Im Grunde hat jeder Reifenanbieter sowohl im Sellin als auch im Sell-out alles im Angebot, was der Markt verlangt. Nur leider ist zur Zeit das Sortiment breiter und umfangreicher, als der Markt verlangt.
In diesen von Corona zusätzlich gestressten Märkten wird die Nachhaltigkeit von der Qualität des Vermarktungspersonals bestimmt. Sie deckt Schwächen und Prozesse im Serviceprozess auf und zeigt den Absatzpartnern Möglichkeiten auf, ungenutzte Potenziale zu erkennen. Wer diese Fachkräfte in seinen Reihen hat, hat auch in von der Pandemie gestressten Märkten Wachstumspotenzial. Jedenfalls kann insgesamt betrachtet nicht mehr jeder ein Gewinner im Marktspiel sein.
Was bestimmt die Zukunft des Reifenhandels?
In kontaktarmen Covid-19-Zeiten verlässt sich der Gesprächspartner gerne auf seine über die Jahre gepflegten persönlichen Kontakte. Es wird online korrespondiert und diskutiert, jedoch lieber mit Menschen, die man persönlich kennt, als mit "Fremden", denen zu ihrer ausgewiesenen Profession oft der Faktor Empathie fehlt. Den es aber braucht, denn der Kunde bestimmt immer öfter, wohin er geht und wem er sich letztlich anvertraut.
Untrügerisches Zeichen sind die jüngsten Personalentscheidungen vieler Konzerne, ihre Landesvertretungen mit Managern zu besetzen, die mit den lokalen Usancen bestens vertraut sind. Die Klarnamen lesen sich in unserer umfangreichen Marktbefragung.
Expertise statt inflationärer Reifentestsieger
Fachlich bestens vernetzte Reifenvermarkter setzen in allen Vertriebs-und Logistiküberlegungen auf gegenseitige Expertise. Sei es im internationalen oder nationalen Großhandel, im Direktvertrieb und im Online-Business, am Ende des Erfolges steht nach wie vor der Reifen(fach)betrieb, das Autohaus, die Kfz-Werkstatt. Marken- und Preisstellung haben ebenso ihren Wert wie begleitende Reifentests etablierter Mobilitätsclubs. Als inflationär empfunden werden die zahllos verliehenen Awards, wo sich am Ende der Betrachtung jede Marke in jedem Segment "ungeprüft" zum Gewinner erklärt.
Allerdings lässt sich der Handel dann hinsichtlich Premium, Quality, Budget und durch das Ganzjahresreifen-Angebot dynamisierte Segmentverschiebung gerne vom etablierten Vermarktungskreis beraten. Der Preis bleibt zwar in jeder Phase das bestimmende Argument, kann aber durch geschickte Positionierung in Verbindung mit begleitender Dienstleistung gut abgefedert werden.
"Es wuselt etwas"
2021 ist in jeder Hinsicht herausfordernd. Niemand weiß, wann die Kaufkraft wieder zurückkehrt, welchen Einfluss bereits die E-Mobilität auf den Geschäftsverlauf nimmt und inwieweit der Ganzjahresreifen bei allgemein verringerten Fahrleistungen den Preisdruck verstärkt. Tatsächlich sehen Marktteilnehmer im Rad für das E-Auto auch Vorteile, denn das hohe Drehmoment fördert den Reifenabrieb. Das ist zwar umweltpolitisch nicht das Gewollte, ist für Feinspitze jedoch Markterlebnis.
Demnach beschäftigen sich die Marktspieler damit, ihr Betriebsergebnis weniger allein in Stückzahlen abzubilden als vielmehr in Verbindung mit der Dienstleistung. Der Verband der Reifenspezialisten Österreichs weist seinen Mitgliedern unentwegt diesen Weg.
Frohbotschaft Preiserhöhung
Währenddessen ziehen -rohstoffbedingt -auch die Preise an: Im Durchschnitt ist von 3 bis 5 Prozent die Rede. Das könnte tatsächlich bis zum Endverbraucher durchgereicht werden können, denn durch die gestiegenen Transportkosten verzeichnet der Reifenhandel auch weniger Importe durch sogenannte "Containerware", die inzwischen ja auch schon ihre Unterscheidung in Premium-und Lowbudget- Qualitäten kennt.
Allseason-Reifen waren mit 25 Prozent Zuwachs im abgelaufenen Jahr die Gewinner, wobei geografische Unterschiede den Prozentwert stark variieren lassen. Dazu haben viele Hersteller ihre Produktionskapazitäten zu Beginn des Lockdowns zurückgenommen und nicht wieder im gleichen Maß hochgefahren. Gefühlvoll hinterfragt, ist für die Marktmacher die Verfügbarkeit in allen Produktsegmenten gegeben. Braucht jetzt nur noch der Kunde zurückkehren, und alles wäre wieder positiv.
Halbjahresausblick
Der Handel ist in seinem Einlagerungsverhalten vorsichtig, der Sparwille sitzt jedem im Nacken. Im ersten Halbjahr könnte, getragen vom Ganzjahresreifen-Segment und optimistisch betrachtet, sogar ein Plus von 5 bis 7 Prozent für den Reifenhandel herausschauen. Allerdings weist Europool 15 Prozent Minus aus. Ganz wird sich das Stückzahlminus nicht vermeiden lassen.