Was sind die aktuellen Schwerpunkte des VFT?
Mag. Walter Birner: Wir haben mehrere Punkte festgelegt: Wir wollen, dass jeder Teilehandelsbetrieb beim VFT mit dabei ist. Daran arbeiten wir jetzt, aber das wird nicht von heute auf morgen gehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Neugestaltung der VFT-Homepage, die in Kürze lanciert wird. Außerdem haben wir das Ziel, dass viele junge Verantwortliche mit dabei sind. Dafür gibt es den Jugend-Arbeitskreis. Das ist eine wesentliche Sache: Dinge nicht so zu machen, wie es immer war. Nur wenn die Jugend herankommt, hat die Branche eine Zukunft.
Der vierte Bereich ist die Ausbildung, die Schulung von Führungskräften und des Management-Nachwuchses.
Wie schaut denn aus Ihrer Sicht die Struktur des Teilehandels etwa in 10 Jahren aus?
Birner: Die Entwicklung, dass große Player immer größere Dominanz bekommen, ist unübersehbar. Das verändert unsere Branche vehement. Die Frage ist, was haben die anderen für Chancen? Dabei gibt es immer Möglichkeiten für kleinere, flexiblere, dynamischere, persönlichere, für jene Betriebe, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen oder andere Leistungsbausteine mitbringen, die ein großer vielleicht nicht im Fokus hat.
Nichtsdestotrotz: Die Einkaufsmacht eines großen im Vergleich zum kleinen Teilehändler ist natürlich dramatisch. Da kann nur die Teileindustrie darauf schauen, dass die Differenz zwischen den Anbietern am Markt nicht zu groß ist und sich die Einstufungen hinsichtlich der Konditionen in einem vernünftigen Bereich bewegen. Momentan sind wir extrem mit der Preisstellung konfrontiert, wenn ein Produkt in einem wirtschaftlich nicht so starken Land zu einem ganz anderen Preis angeboten wird. Jeder Teilehersteller zerstört sich sein Produkt, wenn er mit unterschiedlichen Preisen am Markt agiert.
Hat der kleine Teilehändler Chancen, wenn die Teileindustrie die Preisstellung im Griff behält?
Birner: Es ist ja nicht immer so, dass die Großen die Flexiblen sind. Ein regionaler Teilehändler hat seinen Bezug zu den Kunden mit einem hohen Vertrauensverhältnis. Unsere Branche ist mit 50 Prozent Marktanteil gut aufgestellt. Rund die Hälfte der Autoersatzteile wird vom freien Markt geliefert. Der VFT besteht zum Großteil aus kleinen, regionalen Betrieben. Es gibt überall extrem gut aufgestellte Händler. Das macht Österreich aus.
Welche Rolle spielen das Know-how und die Ausbildung?
Birner: Die Herausforderung, praktisches Wissen zu vermitteln, wird immer größer. Das Auto ist nicht mehr eine Zusammenstellung von mechanischen Komponenten, sondern ein Computersystem mit mechanischen Komponenten. Und das muss man beherrschen können. Die Herausforderung stellt sich für alle Marktteilnehmer. Eine Markenwerkstätte hat die verpflichtenden Schulungen. Bei uns im freien Markt gibt es keine Pflicht, wir arbeiten mit freien Unternehmern zusammen. Deshalb sind unsere Schulungen und Weiterbildungen ein Angebot.
Es braucht den Teilehändler, der die Lösungen aussucht und alles zur Verfügung stellt, um den ganzen Markt abzudecken. Die Werkstätte muss das Auto komplett betreuen können.
Wie kommt dieses Wissen von den Teileherstellern in die Werkstätten? Werden sich Logistik und Wissenstransfer trennen?
Birner: Logistik muss jeder machen, Teileverfügbarkeit ist die Grundvoraussetzung. In der Sache der Ausbildung wird es einige geben, die das aktiver betreiben, aber es wird auch welche geben, die nur Systeme der Teileindustrie übernehmen. Ich persönlich glaube, dass eine umfassende Darstellung, die nicht auf eine Produktmarke spezialisiert ist, mehr Sinn macht und den Werkstätten mehr bringt.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei Marken- und freien Werkstätten?
Birner: Die Zielsetzung der Hersteller ist es, die Zahl der Markenbetriebe zu reduzieren. Also ist es klar, dass die Zahl der freien Werkstätten größer wird. Unser Ziel ist der freie Handel in allen Bereichen zum Vorteil des Konsumenten. Das ist nicht nur Wunschdenken der freien Kfz-Branche, sondern es ist der Wunsch des Konsumenten nach leistbarer Mobilität. Es ist umwelttechnisch und sozial sinnvoller, die Autos am Markt zu behalten, zu einem fairen Preis reparierbar zu machen und umweltgerecht weiterzufahren.
Hintergrund: Für den freien Wettbewerb
Der Verband der freien Kfz-Teilefachhändler (VFT) ist eine freiwillige und unabhängige Branchenvertretung für den Kfz-Teile-Fachhandel im Interesse der Kfz-Betriebe, der Autofahrer und damit des freien Wettbewerbs. Mag. Walter Birner ist seit Jänner 2019 Obmann des VFT und folgte in dieser Funktion Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak nach. Als neuer Generalsekretär wurde Erich Pomassl engagiert. Mit Stand April verfügt der VFT über 44 Mitglieder, seit der Neuausrichtung im Jänner 2019 konnten 10 neue Mitglieder gewonnen werden.