Beim wichtigen Thema Öl, dem wir - übrigens als einziges Fachmedium im deutschsprachigen Raum - zweimal jährlich eine eigene Sonderausgabe widmen, scheint sich die Situation noch weiter zuzuspitzen.  Die problematische Schere geht immer weiter auf.

Durch die technologische Weiterentwicklung und den Druck durch die vorgeschriebene CO2-Reduktion werden die Anforderungen an die Schmierstoffe immer höher, die Vielfalt und Komplexität der Produkte nimmt laufend zu (TU-Professor Geringer erklärt auf Seite 10 dieser Ausgabe die Entwicklung). Es gäbe also genug Gründe für den Konsumenten, den Fachleuten zu vertrauen, das Öl in der Werkstätte zu beziehen und einen vernünftigen Preis dafür zu zahlen. Doch genau hier gibt es eine Vielzahl von Gründen, warum das Gegenteil passiert (Details dazu beleuchten wir auf Seite 6 dieser Ausgabe).

Für die Schmierstoffhersteller wird der Anteil am Ertragskuchen immer kleiner. Das ist kein Grund für Mitleid, aber die Ölmultis verlieren langsam die Lust am kleinteiligen Öl-Geschäft mit den Werkstätten. Die Kfz-Betriebe zählen ebenfalls langsam, aber sicher zu den Verlierern, weil die Autohersteller und deren Importgesellschaften sich mittlerweile ein kräftiges Stück vom Kuchen genehmigen, sich immer mehr von den Margen ihrer Händler und Werkstätten holen. Von einer Partnerschaft kann man dabei längst nicht mehr reden, aber es ist auch ungeschickt, weil die Importeure die Kundenaus ihren Markenbetrieben vergraulen und in die freien Betriebe drängen. Der ohnehin schon problematische Preisunterschied in den Stundensätzen, der sich auch aus dem hohen Anteil unproduktiver Arbeit in den Markenwerkstätten ergibt, wird durch fehlende Ertragsmöglichkeiten verschärft. Währendfreie Betriebe am freien Markt zugreifen können, wird der Spielraum für die Markenbetriebe immer kleiner.

Beschriftung, Betriebsausstattung, Ersatzteile, Verbrauchsmaterialien, Reifen, Lack und nun auch Öl: Alles soll über den Importeur bezogen werden, der fast überall mitschneidet. Damit baut sich eine Wettbewerbsverzerrung auf, die den Markenbetrieben schadet und früher oder später auch den Importeuren auf den Kopf fallen wird.