Der frühe Kälteeinbruch Ende September war gut für die Branche: Die Reifenwechsel-Saison hat schon begonnen, selbst in Wien, wo man den Schnee – wenn überhaupt – nur bei klarem Wetter auf Rax und Schneeberg sehen konnte. Ein Segen für die Branche, denn so ist der Stress, wenn es Mitte/Ende Oktober wirklich ernst wird mit dem Reifenwechsel, etwas geringer.
Warum das heuer so wichtig ist? Weil viele Betriebe noch immer nicht mit der kompletten Mannschaft arbeiten. Nach dem Corona-bedingten Lockdown ist die Kurzarbeit weiterhin ein Begleiter für jene Firmen, die über mangelnde Auslastung klagen – laut Komm.-Rat Josef Harb, Bundesinnungsmeister für Fahrzeugtechnik, sind vor allem Werkstätten am Land betroffen. Sein persönlicher Beitrag: "Wir haben zwar in unserem Betrieb in Weiz keine Kurzarbeit mehr, in Voitsberg aber schon noch."
Werkstattauslastung ist nichtüberall gut
So wie Harb setzen auch viele andere Betriebe in wirtschaftlich schlechter gestellten Regionen auf die staatlich garantierte Sicherheit: "Wir haben unsere Mitarbeiter für weitere 6 Monate zur Kurzarbeit angemeldet, weil es ab Jänner immer schlecht läuft", sagt Harb. Auch jetzt sei die Auslastung in vielen Werkstätten nur bei 50 bis 60 Prozent, erklärt der Innungsmeister. "Bei Firmenkunden gibt es ein Minus von 40 Prozent, bei Privaten nur von 5 Prozent."
Daher freut sich Harb auch, dass die Phase III der Kurzarbeit mit 1. Oktober in Kraft getreten ist: Damit werden aus Sicht des Kfz-Techniker-Obmanns "sehr viele Betriebe aus unserer Branche gerettet. Nur so können wir qualifizierte Mitarbeiter halten: Wenn es dann 2021 besser geht, haben wir die gut ausgebildeten Mitarbeiter wieder bei der Hand."
Kurzarbeit verlängert, aber eingeschränkt
Diese Phase III ist mit 31. März 2021 befristet (und könnte für besonders betroffene Branchen, also z. B. den Stadttourismus, noch einmal verlängert werden). Beibehalten wurde, dass Arbeitnehmer wie bisher zwischen 80 und 90 Prozent des Nettolohns erhalten. Die Arbeitgeber zahlen die Kosten für die tatsächlich geleistete Arbeit; das AMS übernimmt die Summe für die entfallenen Arbeitsstunden, inklusive der Lohnnebenkosten und Krankenstände.
Um Missbrauch zu vermeiden, verlangt das AMS eine Prognoserechnung und überprüft auch tatsächlich, ob die Mitarbeiter nicht mehr arbeiten als vorgesehen. Eine Prüfung, die es übrigens auch beim Betrieb von Harb schon gegeben hat: "Ja, wir hatten eine Kontrolle der Finanzpolizei. Aber es war alles okay, weil wir die Zeitstempel nachweisen konnten. So ein Zeitmanagement ist in unserer Branche ohnedies schon fast überall Standard."
Doch was ist neu bei der Kurzarbeit? Die mindestens geleistete Arbeitszeit wurde von 10 auf 30 Prozent angehoben (wobei in Sonderfällen auch weiterhin eine Unterschreitung möglich ist). Das AMS ruft die Betriebe dazu auf, die Mitarbeiter weiterzubilden, und zwar in jener Zeit, die ohnehin vom Staat bezahlt wird. "Diese Weiterbildungs-Maßnahmen können auch unterbrochen werden, falls es bei Bedarf des Unternehmens notwendigist", heißt es beim Arbeitsmarktservice. In solchen Fällen kann die unterbrochene Weiterbildung binnen 18 Monaten nachgeholt werden.
Neuwagenzulassungen steigen erstmals
Etwas entspannter als noch vor einigen Wochen sah die Situation Anfang Oktober im Neuwagenhandel aus, denn der Sinkflug ist vorerst gestoppt: Die unmittelbar vor Redaktionsschluss veröffentlichten Rohdaten der Statistik Austria (die auf unseren Statistik-Seiten im Blattinneren noch nicht aufscheinen, Anm.) brachten für den September einen Zuwachs auf 22.290 Pkws. Das sind um 5,9 Prozent mehr als im Vergleichsmonat 2019, als 21.047 Neuwagen erstmals zugelassen wurden. Bei den Gebrauchtwagen hatte ja schon der August positive Zahlen im Vergleich zu 2019 gebracht.
Daher ist auch die Kurzarbeit im Handel kein Thema: "Wir haben in unserem Betrieb schon im Mai umgestellt", sagt Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner, der aus Graz stammende Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels: "Und auch intern habe ich nicht gehört, dass Betriebe noch Kurzarbeit einsetzen. Bei uns ist das also kein Thema mehr."
Übernahme von Betrieben möglich
Edelsbrunner klagt jedoch, "dass wir bei den Förderungen und staatlichen Hilfen überall rausgefallen sind, weil wir ja keine verderbliche Ware anbieten. Es gibt also keine Förderung, auf Deutsch gesagt. Fördertechnisch sind wir sehr schlecht dran."
Auch wenn ein gewisser Silberstreif am Horizont erscheint, fürchtet man sich in der Branche vor den kommenden Monaten: Denn viele Unterstützungsmaßnahmen laufen demnächst aus. Die Autoimporteure benötigen Geld: Viele haben ihre Überbrückungshilfen, die während des Lockdowns eingeführt wurden, längst beendet. Auch die Finanzämter können ihre Steuerstundungen bzw. die Herabsetzung von Steuervorauszahlungen nicht auf Dauer aufrecht erhalten. Das Gleiche gilt für die Sozialversicherung der Selbstständigen bzw. für die Österreichische Gesundheitskasse.
Es ist daher ein offenes Geheimnis, dass finanziell gut situierte Kfz-Betriebe genau beobachten, ob nicht finanziell kränkelnde Mitbewerber zu guten Konditionen übernommen werden könnten.
„Nicht auf jeder Hochzeit tanzen“
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