Die kleine familiengeführte Werkstätte, der Reifenhandel in der nächsten Stadt oder der mittelständische Industriebetrieb: KMUs sind unabhängig von ihrer Größe und Branche gleichermaßen von der Digitalisierung betroffen. Aufgrund der digitalen Transformation verändert sich nicht nur die Produktion, sondern auch das Kundenverhalten. Dahingehend sind Klein- und Mittelbetriebe nicht nur gezwungen, ihre Geschäftsmodelle, Produktion oder Dienstleistungen anzupassen, sondern müssen beispielsweise neue Marketing- und Vertriebsstrategien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Studien auf den digitalen Aufholbedarf der heimischen KMUs hingewiesen. Aus einer druckfrischen Studie von Arthur D. Little und der Wirtschaftskammer geht die gute Nachricht hervor, dass das Digitalisierungsniveau im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen ist, zumindest sehen die Unternehmen den Einfluss der Digitalisierung deutlich positiver und erhoffen sich durch die digitale Transformation neue Chancen.

Die schlechte Nachricht: Nach wie vor stehen die meisten KMUs am Anfang. Nur 10 Prozent der befragten Unternehmen stuften sich selbst als "digital orientiert" ein. Das ist die dritte Stufe auf einer vierstufigen Skala zur Digitalisierung. Die meisten KMUs sehen sich als digitale Neulinge oder gerade am ersten Schritt aus diesem Stadium heraus. Als "digitaler Champion" sah sich in der Umfrage allerdings kein einziger der Befragten.

Beratung und Know-how weiterhin stark gefragt 64 Prozent der Befragten gaben an, das größte Potenzial in der Neukundengewinnung zu sehen, 55 Prozent orten es in der Kostenersparnis. Ein zunehmender Anteil sieht sich durch Digitalisierungsmaßnahmen im Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern. Während die Datenschutzgrundverordnung 2019 (DSGVO) nicht mehr zu den Top-Herausforderungen zählt, wurde das Fehlen von Ressourcen, Umsetzungsplänen und -hilfen sowie die Relevanz von fehlenden bzw. schwer definierbaren Zielen häufiger genannt. Dennoch wird das volle Potenzial noch nicht ausgeschöpft: Rund 37 Prozent gaben an, dass es ihnen an Know-how fehle. Auch die fehlenden Finanzmittel stellen eine der größten Herausforderungen dar.

4 Millionen Euro Förderung für KMUs

Im Fördertopf von KMU Digital (Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaftsstandort und Digitalisierung/BMDW und der Wirtschaftskammer Österreich) warten 4 Millionen Euro darauf, von den Betrieben abgeholt zu werden. Das gilt für alle Unternehmen aller Branchen mit maximal 250 Mitarbeitern. Mit diesem Förderprogramm sollen österreichische Klein- und Mittelbetriebe in 3 Schritten an die Digitalisierung herangeführt werden.

3 Schritte auf dem Weg in die Digitalisierung

Ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen sollen sie mit digitalen Tools vertraut gemacht werden und ihre Unternehmens-Digitalisierungsstrategien entwickeln. Im ersten Schritt der KMU Digital stehen der Online Status Check und die Potenzialanalyse mit den Fragen: "Wie digital ist mein Unternehmen?" und "Was soll sich wie ändern?" Der nächste Schritt, die KMU Digital Beratung, soll klären, wie man es in den Bereichen E-Commerce&Social Media, Geschäftsmodelle&Prozesse oder Verbesserung der IT-Sicherheit angeht. Und der letzte Schritt bringt für umgesetzte Projekte die KMU Digital Umsetzungsförderung.

Erstberatung direkt im Betrieb

Wie das genau funktioniert? Die Status- und Potenzialanalyse ist eine Digitalisierungs-Erstberatung und wird direkt im Betrieb durchgeführt. Dabei werden digitale Trends, Chancen und Risiken für das jeweilige Unternehmen systematisch analysiert und in einer Digitalisierungs-Landkarte erfasst. Diese Analyse ist für alle Unternehmen geeignet, wird mit 80 Prozent (maximal 400 Euro pro Analyse) gefördert und darf nur von zertifizierten Digitalisierungsberatern - den Certified Digital Consultants, kurz CDC -durchgeführt werden.

Für IT, Social Media und neue Geschäftsmodelle

In der Strategie-Beratung geht es um die Frage: "Wie geh ich's an?" Hier sollen im Rahmen von 2 Beratertagen die Grundlagen geschaffen werden, damit Unternehmer Umsetzungsentscheidungen treffen können. Es wird gemeinsam mit dem Berater eine ganzheitliche Strategie für das Digitalisierungs-Vorhaben entwickelt, dann werden weitere konkrete Maßnahmen geplant. Dafür können folgende Fokusbereiche gewählt werden: Geschäftsmodelle und Prozesse, E-Commerce, Online-Marketing und Social Media sowie die Verbesserung der IT-Sicherheit. Diese Beratungen sind zu 50 Prozent (maximal 1.000 Euro pro Beratung) gefördert und müssen ebenfalls von zertifizierten Digitalisierungsberatern durchgeführt werden.

Zur Information: Die KMU Digital Strategie-Beratung ist von der Status- und Potenzialanalyse unabhängig; es können auch mehrere Schwerpunktthemen angemeldet werden. Die maximale Förderhöhe in der Beratung beträgt jedoch 4.000 Euro pro Unternehmen.

Die KMU Digital Umsetzungsförderung

Auch konkrete Umsetzungsprojekte werden gefördert. Dafür wurden insgesamt 2 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt. Das eingereichte Projektvolumen muss im Rahmen zwischen 5.000 und 20.000 Euro sein. Die Förderhöhe dazu beträgt 30 Prozent, jedoch max. 5.000 Euro pro Projekt.

Die Förder-Einreichungen werden online auf der Website kmudigital.at durchgeführt. Die Abwicklung erfolgt über den Austria Wirtschaftsservice (AWS).