vernünftig weiterbestellt, haben wir kein Thema mit der Verknappung.
Obereder: Leider hatte wie auch in vielen anderen Branchen die Corona-Pandemie einen enormen Einfluss auf die Verfügbarkeiten von vielen Produkten. Durch unsere Lagermöglichkeiten mit über 1 Million Liter konnten wir die Auswirkungen für unsere Kunden tatsächlich minimieren. Preisanpassungen waren leider unumgänglich, und wir hoffen, dass sich die Rohstoffsituation bald wieder normalisiert. Wir sind aufgrund der umsichtigen Planung bis auf sehr wenige Ausnahmen voll lieferfähig.
Berger, MaierKorduletsch: Es gibt wohl keinen Wirtschaftszweig, der nicht die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie verspürt. Im Bereich Transport und Bauwirtschaft bewegten sich die Absatzzahlen auf dem Niveau von 2019. Die Liefermengen an die Industrie waren abhängig von den Produktionszweigen und insgesamt im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 etwas rückläufig. Im ersten Quartal 2021 zogen die Verkaufszahlen an, was die Zunahme bei der industriellen Produktion widerspiegelt. Das Service-Geschäft im Kfz-Bereich legte 2020 eine Jahresendrallye hin und holte bei den Schmierstoffverkäufen auf, sodass die Umsatzrückgänge im einstelligen Prozentbereich blieben. 2020 konnten wir eine Anzahl von Neukunden gewinnen, und so pendelte sich unser Schmierstoffabsatz nahe dem Vorjahresniveau von 2019 ein. Aufgrund der Tatsache, dass durch den geringen Bedarf an Kraftstoffen, insbesondere an Kerosin, die Raffinerieproduktion im Euroraum deutlich zurückgefahren wurde, kommt es seit Anfang dieses Jahres zu Engpässen bei der Versorgung mit Basisölen und Additiven. Hinzu kommt, dass sehr viele Rohstoffe, Halb-und Fertigerzeugnisse in den asiatischen und nordamerikanischen Wachstumsmarkt fließen. Dies führte zu einer Verknappung der Produkte und zu steigenden Preisen. Und es ist noch kein Ende der Preissteigerungen und kein Zeitpunkt, an dem wieder ausreichend Produkt auf dem Markt vorhanden ist, in Sicht. Jetzt zahlt sich die 2017 getätigte Investition in unser Logistikzentrum aus. Aufgrund der Lager-und Tankkapazitäten können wir unsere Kunden ohne Einschränkung mit den benötigten Schmierstoffen beliefern.
Graf, LSA: Die Corona-Pandemie hat auch in unserem Unternehmen einige Abläufe geändert, wobei wir durch enge Abstimmung mit unseren Vorlieferanten sowie deutlichem Bestandsaufbau eine durchgängige Lieferfähigkeit gewährleisten konnten. Seit Anfang März kämpft die gesamte Branche mit einer außergewöhnlichen Situation, gekennzeichnet durch massive Preiserhöhungen bei gleichzeitig extrem angespannter Produktverfügbarkeit. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte LSA wieder die Versorgung der Kunden mit ausreichend Ware sicherstellen. Durch weitere Anpassung der Kostenstruktur konnten wir auch Teile der Preiserhöhungen für unsere Kunden abfedern, jedoch nicht das komplette Ausmaß, wodurch wir bereits Preisanpassungen durchführen mussten. Die Preise steigen derzeit nach wie vor, und eine generelle Trendumkehr ist derzeit noch nicht erkennbar. Wir erwarten eine Stabilisierung der Situation frühestens für den Spätsommer.
Bolch, Motul: Die Liefersituation bleibt weiter angespannt, sodass auch wir von den Auswirkungen der Pandemie und der daraus folgenden Rohstoffknappheit betroffen sind.
Schneider, Motorex: Wie in vielen Branchen bemerken auch wir die Verknappungen und die Teuerungen bei gewissen Rohstoffen. Wir setzen alles daran, unsere gute Lieferfähigkeit weiterhin so gut aufrecht zu halten.
Wendl, Haberkorn: Das Geschäft bei unseren Kunden und uns ist abgesehen von der Zeit während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 volumenseitig stabil verlaufen. Der aktuelle Rohstoffmangel und die damit einhergehenden Preiserhöhungen am Weltmarkt haben sich leider auch auf unsere Schmierstoffe ausgewirkt. Bis auf wenige Ausnahmen sind wir allerdings bei den meisten Produkten nach wie vor lieferfähig, was unsere Kunden sehr zu schätzen wissen.
Huber, Eurolub: Trotz 5 Jahren Dieselgate, E-Mobilität, E-Commerce und 15-monatiger Pandemie war unser Geschäft in den letzten 12 Monaten sehr robust. Wir konnten sogar den Absatz 2020 und auch im Q1 2021 zweistellig steigern! Die Preise haben sich in verschiedenen Warengruppen wie Grundöle, Group I+II in den letzten 3 Monaten nahezu verdoppelt. Wir sind trotzdem im Gegensatz zu machen Kollegen sehr gut lieferfähig. Die Rohstoffsituation ist nach wie vor sehr schwierig. Die Preise steigen auch im Juni 2021 weiter an, wenn auch nicht mehr so dynamisch wie in den letzten 3 Monaten. Von Entspannung kann keine Rede sein.
Welche Herausforderungen (Kaufkraft, wirtschaftliche Situation, Elektrifizierung, Komplexität, Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten ) kommen aktuell und in naher Zukunft auf die Kfz-Betriebe zu, und wie können Sie als Lieferant Ihre Kunden dabei unterstützen?
Taubek, TotalEnergies: Die Auswirkungen von Corona mussten wir alle schmerzhaft kennenlernen. Von unseren Kunden haben wir unterschiedliche Meldungen. Das reicht von sehr schlechter Auslastung bis zur vollen Werkstätte. Teilweise sind die Gründe dafür nachvollziehbar, teilweise sind sie das nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ende der Kurzarbeit auf die Auslastung der Betriebe unserer Kunden auswirken wird. Wir von TotalEnergies sind bestmöglich auf die Herausforderungen vorbereitet und sind bemüht, unsere Kunden bestmöglich gemäß ihren Bestellungen zu beliefern. Wir unterstützen unsere Kunden mit den richtigen Produkten bzw. mit Alternativprodukten, eventuell in anderen Gebinden, wenn etwas gerade nicht lieferbar ist. Wir sind mit unserem Produktportfolio sehr gut aufgestellt.
Obereder: Dass sich die E-Mobilität in vielen Bereichen durchsetzen wird, ist kein Geheimnis mehr. Dass ich nicht zu 100 Prozent hinter dieser technologischen Transformation stehe, ebenso wenig. Aber ich bin der Meinung, dass die Würfel gefallen sind und die Politik die Weichen gestellt hat. Für Kfz-Betriebe wird es umso wichtiger sein, die Chancen, die sich nach wie vor ergeben, zu nutzen. Verbrenner werden uns noch längere Zeit begleiten, jetzt heißt es den Servicegrad für den Kunden zu maximieren. Wir unterstützen dabei im Hintergrund, damit die Geräte (z. B. Öl, AdBlue und die dazugehörigen Abgabegeräte) oder auch die Versorgung dafür gesichert ist. Auch die Digitalisierung wird dabei immer wichtiger. Wir leben dabei einen hybriden Weg -unser Kernelement ist und bleibt die persönliche Betreuung, die durch 15 Gebietsleiter gesichert ist. Zur Unterstützung bieten wir aber über unseren Shop auch Online-Nachbestellungsmöglichkeiten über einen geschützten Zugang sowie auch die Möglichkeit von Tank-Telemetrie-Füllstandsüberwachungen, damit Öl oder AdBlue auch wirklich niemals ausgehen können.
Schneider, Motorex: Unser Partner, die SAG Austria, bietet ein sehr ausgereiftes Logistikkonzept. Somit können Betriebe ihre Lagerstände extrem optimieren, und es trägt dazu bei, das gebundene Kapital zu reduzieren.
Huber, Eurolub: Wir beliefern Autohäuser und Werkstätten indirekt über den freien Kfz-Teilefachhandel und Mineralölhandel in der D-A-CH-Region, im Schwerpunkt an die kleinen und mittleren Mehrmarkenwerkstätten. Hier steht der Inhaber oft selbst noch mit an der Hebebühne! Die Themen E-Mobilität und Digitalisierung sind hier noch nicht so stark nachgefragt. Es wird abzuwarten sein, wie lange die starken Neuzulassungen für Hybrid-und E-Autos anhalten, wenn die unverhältnismäßigen Subventionen der Regierungen zurückgefahren werden. Warten wir einmal die nächsten Wahlen ab.
Bolch, Motul: Das Thema Nachhaltigkeit und ein verändertes Umweltbewusstsein werden eine immer stärkere Rolle einnehmen. Dabei möchten wir die Werkstätten nicht alleine lassen und geben ihnen Produkte wie unsere neue Additiv-Range oder unseren Performance Service Motul Inject an die Hand, was zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und in der Folge zu weniger Emissionen führt. Wir sind darauf vorbereitet, dass auch Werkstätten nachhaltiger agieren möchten, und bieten ab sofort mit Motul Bioclean ein umweltschonendes Reinigungskonzept für Werkstattbetriebe an.
Wendl, Haberkorn: Die Vielfältigkeit bei Schmierstoffen nimmt aufgrund der nach wie vor wachsenden Komplexität bei Motoren nach wie vor zu. Unsere Antwort auf den immer größer werdenden Bedarf an verschiedenen gelagerten Motorölen in den Werkstätten ist das Shell EcoPack Ölregal mit Platz für bis zu 10 verschiedene Motoröle.
Graf, LSA: Der Trend zur Digitalisierung hat selbstverständlich auch unsere Branche erfasst, und wir sehen ein verstärktes Angebot zum Kauf von Schmierstoffen im Internet. Gleichzeitig ist jedoch der Einsatz des richtigen Schmierstoffes immer beratungsintensiver, und hier können unsere Partner durch die Ihre langjährige Kompetenz punkten und sich unterscheiden. LSA und ExxonMobil unterstützen die Partner in diesem Bereich durch eine Vielzahl an Angeboten. Exemplarisch sei die Mobil Performance App erwähnt, die es unseren Vertriebsmitarbeitern erlaubt, jederzeit Schulungen auf dem neuesten Stand der Technik durchzuführen, sowie den Autohäusern und Werkstätten den Zugriff auf umfangreiches Trainingsmaterial ermöglicht. Generell sehen wir die Unterstützung unserer Partner vor Ort durch eine kompetente Vertriebsmannschaft und Techniker nach wie vor als Schlüssel unseres Serviceangebotes.
Amschl, Fuchs: Kaufkraft und wieder steigende Wirtschaftskraft werden mit Beherrschen der Pandemie -so hoffen wir -wieder zurückkehren. Als führender OEM-Partner der deutschen Autoindustrie verfügen wir über Produkte für die moderne Motorentechnologie wie z.B. unser Titan GT1 Flex 5 SAE 0W-20, das durch seine Auslegung in einer Vielzahl moderner Fahrzeuge eingesetzt werden kann, insbesondere in Hybridmotoren verschiedenster Hersteller. Auch was die aktuelle Technik betrifft, sind wir mit unserem Außendienst im Einsatz. Unsere Gebietsbetreuer sind vor Ort die Ansprechpartner des größten unabhängigen Schmierstoffproduzenten der Welt.
Curcic de Jong, Lukoil: Wir machen uns ständig Gedanken darüber und arbeiten an Lösungen und Verbesserungen in allen Bereichen. Unsere Kunden erhalten primär eine sehr verlässliche Tankwagenbelieferung, die optimale Qualität gewährleistet. Wir bieten sämtliche Verpackungsgrößen vom Ein-Liter-Behälter über die 20-Liter-Bag-in-Box bis zu Großgebinden. Die Produktvielfalt wird immer komplexer, mit dem BIB-System kann sich auch die kleine Werkstätte sechs verschiedene Produkte bequem und unkompliziert in kleinen Größen anschaffen und auf alle Kundenanforderungen effizient reagieren. Ohne teure Flaschen kaufen zu müssen oder Gebinde zu entsorgen, weil das BIB im Restmüll und als Kartonage entsorgt werden kann. Wir bieten zudem Gerätebeistellungsservice, technische Beratung, regelmäßige Kundenschulungen. last but not least unterstützen wir in puncto Marketing. Am wichtigsten ist zweifellos: Produkt-und Beratungssicherheit. Wir sind schlicht sehr nah an jeglichen innovativen Herausforderungen, weil wir wegen unserer OEM-Aktivitäten Produkte äußerst rasch in den Markt bringen können.
Berger, MaierKorduletsch: Es ist Teil des europäischen Green Deals, die verkehrsbedingten Emissionen bis 2050 um 90 Prozent zu verringern. Politisch getrieben, wird die Elektrifizierung des Pkw-Bereiches deutlich an Fahrt aufnehmen. Schon jetzt werden in den Kfz-Betrieben die E-Mechatroniker und die E-Experten ausgebildet, es wird in Werkstatttechnik und Ladesäuleninfrastruktur investiert. Bei den freien Werkstätten wird ein Konzentrationsprozess hin zu größeren und leistungsfähigeren Betrieben stattfinden, um die Dienstleistung zur E-Mobilität abbilden und anbieten zu können. Kleinere, markenunabhängige Kfz-Betriebe werden sich vermehrt auf bestimmte Servicebereiche konzentrieren und in Partnerschaft mit Markenbetrieben ihre Kunden bedienen. Mit der ExxonMobil EV-Produktreihe -Mobil EV Therm, Mobil EV Drive, Mobil EV Cool und Mobil EV Grease -sind wir schon jetzt bestens auf den Bedarf unserer Werkstattkunden zum Service für die E-Mobilität vorbereitet.
Paukert, LiquiMoly: Die Herausforderungen sind für Kfz-Betriebe in der Tat vielfältig. Als Lieferant unterstützen wir unsere Kunden mit einer starken Marke als Qualitätsmerkmal, mit einem ausgezeichneten und extrem breiten Produktportfolio. Und mit unseren speziellen Werkstattkonzepten optimieren wir die Produktauswahl samt Lagerhaltung und unterstützen die Betriebe auch bei allerlei bürokratischen Notwendigkeiten. Zusätzlich greifen wir den Werkstätten unter die Arme bei deren Vermarktung im Allgemeinen und unseren Produkten und Dienstleistungen im Besonderen. Zusätzliche Umsätze durch zusätzliche Dienstleistungsangebote und durch die bestmögliche Ausnutzung der gegebenen Potenziale.
Welche Auswirkungen hat die wachsende Elektrifizierung (Hybrid- bzw. reiner Elektroantrieb) auf Ihr Angebot und auf das Geschäft der Werkstätten?
Amschl, Fuchs: Die E-Mobility ist eine neue Herausforderung in allen Bereichen. Klassische Schmierstoffe werden definitiv im Kfz-Bereich weniger, allerdings ist der Zeitpunkt noch nicht so nahe, da die Spitze der Motorenproduktion erst ab 2025 erreicht sein wird und diese Fahrzeuge auch noch eine realistische Laufzeit haben. Spezielle Schmierstoffe werden in (Plug-in-)Hybrid-Elektrofahrzeugen (PHEV und HEV), Batterie-Elektrofahrzeugen (BEV) und Brennstoffzellenfahrzeugen (FC) ebenfalls benötigt und bieten auch hier für spezialisierte Betriebe entsprechende Möglichkeiten. Nicht zu vergessen: E-Modelle verfügen in der Regel über ein CVT-Getriebe, und hier ist ein Wechsel des Schmierstoffes in entsprechenden Intervallen notwendig.
Schneider, Motorex: MOTOREX entwickelt nicht nur moderne Leichtlaufmotorenöle, welche die neuesten Anforderungen und Freigaben der Hersteller erfüllen, sondern auch sogenannte Hybrid-Proven-Getriebeöle. In diesem Zusammenhang erfreut sich das Getriebespülgerät DYNCO immer größerer Beliebtheit. MOTOREX DYNCO ist sehr einfach zu bedienen, und das Sortiment an entsprechenden Adaptern und Ölen wird ebenfalls laufend erweitert.
Paukert, LiquiMoly: Wir verkaufen unsere Produkte in 150 Ländern. Der Bedarf an Motorölen und Additiven mag in einzelnen Märkten, auch in Regionen sinken. Aber weltweit soll der Motorölverbrauch bei Autos bis 2040 sogar zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Frost & Sullivan in einer Studie. Von 15,5 Millionen Tonnen im Jahr 2018 wird der Verbrauch innerhalb von 22 Jahren auf 22 Millionen Tonnen zunehmen. Ein Anstieg der Verkaufszahlen um 20 Prozent von elektrisch betriebenen Autos aller Art ist eingerechnet. Und als Vollsortimenter haben wir auch Service- und Pflegeprodukte im Portfolio. In Summe sind wir gut aufgestellt.
Wendl, Haberkorn: Die Anforderungen an die Motoröle entwickeln sich mit der wachsenden Elektrifizierung rasant weiter. Shell entwickelt in enger Kooperation mit den Fahrzeugherstellern Motoröle, die den individuellen Anforderungen entsprechen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung von Schmierstoffen und Kühlflüssigkeiten für Hybrid- und E-Fahrzeuge.
Huber, Eurolub: Hybridantrieb nicht, jedoch E-Mobiliät geht natürlich zu 100 Prozent gegen unseren Umsatz. Wir weiten unser Angebot ständig um Nicht-Automotive-Produkte aus, müssen uns jedoch mittel- und langfristig auf Umsatzeinbrüche in diesem Segment einstellen. Wir exportieren in über 40 weitere Länder der Welt, die es sich derzeit nicht leisten können, diese hohen Subventionen wie in Westeuropa in die E-Mobilität zu stecken. Hier ist man sehr glücklich, einen guten Euro 4, 5 oder 6 VW Golf aus Deutschland günstig zu bekommen. Die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ ist hier ungebrochen hoch und wird auch weiterhin entsprechend motiviert von uns bedient.
Graf, LSA: Zukünftige Betriebsstoffflüssigkeiten müssen andere Herausforderungen meistern; angepasste Fluide für Getriebe und Kühlung mit der passenden Viskosität – für maximale Effizienz; ideale thermische Eigenschaften mit Lösungen für Direktkühlung (Immersion); ideale elektrische Eigenschaften und Materialverträglichkeit mit Zielkomponenten in Kfz sowie Reibeigenschaften passend für Getriebe.
- Unsere Lösung heißt Mobil EV Therm™, eine Serie von Thermomanagementflüssigkeiten, entwickelt, um effizient Wärme zu entfernen und die Lebensdauer von Geräten in Anwendungen wie Elektromotoren, Batterien und Leistungselektronik zu erhöhen.
- Mobil EV Drive™ Schmierstoffserie für Elektrofahrzeugreduktionsgetriebe, die Getriebe und Lager für eine längere Lebensdauer vor Verschleiß schützen.
- Mobil EV Cool Drive™ Serie von Flüssigkeiten für elektrische Fahrzeugreduktionsgetriebe mit integrierten Elektromotoren, die Getriebe und Lager fördern und gleichzeitig die notwendige Kühlung für Elektromotoren und Leistungselektronik bereitstellen.
- Mobil EV Grease™ Produkte, die Schutz, Leistung und Zuverlässigkeit für Anwendungen von Elektrofahrzeugen gewährleisten, einschließlich E-Motoren, Lagern und konstanten Geschwindigkeitsverbindungen über eine Vielzahl von Fahrbedingungen.
- Diese Produkte sind im umfangreichen Testverfahren bei den OEM und auch in der Formel E.
Bolch, Motul: Ein Trend geht in Richtung alternative Antriebssysteme wie Elektro oder Hybrid. Hier bieten wir bereits hochwirksame Produkte (Motorenöle und Getriebeöle) an, die für den professionellen Anwendungsbereich der Werkstatt ausgelegt sind. Diesen Bereich werden wir intensiv beobachten und weiter ausbauen. Wir setzen bereits nachhaltige Servicekonzepte mit der Verwendung von Additiven ein, die bei uns in den kommenden Jahren noch stärker im Fokus stehen werden.
Taubek, TotalEnergies: Mit der Neuausrichtung TotalEnergies setzen wir ein klares Zeichen für die zukünftige Ausrichtung unseres Unternehmens. Neben unserem Kerngeschäft, der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von Hochleistungsschmierstoffen, gehen wir mit der Zeit und fokussieren uns zunehmend auf das Thema Elektromobilität und Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Mit Michael Talker haben wir einen Spezialisten mit profundem Know-how auf dem Gebiet der EV-Ladestationen bei uns im Team und können somit unseren Kunden und Partnern durch Beratung, Konzeptionierung und Realisierung von Elektro-Ladestation-Projekten kompetent zur Seite stehen. Von der Planung und Beratung, inklusive des Themas Förderungen, bis zur Inbetriebnahme sind wir gerne behilflich.
Berger, MaierKorduletsch: PKWs mit Hybrid- und Elektroantrieb werden das Serviceangebot der KFZ-Werkstätten zunehmend verändern. Mit der Umstellung der Flotte auf den reinen E-Antrieb werden die klassischen Betriebsstoffe wie Motoröl abnehmen und sukzessive durch die EV-Fluids ersetzt. Welche Auswirkungen das auf das Geschäft der Werkstätten und letztendlich auch auf das Geschäft von MaierKorduletsch hat, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Hier fehlt es noch an Erfahrung und an der entsprechenden Marktentwicklung.
Obereder: Für Hybrid-Modelle wird es sicherlich noch viele Entwicklungen im Schmierstoffbereich geben, da sich durch das Downsizing der Motoren auch der Anspruch an das Öl erhöht – umso wichtiger ist es, hier den richtigen Partner zu wählen.
Welche Neuheiten im Bereich Produkte, Dienstleistungen, Angebote oder Schulungen dürfen die Betriebe aktuell bzw. in naher Zukunft von Ihrem Unternehmen erwarten?
Curcic de Jong, Lukoil: Drei neue Produkte aus unserer beliebten GENESIS-Reihe erweitern nun die LUKOIL-Range an hochwertigen Motorölen und bieten Spitzenleistung „made in Austria“: Lukoil Genesis C5 0W-20, RN 0W-20 und C3 0W-30. Bei den Dienstleistungen werden wir bis Ende Q2 einen neuen LUKMarket starten. Dieser neue Merchandise-Shop ermöglicht unseren Partnern/Werkstätten, direkt online zu bestellen. Neben den klassischen Merchandise/Lifestyle-Artikeln hat der Partner auch die Möglichkeit, mittels Online-Konfigurator Arbeitsgewand mit seinem Logo zu besticken. Die Arbeitskleidung hat dann ein Co-Branding mit LUKOIL-Logo. Bis Ende des Jahres wollen wir eine neue Schulungsplattform auf den Markt bringen. Diese wird LUKAcademy heißen und ermöglicht eine komplettes Online-Training zum Thema Schmierstoff.
Berger, MaierKorduletsch: Seit 2020 gilt für in der EU verkaufte Neuwagen eine CO2-Obergrenze von 95 g CO2 pro Kilometer. Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben neuen Motorentechnologien und Abgassystemen moderne Motor- und Getriebeöle erforderlich. In Kürze werden die ersten OEMs Mobil Motoröle mit der 0W-12 Spezifikation freigeben. Und ExxonMobil ist in der Entwicklung für ein Mobil 0W-8 Motoröl. Konkret bedeutet das, unsere Kunden können auch in Zukunft auf die Schmierstoffinnovationen von ExxonMobil setzen, die MaierKorduletsch anbieten und liefern wird. In Kombination mit den Innovationen wird das Branding für die Werkstätten mit der Marke Mobil verstärkt und damit werden die Dienstleistungen unserer KFZ-Kunden stärker in das Bewusstsein ihrer Kunden gerückt. Das Oiltainer-System von MaierKorduletsch, das einzigartige Mehrweggebinde für Schmierstoffe, trägt in erheblichem Maße zur Ressourcenschonung und damit zur CO2-Reduzierung bei. Für die Energiebilanz eines Unternehmens ist es von Vorteil, wenn Scope-3-Emissionen (Emissionen, die durch zugekaufte Waren und Dienstleistungen in der betrieblichen Energiebilanz berücksichtigt werden müssen) möglichst gering gehalten werden können. Unseren Kunden bieten wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung in ihrer CO2-Bilanz.
Taubek, TotalEnergies: Natürlich haben wir auch die erforderlichen Schmierstoffe und Kühlflüssigkeiten für die E-Mobilität in unserem Produktportfolio, denn auch Elektrofahrzeuge wollen geschmiert werden. Der Fokus auf diese Fahrzeuge wird immer stärker, die Modelle kommen jetzt immer mehr in die Werkstätten. Alle anderen Produktneuerungen kommen sukzessive je nach Vorgaben der Automobilhersteller.
Bolch, Motul: Als Vollsortimenter bilden wir ein umfassendes Produktportfolio für den Bereich Automotive, Industrie und Heavy Duty ab. Wir haben jüngst zwei neue Youngtimer-Öle für den Klassikmarkt herausgebracht (Classic Eighties 10W40 und Classic Nineties 10W30) sowie eine komplette Autopflegeserie zur Fahrzeugaufbereitung für außen und innen. Wir stehen kurz vor dem Launch unseres neuen, umweltschonenden Teilereiniger-Konzepts MOTUL Bio Clean und werden unser Portfolio im Bereich Power Generation und Heavy Duty erweitern. Im Rahmen unseres Umwelt-Beratungskonzepts „Das Grüne Dach“ dürfen sich die Betriebe zeitnah auf eine virtuelle Schulungsreihe freuen.
Obereder: Unser Nachbestellshop wird in den nächsten Wochen unseren Kunden vorgestellt – unter www.obereder-gmbh.shop wird dieser zugänglich sein. Außerdem bieten wir mit Castrol Service ein Werkstattkonzept, das beim Endkunden für Aufmerksamkeit sorgen wird – mehr als 30 davon wurden bereits umgesetzt, und es werden hier noch viele weitere folgen.
Schneider, Motorex: MOTOREX hat kürzlich Motorenöle auf den Markt gebracht, welche dazu beitragen, die Problematik der LSPI (Low Speed Pre-Ignition) zu verhindern. Ein Phänomen, welches speziell bei Downsizing im Motorenbau auftritt.
Paukert, LiquiMoly: Produktentwicklungen laufen bei uns permanent in allen Bereichen. Im Pflegesortiment glänzt unser neuer Detailer Lackschnellpflege. Das Spray versiegelt glatte Lacke über mehrere Wochen und bietet einen ausgezeichneten Wasserabperleffekt und lang anhaltenden Schutz vor aggressiven Umwelteinflüssen. Auch unser Schulungskonzept überarbeiten wir gerade. Nur so viel vorab: Es wird der speziell durch Corona forcierten dezentralen Arbeitsweise Rechnung tragen.
Huber, Eurolub: Wir haben ein sehr interessantes Motorenölbonusprogramm mit Laufzeit-Mengenverträgen für z. B. Auffangwannen, Fassregale, Altöl-Manager, Lagertanks, mobile Ölfordersysteme, Werkstattschrank, Schmierstofftankanlagen und Overnightcontainer. Das ist sehr beliebt und hilft uns bei der Kundenbindung.
Amschl, Fuchs: Die neue Produktlinie Fuchs BluEV, speziell von Fuchs entwickelt für die Anforderungen im Umfeld der E-Mobility, ist die neueste Entwicklung und steht in den Startlöchern. Die zweite Neuheit ist die Linie ATF Gear+, die speziell ATF- und CVT-Getriebe im Fokus hat, die immer mehr werden. Auch hier gibt es für Fuchs-Partner einen professionellen technischen Support und die vom Hersteller freigegebenen ATF-Produkte.
Graf, LSA: Die CO2-Grenzwerte werden laufend nach unten angepasst, damit sind vor allem wirtschaftliche Effizienzmaßnahmen gefragt. Das heißt im Klartext Kraftstoff durch Motoröl sparen … Die Zulieferindustrie arbeitet permanent an einer Verbesserung der Emissionswerte, doch vor allem auch moderne Hochleistungsmotoröle können dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch nachhaltig zu senken. ExxonMobil arbeitet hier sehr eng mit den Fahrzeugherstellern zusammen, zukünftig wird eine Viskosität von 0W20, 0W12 und auch 0W8 keine Seltenheit mehr sein, um den Kraftstoffverbrauch zu senken und weniger Emission/CO2 zu produzieren. Die entsprechenden Produkte werden in nächster Zeit am Markt vorgestellt.
Wendl, Haberkorn: Seit Kurzem sind alle unsere Shell Helix 0W-Motoröle CO2-neutral. Unsere Werkstattkunden profitieren von dieser positiven Entwicklung, da das Thema „Klimafreundlichkeit“ bei Endkunden von immer größerer Bedeutung ist.