In Wolfsburg hat sich die Porsche Holding Salzburg (PHS) mittlerweile den Ruf einer "Krisenfeuerwehr" erworben: Krankt irgendwo ein Importeur (wie zuletzt in Portugal) oder benötigen händlereigene Retail-Standorte einen "Motivationsschub" (wie vor rund einem Jahr in Japan), dann klingelt - überspitzt gesagt - im Büro von Dr. Hans Peter Schützinger das Telefon. Seit 1990, als die Salzburger mit dem Aufbau eines VW-Vertriebsnetzes in Ungarn begannen, kam ein Land nach dem anderen hinzu. Etwa die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Bulgarien, Albanien, Mazedonien und die Ukraine, ehe im vergangenen Jahrzehnt die ganz großen Sprünge nach Westen (Chile, Kolumbien) und Osten (Malaysia, Singapur, Japan, China) gemacht wurden. Mittlerweile sind es 29 Länder, die von Salzburg aus gesteuert werden: Da kann man schon einiges erzählen! Über den König von Malaysia zum Beispiel, der beschloss, irgendwann im ganzen Land für einen Monat die Mehrwertsteuer abzuschaffen. Dass das den Automarkt komplett durcheinanderwirbelte, ist logisch. Oder über die Unruhen in Chile: "Wir haben es geschafft, unsere Autos zu verstecken", sagt Schützinger: Aber in Zeiten wie diesen sei in diesem Land der Autoverkauf sehr schwierig geworden: "Gott sei Dank hat dieser Funke bisher nicht nach Kolumbien übergegriffen."
Unsicherheit prägte das Geschäft
Kein Wunder, dass Schützinger davon spricht, dass "2019 das schwierigste Jahr war." Auch weil dem Importeur die Nachwehen der ersten WLTP-Umstellung im September 2018 und die Vorbereitungen auf die neue CO2-Regelung das Arbeiten nicht gerade erleichterten. Dazu kamen noch der Zerfall der österreichischen Bundesregierung und die Unsicherheit, wie es denn in Sachen NoVA und Dienstwagenbesteuerung weitergehen würde.
Wie auch immer: "Wir können mit 2019 zufrieden sein", bilanziert Schützinger. Am naheliegendsten ist natürlich ein erster Blick auf den Heimmarkt. In Österreich besetzt die PHS mit VW, Skoda und Seat heuer die ersten drei Plätze der Markenstatistik, was (trotz der anhaltenden Schwäche bei Audi) den Marktanteil um 0,6 Prozentpunkte auf 34,9 Prozent emporschnellen ließ.
In Ost- und Südosteuropa litt der Import teilweise unter der schlechteren Belieferung durch den Konzern, der Länder mit höheren Margen bevorzugt behandelte. Dazu kam eine Schwäche im wichtigen Auslandsmarkt Tschechien, während sich andere Länder - wie das lange krisengeschüttelte Rumänien - weiter erholen. Insgesamt bedeutet das in der Region einen Marktanteil von 17,3 Prozent.
Insgesamt 494 Händlerstandorte
Der Rückgang um 8 Prozent in Südamerika kam angesichts der Unruhen nicht unerwartet, die Verhältnisse im Fernen Osten sind ohnedies sehr speziell. "Für uns hat sich China, wo wir mit Porsche, Audi und Bentley im Oberklasse-Segment tätig sind, sehr gut entwickelt - Probleme gab es eher im Volumenbereich", sagt Schützinger. Nach den letzten Übernahmen (Japan, Schweden, Spanien, Deutschland) ist die PHS für fast alle VW-eigenen Retailbetriebe zuständig: "Nur zwei sind noch auf der Speiseliste", analysiert Schützinger: "Die werden wir in den kommenden Jahren auch noch angehen."
Insgesamt sollen bei der Porsche Holding weltweit zu Silvester 365.000 Fahrzeuge im Großhandel (-1,9 Prozent) und 392.400 Autos im Einzelhandel (+5,8 Prozent) zu Buche stehen. Dazu kommen noch rund 221.000 Gebrauchtwagen (+3,6 Prozent). Weltweit sind rund 32.000 Mitarbeiter für die PHS tätig, die Zahl der Händlerstandorte hat sich heuer um 37 auf 494 erhöht. Ausblick von Schützinger auf 2020: "Es wird noch schwieriger werden als 2019."