Nein, wir wollen jetzt nicht die klassische Garage erwähnen, in der vor rund zwei Jahren die Geschichte von Aviloo begann, denn so starteten auch andere Erfolgsgeschichten (etwa in ­Kalifornien). Vielmehr ist es eine einzige Zahl, die den steilen Aufschwung ausdrückt, den man in Wiener Neudorf hingelegt hat: „Vor einem Jahr waren wir hier noch zu viert, jetzt sind wir 25“, sagt Dipl.-Ing. Wolfgang Berger. „Hier“, das ist der ehemalige Kia-Verkaufsraum der Firma Grünzweig, die anderswo ein größeres Zuhause gefunden hat.

Ein bisserl sieht es hier immer noch aus wie bei einem klassischen Start-up: Schnell hingestellte Möbel, Improvisation, ein riesengroßer Raum für die Mitarbeiter. Und mittendrin ein Besprechungstisch: Da sitzen wir, und Berger erzählt mit seinem Kompagnon Dipl.-Ing. Nikolaus Mayer­hofer seine Story. Das Leben hatte die einstigen Schulfreunde später in unterschiedliche Richtungen verschlagen: Nachrichtentechniker der eine, Verfahrenstechniker der andere. Und dann kam das Aha-­Erlebnis: Denn Wolfgang Berger hatte einen BMW i3 als Firmenauto und wollte seiner Frau auch ein E-Auto kaufen. Ein gebrauchtes sollte es sein.

Der Wert der Batterie
Und genau da hakte es: Denn woher, bitte, weiß man, wie gut der Zustand der Batterie ist? „Bei einem Verbrenner gibt es das Baujahr, den Kilometerstand und die Eurotax – und man weiß, wie viel das Auto wert ist“, sagt Nikolaus Mayerhofer: „Aber bei einem E-Auto weiß niemand, wie das Auto genutzt wurde. Wenn die Batterie zu oft bei Schnellladestationen war, ist das nicht gut. Dabei ist die Batterie ein Vielfaches von einem Motor oder einem Getriebe wert.“

Die Wiener Neudorfer begannen zu tüfteln: Die Software wurde ebenso „inhouse“ entwickelt wie die wenige Zentimeter große Box: Sie wird an die Diagnose-Schnittstelle im Auto mit voll geladener Batterie angesteckt, das Auto quasi im Aviloo-System „angelegt“. Der Nutzer erhält einen Unique-Link, öffnet die Aviloo-App und kann starten. Während der Fahrt nimmt die Box Millionen an Datensätzen (Spannung, Temperatur, Ladezustand, Zellspannung) auf und übermittelt diese über die SIM-Karte an den Aviloo-Server. Je länger man fährt, desto genauer sind die Ergebnisse.

Egal, ob Sommer oder Winter, das Ergebnis wird auf eine Temperatur von 20 Grad normiert – und der Kunde erhält ein prozentgenaues Ergebnis über die Kapazität der Batterie, das auch herstellerübergreifend vergleichbar ist. Aviloo will nun Händler gezielt ansprechen. Eine ideale Ergänzung eines Ankaufstests oder ein Zertifikat für jedes gebrauchte E-Auto. Berger: „Wir glauben fest daran, dass sich Elektro­autos mit einem Aviloo-Zertifikat schneller und zu einem höheren Preis verkaufen lassen.“