Scheinbar ist diese Denke nicht in Frankreich angekommen. Mit unbarmherziger Härte treibt PSA-Chef Carlos Tavares seine "Push-to-Pass"-Strategie beim Autobauer Peugeot-Citroën-Opel voran. Tavares stand vor einer schweren Aufgabe, als er 2014 Peugeot-Citroën und 2017 Opel-Vauxhall übernahm. Seine Strategie ist simpel, unbarmherzig und hängt an einer Kennziffer: "Personalaufwand am Umsatz". 10 Prozent ist die Zielvorgabe für die Autosparte PSA-Opel bis zum Jahr 2021. Gestartet ist Tavares bei Peugeot bei rund 17 Prozent. Damit verbessert er seine Umsatzrendite um stolze 7 Prozent. Ähnlich wie bei Peugeot und Citroën zieht sich ein Personalabbau-und Abfindungsprogramm durch Opel. Bisher wurden 6.800 Beschäftigte nach Hause geschickt. Rechnet man die Tavares- Vorgaben um, werden mittelfristig wohl nochmals 5.600 gehen. Dann hätte Opel ein Drittel seiner Beschäftigten verloren.
Mit seinem knallharten Sanierungskurs bricht Tavares einen unausgesprochenen "sozialen Kontrakt". Klar muss er sanieren, aber es sieht nicht danach aus, dass die Gesundschrumpfung das Ziel ist, sondern die klare Kampfansage an Wettbewerber, sie mit "Push to Pass" kalt zu stellen. Im VW-Konzern wurden in den vergangenen 5 Jahren die "Personalaufwendungen am Umsatz" von 16,7 Prozent auf 17,5 Prozent in die Höhe getrieben. Pro Mitarbeiter wurde 2018 ein Aufwand von 62.740 Euro verbucht. Im PSA-Konzern waren es 48.540 Euro oder 13,8 Prozent vom Umsatz. Damit hatte Tavares nach Abzug der Mitarbeiterkosten 3,6 Prozent vom Umsatz mehr übrig als VW und kann durch Preis-und Kostendruck die Luft dünner machen.
Tavares dreht mit großer Härte an der Schraube. Es riecht nach Beschäftigten-Dumping. Bisher war so etwas "tabu". Es gab einen unausgesprochenen Konsens. Wie verbissen Tavares sein "Push to Pass" umsetzt, erfahren auch die Autohändler. Die EU-Kommission hat strenge Vorgaben für den CO2-Ausstoß von Neuwagen festgelegt. Ab 2020 gelten die strengeren Grenzwerte von 95 Gramm CO2/km. Werden die Vorgaben verletzt, fallen für die Autobauer Strafen in Milliardenhöhe an. Nach Dieselgate müssen wieder mehr Dieselautos verkauft werden, um Strafzahlungen zu entgehen. Morgen sind es teure Elektroautos. Vorgesehen istetwa, den elektrischen Opel Corsa bei knapp 30.000 Euro einzupreisen. Das ist mehr als das Doppelte des heutigen Benziners. Wie die Nachfrage aussieht, kann man sich vorstellen. Und was macht Tavares? Er hat für die Peugeot-Händler in Deutschland sogenannte Diesel-Quoten definiert. Wer die Quote nicht schafft, bezahlt Strafe. Für die Zukunft werden bei Opel und Peugeot Elektroquoten diskutiert. Elegant drückt Tavares seine Vorgaben an die Autohändler ab. Um die Quoten zu erfüllen, müssen die Autohändler hohe, vermutlich ruinöse Rabatte geben. Dabei ist Tavares in einer komfortablen Position. Neben jeden Opel-Händler sitzt nicht allzu weit ein Peugeot-oder Citroën-Händler. Einer könnte zu viel sein. Wir brauchen die Geschichte nicht weiter zu erzählen.
Auch andere drehen am Elektro-Bonus. Der VW-Konzern spricht mit seinen Händlern. Dort sollen Agenturverträge beim Modell ID.3 für mehr Fairness sorgen, die Grundmarge soll gesenkt werden, aber gleichzeitig die Händler-Anforderungen und damit Kosten reduziert werden. Opel-,Peugeot-und Citroën-Händler könnten zu einer "Reise nach Jerusalem" gezwungen werden. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, aus dem Neuwagenverkauf auszusteigen.
„Nicht auf jeder Hochzeit tanzen“
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