Schon vor der Corona-Pandemie war in vielen Wirtschaftszweigen klar, dass es so nicht weitergehen kann. Überproduktion, prekäre Arbeitsverhältnisse, zu geringe Margen, überstrapazierte Märkte: die Gründe und Branchen sind vielfältig. Auch den Managern der Autoindustrie war schon lange klar, dass es in dieser Form nicht mehr lange funktionieren kann.
Dabei geht es ganz massiv um die Zukunft des Vertriebs. Für den Autohandel stehen Themen wie Elektrifizierung, Digitalisierung, Online-Handel aber auch neue Vertriebs- oder Nutzungsmodelle schon länger im Raum, über vielen schweben sie wie ein Damoklesschwert. Durch die Krise wurden die Themen noch beschleunigt und erhöhen den Druck auf eine Neuorientierung.
Dennoch wird zur Wiederbelebung der alten Geschäftsmodelle aufgerufen. Die bewährten Feindbilder wie Politik, Radfahrer, Klimaschützer und nun eben die Pandemie werden verantwortlich gemacht. (Wer trägt eigentlich Schuld daran, dass die Zinsen für Schauraum und Fahrzeuglager die Händler nun erdrücken?) Unterstützung wird gefordert, um die längst vorhanden Lücken zu stopfen, die durch die Krise weiter aufgerissen sind.
Unterstützung braucht es unbedingt und dringend, doch ist genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Geschäftsmodelle zu überarbeiten, sich vom Hersteller zu emanzipieren, Mitarbeiterauswahl- und Führung zu hinterfragen, die Digitalisierung konsequent umzusetzen, neue Vertriebs- und Nutzungsmodelle zu entwickeln und die neuen Sprachen der Kundenbetreuung zu lernen.
So hart es klingen mag: so wie es war, wird's nicht mehr werden. Wer sich die Vergangenheit zurückwünscht, kann in der Zukunft nicht reüssieren.