Es dauert ein bisserl, wenn Mag. Sanjin Arkus seine Visitkarten auf den Tisch legt: Eine für Bentley, eine für Lamborghini, eine für Bugatti - und als Draufgabe noch eine für die Motorradmarke Ducati. Gar nicht so leicht, stets die richtige zur Hand zu haben. Denn ein Bentley-Kunde will das Karterl mit dem Emblem der britischen Traditionsmarke, der Lamborghini jenes aus Italien

Für viele in der Branche hat Arkus den Traumjob schlechthin: Seit bald fünf Jahren steuert er aus dem Süden Wiens den Vertrieb der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Luxusmarken in Österreich - und weit darüber hinaus. Denn neben Wien gehören auch Standorte in Warschau, Prag und Bukarest (jeweils Bentley plus Lamborghini) sowie Kattowitz und Badupest (nur Bentley) zum Verantwortungsbereich; dazu kommt noch ein Service-Standort für Bentley in Belgrad. "Wir steuern diese Länder von Wien aus und auch jene, wo sich ein eigener Standort nicht rechnet wie Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und die Slowakei."

Traumjob? Ja, sicher - vor allem da Arkus noch nicht einmal 40 Jahre ist. Und doch wieder nicht: "Im Vorjahr war ich an 26 Wochenenden nicht zu Hause. Und ich muss am Handy rund um die Uhr erreichbar sein: Es gibt Kunden, die am Samstag um 11 Uhr anrufen und fragen, was sie bei einem Wildschaden am Auto tun sollen."

Werksbesuch mit Kunden vor dem Kauf

Der Durchschnittspreis liegt bei rund 300.000 Euro brutto. Außerdem sollten die Kunden Geduld haben: "Wer nächstes Jahr im Sommer ein schönes Auto haben will, muss spätestens ein Jahr davor tätig werden", sagt Arkus. Natürlich gebe es Lagerautos, außerdem sind stets etwa 25 Gebrauchtwagen vorhanden: "Aber in dieser Liga stellt man sich sein Auto individuell zusammen."

Und das kann dauern: "Es gibt tatsächlich den Kunden, der den ganzen Tag bei uns verbringt und sich wie sein Auto zusammenstellt." Viele fliegen sogar ins Werk nach Crewe (Bentley) oder Sant'Agata (bei Bologna), um sich die möglichen Farb-Ausstattungsversionen live am Produktionsband anzusehen. "Ich bin 3-4 Mal jährlich mit Kunden in Crewe und 5-6 Mal in Italien", erzählt Arkus. So lerne der Kunde auch den Wert des Fahrzeugs besser zu schätzen: "Zum Beispiel, wenn er in Crewe in die Lederhalle kommt und sieht, wie dort 30-40 Damen nähen."

"Diskretion ist unser höchstes Gut"

Doch eine derart exklusive Betreuung muss nicht sein, denn einige Kunden kommen gar nicht ins noble Autohaus (das übrigens bis Anfang 2020 rund 100 Meter entfernt neu errichtet wird). Einige rufen nur an und sagen: "Schwarz, schwarz, alles reinpacken - und bitte ein Angebot schicken." Der Kaufvertrag komme dann unterschrieben zurück...

"Schwarz, schwarz" heißt übrigens schwarz lackiert und die gleiche Farbe auch im Innenraum. Voraussetzung dafür ist die extrem hohe Vertrauensbasis, die sich das Team um Arkus mit den Kunden geschaffen hat. Arkus berichtet auch von Fußballern aus Barcelona oder Madrid, die ihre exklusiven Autos in Wien bestellen. Fotos von der Fahrzeugübergabe sucht man im Schauraum dennoch vergeblich: "Diskretion ist unser höchstes Gut, das gilt nicht nur für Sportler, sondern auch für Schauspieler oder Großindustrielle: Daher haben wir auch nie Fotografen bei unseren Veranstaltungen."

Zwei Bugatti Divo im Vorjahr verkauft

Zur Philosophie von Arkus, die er vor knapp 5 Jahren von seinem Vorgänger Robert Engstler (der Europa-Chef von Bentley wurde) übernommen hat, gehören auch exklusive Kundenveranstaltungen wie das "Bentley Spring Festival" im Schloss Laxenburg oder Sportveranstaltungen - etwa Polo. Auch Trips zum Fachbesuchertag des Genfer Autosalons sind bei den Bentley-Fahrern sehr beliebt. Und die Möglichkeit, Autos manchen Kunden zu präsentieren, noch bevor sie offiziell vorgestellt werden. Doch welcher Kunde darf da mitkommen? "Vor allem die Hot Potentials: Leute, die kurz vor einem Vertragsabschluss stehen und die man dann überzeugen kann." Neid? Nein, den gebe es nicht: "Die meisten sind ja selbst Geschäftsleute und wissen, dass sie nicht bei jedem dieser Termine dabei sein können." Bei Bugatti ist alles noch viel exklusiver: "Jeder muss ein sogenanntes Customer Profile Sheet durchlaufen und vom Werk genehmigt werden." Erst im Mai war Arkus mit (potenziellen) Kunden bei Probefahrten auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet: "Der schnellste von uns hat 362 km/h geschafft." Im Vorjahr wurden in Wien 2 Exemplare des Sondermodells Divo verkauft - um rund 5 Millionen Euro netto pro Stück.

Vorreservierungen für frühen Liefertermin

Die Ziele für heuer? "Wir sind stark modellabhängig", sagt Arkus: "Beim Lamborghini Urus sind wir im ersten Volljahr und kämpfen um Slots in der Produktion, damit wir bei den Lieferzeiten innerhalb eines Jahres bleiben." Auch beim Aventador-Sondermodell SVJ müsse sich jeder Kunde glücklich schätzen, so ein Auto zu bekommen. Bei Bentley liegen die Lieferzeiten meist bei einem halben Jahr: Mit dem GT gehe man ins erste volle Verkaufsjahr, dazu komme das neue Convertible. Hingegen sei der Flying Spur nicht mehr verfügbar, da Ende 2019/Anfang 2020 das neue Modell zuerwarten sei. Hier gehe man aktiv auf potenzielle Kunden zu, um Vorreservierungen abzuschließen, um den Kunden einen möglichst frühen Liefertermin zu garantieren: "Dadurch ergeben sich die Reihungen." Bei der offiziellen Präsentation wird dann meist der endgültige Vertrag abgeschlossen. "Abernatürlich versuchen wir auch spontane Slots zu bekommen."

Anfragen für Mitarbeiter hat Arkus genug: "Im Service nehmen wir nur erfahrene Leute." Auch im Verkauf müsse man eine gewisse Erfahrung haben. Unser Verkaufsleiter ist seit über 20 Jahren bei uns und kennt jeden unserer Kunden persönlich. Bei Lamborghini haben wir einen waschechten Italiener im Verkauf."Übrigens: Arkus war vor seinem Einstieg bei Exclusive Cars jahrelang in unterschiedlichen Positionen für die Porsche Holding tätig, zuletzt als Geschäftsleiter von Porsche Völkermarkter Straße in Klagenfurt.

Die Daten:

Adresse: Exclusive Cars Vertriebs GmbH, Liesinger Flurgasse 14-18, 1230 Wien,

Tel.: 01 866 88-0

Homepage: bentley.at lamborghini-wien.at

Standorte: Warschau, Prag und Bukarest (jeweils Bentley plus Lamborghini); Kattowitz und Budapest (nur Bentley); Belgrad (Bentley-Service)

Mitarbeiter: 32

Verkaufte Fahrzeuge 2018: 251 Bentley und 139 Lamborghini (davon wurden 65 bzw. 45 Stück in Österreich zugelassen)

Kunden: ca. 2.500 in der Wiener Kartei