Der Werbespruch aus den 1980er-Jahren hat "Joki" Kirschner unsterblich gemacht: "Rechtzeitig darauf schauen, dass man 's hat, wann man 's braucht." Damals ging es ums Geld. Doch wie beim Bausparen, das üblicherweise auf sechs Jahre abgeschlossen wird, ist es auch bei der Suche nach einem neuen Mitarbeiter. "Rechtzeitig darauf schauen, dass man ihn hat, wenn man ihn braucht."
Weit hergeholt, diese Einleitung, aber sie trifft den Kern der Sache: Denn fast jeder Kfz-Betrieb, der expandieren will, klagt über den leergefegten Arbeitsmarkt. Jene (wenigen) potenziellen Mitarbeiter, die verfügbar sind, sind das oft nicht grundlos. Andere kommen nur zum Bewerbungsgespräch, um sich den Stempel fürs Arbeitsamt zu holen. Und jene, die wirklich was können, verkaufen sich teuer.
"Teuer" muss nicht unbedingt ein höheres Gehalt bedeuten: Oft ist es auch der bessere Arbeitsplatz, der lockt. Wie zum Beispiel am neuen Standort von "Autopark" in Telfs-Pfaffenhofen, der im Juni 2019 mit 14 Angestellten eröffnet wurde. Ursprünglich habe man geplant, in ein bis zwei Jahren auf 20 Mitarbeiter zu erweitern, sagt Geschäftsführer Mag. Michael Mayr. Doch durch den großen Erfolg, den der Standort von Beginn an gehabt habe, liege man bereits jetzt bei 25 Kollegen. Es sei auch kein Problem gewesen, genügend gute Mitarbeiter zu finden: "Wir haben beim Bau überall das Beste genommen, daher bekommen wir auch die besten Mitarbeiter."
Ein Einzelbeispiel, denn ein neues Autohaus stellt ja nicht jeder Unternehmer auf die Wiese - aber eines, das zeigt, wie man gute Mitarbeiter anlocken kann. Manchmal sind es auch nur einzelne Geräte: die neueste Lackierkabine zum Beispiel. Wetten, dass sich das im Bezirk bald herumspricht? Und dass ein wechselwilliger Lackierer nach diesem Arbeitsplatz schielt - natürlich nur, sofern auch die übrigen Rahmenbedingungen passen.
Jeder 10. Lehrling will Kfz-Techniker werden
Üblicherweise bleiben die Mitarbeiter aber ohnedies über Jahr(zehnt)e im Betrieb, oft in jenem, in dem sie auch ausgebildet wurden. Umso wichtiger ist es also, sich rechtzeitig nach jungen Burschen (und immer öfter auch Mädchen) umzuschauen, die als Lehrlinge beginnen und später den Grundstock des Betriebes bilden.
Erfreulich ist, dass sich der negative Trend der vergangenen Jahre nun endlich wieder wendet: Im Jänner wurden die Lehrlingszahlen des Jahres 2019 veröffentlicht. Österreichweit ist die Zahl der Lehrlinge in Ausbildungsbetrieben im Vorjahr um 2,1 Prozent gestiegen, und zwar auf 101.689.
Das Gute dabei: Kfz-Techniker gehört bei jungen Männern immer noch zu den Traumberufen (Platz 3 hinter Metall- und Elektrotechnikern); jeder 10. Lehrling wählt diese Ausbildung. Und viele kommen auch bis ins Finale: 2.020 junge Männer und 67 Frauen gingen zur Lehrabschlussprüfung, die für 1.343 bzw. 43 von ihnen positiv endete. Bei den Karosseriebauern traten im Vorjahr 362 Burschen und 19 Mädchen an, 2664 bzw. 14 bestanden sie. Bei den Lackiertechnikern waren es 46 männliche sowie 7 weibliche Prüflinge, von denen 42 bzw. 4 feiern durften.
Schulabbrecher als gutes Potenzial
Auch wenn der Trend nach oben geht: Die Jahre 2016 bis 2019 gehören (gemeinsam mit 1968) noch immer zu den schwächsten seit 1961, was die Lehrlingszahlen betrifft. Und doch: Komm.-Rat Josef Harb, Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechniker, freut sich, dass "unser Beruf noch immer zu den interessanteren gehört und wir aus den besseren Bewerbern auswählen können." In letzter Zeit hätten sich auch viele Schulabbrecher aus Gymnasien oder HTLs als Lehrlinge beworben: "Die sind ein sehr gutes Potenzial: In meinem Betrieb kommt jeder Dritte aus diesem Segment." Harb rät Betrieben, sich gezielt nach Schulabbrechern umzusehen.
Apropos Schule: Nicht bei allen Eltern herumgesprochen hat sich allerdings, dass der Lehrabschluss nun auf Bildungsstufe 4 und damit der AHS-Matura gleichgestellt ist. "Dabei rede ich bei jeder Veranstaltung darüber", sagt Harb. Weil Fachkräfte schwer zu bekommen sind, rät der Innungs-Chef den Betrieben auch, die Mitarbeiter "auf Händen zu tragen. Sie sind unser wertvollstes Gut."
Überstunden und Umsatzeinbußen drohen
Denn die Auswirkungen des Fachkräftemangels sollte man nicht unterschätzen: Eine Umfrage der Wirtschaftskammer ergab Ende 2018, dass 86 Prozent der Firmenchefs und deren Familienangehörige sowie die aktuellen Mitarbeiter davon betroffen sind. Die Folgen sind höhere Arbeitsintensität (84 Prozent) und mehr Überstunden (70 Prozent).
Rund 60 Prozent der Betriebe klagen deswegen auch über Umsatzeinbußen, weil beispielsweise Aufträge storniert werden mussten. Gleichzeitig mussten drei Viertel der Betriebe mehr Geld für Personalsuche ausgeben, bei zwei Drittel sind die Ausgaben für Gehälter gestiegen. Und 6 von 10 Betrieben mussten als Folge des Fachkräftemangels geringer qualifizierte Bewerber einstellen.
Ende Jänner hat die Wirtschaftskammer eine neue Kampagne zur Stärkung der Lehre gestartet. Und dass Meister künftig ihren Titel vor dem Namen als Abkürzung und auch in Dokumenten führen dürfen, ist sicher auch eine gute Entscheidung - auch wenn sie ihre Ausbildung im Gegensatz zu Akademikern selbst bezahlen müssen ...