Die Reduktion der Vertriebs- und Servicestrukturen mag den Autoherstellern zwar Geld sparen, dennoch müssen sie die Betreuung ihrer Fahrzeuge sicherstellen. Das gilt für junge Autos, aber vor allem für ältere Modelle, wenn Reparatur- und Servicebedarf steigen. Neben der Netzabdeckung ist auch die Möglichkeit zur preiswerten Instandhaltung älterer Fahrzeuge entscheidend. Gebrauchtwagen verlierenan Attraktivität und damit an Preis, wenn der Zweit- oder Drittbesitzer weite Strecken zum Service zurücklegen muss oder hohe Stundensätze beim Markenbetrieb zahlen muss. Und diese Entwicklung schadet dem Wiederverkaufswert, der Leasingrate und damit ganz massiv dem wichtigen Flottengeschäft der Hersteller.

Der Wechsel der Werkstätte findet meist bei der Übergabe vom Erst- zum Zweitbesitzer statt. Während der Neuwagenkunde (bei einem großen Teil übrigens ein Flotten- oder Leasingkunde mit schwindender Entscheidungsmöglichkeit) in den Markenbetrieb kommt, ist der Zweitbesitzer (nach etwa 4 Jahren) bereits am Weg zum freien Betrieb. Dieser hat bislang den Autofahrer - frühere oder später - an die "Nachbarschaftshilfe", den Pfuscher, verloren. Doch diese Möglichkeit wird in Zukunft immer mehr verschwinden: Es braucht den Spezialisten mit Anbindung an offizielle Systeme. Mit RDKS ist es kaum möglich, ohne Elektronikdie Reifen zu wechseln, selbiges gilt immer öfter für die Bremsen. Ganz zu schweigen von Assistenzsystemen, Hybridantrieb und Telematik.

Von der Mitte bis zum Ende der Lebensdauer eines Fahrzeuges verändert sich der Markt. Das Potenzial ist trotz Entwicklungen wie E-Mobilität und Telematik vorhanden und teilweise sogar wachsend. Dass es für freie Werkstätten nicht möglich ist, moderne Fahrzeuge zu reparieren, behaupten nur jene, die noch nie in einem guten, freien Betrieb waren und sich nicht mit den Möglichkeiten der Diagnose-,Elektronik-und Ersatzteilprofis beschäftigt haben. Das lässt so manchen Markenbetrieb erblassen.

Statt die freien Betriebe als Gegner zu sehen, sollten sich die Markenbetriebe damit auseinandersetzen und - auch hinsichtlich des Teilebezugs bei OE-Produkten - auf Kooperation setzen. Oder in weiser Voraussicht auf eine schwierige Markenzukunft selbst das Angebot für "alle" oder zumindest für "viele" Marken erweitern.