Nicht nur gesetzliche Neuerungen und verschärfte Vorschriften, sondern vor allem technische Innovationen zwingen Kfz-Betriebe zu immer höheren Investitionen, die in immer schnelleren Zyklen auf die Unternehmen zukommen. Davon betroffen sind nicht nur Kfz-Werkstätten, sondern - vor allem bei der kostspieligen Kalibrierung - auch Karosserie- und Lackbetriebe. Beobachter prognostizieren gar eine baldige große Marktbereinigung, von der zunächst kleinere Betriebe betroffen sein werden. Aber auch für österreichische Verhältnisse große Unternehmen stehen unter Druck. Wie schnell vollzieht sich der Wandel hin zur Industrialisierung des Werkstattgeschäfts?

In Sachen §-57a-Überprüfung ist derzeit der erlaubte Entfall der Endrohrmessung Thema, wenn man die Werte per Software via OBD-Schnittstelle ausliest. "Diese Methode kann bei relativ neuen Fahrzeugen angewandt werden", so Thomas Posch, Leiter Techpool bei Derendinger. Die relativ überschaubaren Kosten der Software in Höhe von ca. 500 Euro netto können sich noch durch moderate Hardware- Aufrüstungskosten erhöhen, je nachdem, welche Ausrüstung bereits besteht. "Ab 1.000 Euro kann man auch ein Stand-alone-Gerät von verschiedenen Herstellern kaufen", so Posch.

Welche Neuerungen kommen?

Auch die Kalibrierung der Bremsenprüfstände ist bekanntlich nunmehr alle 2 Jahre fällig. "Wir merken bei den Kunden, dass da noch sehr viele alte Geräte verbaut sind", berichtet Posch. Die Anschaffung eines neuen Bremsenprüfstands kann unter Umständen bauliche Maßnahmen nötig machen - etwa einen neuen Betonboden.

Wernfried Horn, Prokurist bei Kastner, weist Betriebe auf das Auslaufen der Übergangsphase bei Gelenksspieltestern für Fahrzeuge von 2,8 bis 3,5t hin. "Ab Beginn des nächsten Jahres müssen auch alte Geräte den Novellen entsprechen bzw. werden tauschpflichtig." Kostenpunkt: um die 5.000 Euro.

Ebenfalls neu: Auch die Abgas-Absauganlagen müssen jetzt wie die Abgastester 12-monatlich überprüft werden -was viele Betriebe überrascht hat.

Weit kostspieliger und vielfältiger sind Aufrüstungen, die durch moderne fortgeschrittene Assistenzsysteme (ADAS), aber auch Scheinwerfertechnologien erforderlich werden.

Bei ADAS wird's teuer

"Die erste Generation des VW Touareg ist mit DLA (Dynamic Light Assist) ausgestattet", erzählt Horn. "Das Gerät, mit dem Sie diese Scheinwerfer einstellen können, kostet mit 3.500 Euro etwa das Zehnfache eines herkömmlichen Gerätes." Als Kostenpunkt für ein System zur Einstellung von ADAS nennt der Kastner-Prokurist etwa 15.000 Euro. Auch in Sachen Hochvolt müssen die Unternehmenderzeit investieren. "Wir haben mittlerweile einen eigenen Katalog für HV-Werkzeuge aufgelegt und spüren großes Interesse an den Schulungen und Zertifikaten", so Horn, der vor einer möglichen unerwarteten Überraschung in Sachen Hebetechnik erzählt. "Manche Hersteller arbeiten an Spezifikationen für Hebebühnen, mit denen sich aus elektrifizierten Fahrzeugen in angehobenem Zustand der Akku aus-und wieder einbauen lässt", verrät er. Die Krux: Diese Spezifikationen kennt im Augenblick noch niemand. Was die Gefahr birgt, dass man trotz einer heute teuren Investition in ein paar Jahren, wenn das Thema Elektrifizierung voll eingeschlagen hat, als der Dumme dastehen könnte.

Den Zwang zur Investition bemerkt haben sowohl Posch als auch Horn auf der heurigen AutoZum. "Gerade von der technischen Entwicklung geht ein großer Schub aus, das interessiert die Kfz-Betriebe", berichtet Posch.

"Es gilt das Prinzip: Wenn du dabeibleiben willst, musst du investieren", so Horn. "Ich glaube, dass sich bald die Spreu vom Weizen trennen wird. Vor allem bei Betriebsübernahmen stehen die Jungen heute vor der Wahl: Voll investieren oder versuchen, auf der 'low cost'-Schiene zu überleben. Viele fragen sich, ob sie sich das überhaupt antun wollen." Und trotz der Zufriedenheit mit dem Ansturm auf der Messe ist klar: Jede Investition muss beim Konsumenten wiederhereinverdient werden.