Die Frage, was den Autohandel vor dreißig oder auch nur vor zwanzig
Jahren alltäglich beschäftigte, fördert Interessantes zu Tage.
Im gesamten Jahr 1987 wurden inÖsterreich 243.221 Neuwagen
abgesetzt, immerhin 551 Stück mehr als 1985, auch wenn ein
Zwischenhoch in Jahr 1986 rekordverdächtige 262.175 Zulassungen
bescherte. Immerhin steigerte der heimische Autohandel den Verkauf
Jahr für Jahr, sodass schon 1996 mit 307.671 neuen Pkws und Kombis
eine magische Schwelle "geknackt" wurde. Der Rückgang 1997 auf
275.001 Neuzulassungen betraf dann vor allem asiatische Hersteller.
Bereits 1987 konnte Österreich 90 Prozent des Werts der Autoimporte
in Höhe von rund 24,4 Milliarden Schilling (knapp 1,8 Milliarden
Euro) durch Exportlieferungen in Höhe von 1,85 Milliarden Euro (22,2
Milliarden Schilling) ausgleichen. 1986, als um 25,7 Milliarden
Schilling Autos eingeführt wurden, waren nur 21,4 Prozent mit
Zulieferungen aus Österreich kompensiert worden. Die Ankurbelung der
Exporte -und die Stärkung der österreichischen Fahrzeug-und
Zulieferindustrie -waren das eigentliche Resultat der vom damaligen
Bundeskanzler Bruno Kreisky 1977 erhobenen Forderung, Österreich
solle einen "Austro-Porsche" bauen. So kaufte Toyota auch via
Handelshaus Mitsui bei der österreichischen Leykam AG Papier für den
Druck der Toyota-Prospekte. Was sonst beeinflusste die Kaufstimmung
1986?
Am Beginn der Einführung der Katalysatorpflicht, als der Aufpreis für
den KAT 14.000 Schilling (also 1.000 Euro) betrug, mussten die
Händler dem Kunden ein System verkaufen, das er vorher nicht nur
nicht hatte, weil er es gar nicht brauchte, und das auch keinen
-sonst beim Auto üblichen -Komfortgewinn versprach,sondern dem Motor
noch einige PS Leistung raubte. Deshalb ließen sich um Weihnachten
1986 auch noch genug Kunden finden, die gern ein Auto ohne KAT
kauften.
Mit der Umstellung auf den Abgasfilter kassierte der Staat immerhin
eine halbe Milliarde Schilling (etwa 36,34 Millionen Euro)
zusätzlich, weil die KAT-Förderung aus Mehreinnahmen von
Nicht-KAT-Käufern überfinanziert wurde. Schlussendlich zahlten manche
Händler aus ihrer Spanne für den Katalysator. Denn der Handel hatte
damals noch eine Auswahl -von heute auf morgen -technisch "alter"
Neuwagen auf Lager, deren Restwertprognose einem Orakel glich.
Zur damaligen Zeit sollte der Markenpartner, so ein von vielen
Importeuren gelebtes Credo, eigentlich mit einer Automarke das
Auslangen finden. Expansion außerhalb der eigenen Marke wurde von
kaum einem Importeur gern gesehen. Wollte ein Händler vor der letzten
GVO eine weitere Marke übernehmen, war die stille Kapitalbeteiligung
die empfehlenswerteste Variante. Mancher, der bei seiner
Geschäftserweiterung lauter tönte oder mit dem Importeur auf
Konfrontationskurs ging, hatte am Ende gar keine Marke mehr.
DochÖsterreich war stets eine gute Basis, um sich für Erfolge in
größeren Dimensionen -sprich Nationen oder Regionen -zu erproben:
Dafür gibt es zahllose Beispiele. "Hardy" Spranger, bis dahin
Verkaufsdirektor von Opel in Österreich, wurde mit März 1988 zum Chef
der neu gegründeten Opel-Verkaufsorganisation in Japan bestellt (sie
war dort integriert in die Isuzu-Organisation, da Opel ja zu mehr als
einem Drittel an Isuzu beteiligt war). Nach einem Arbeitsleben für
den GM-Konzern ging Spranger als Chef des in Europa von Daewoo auf
Chevrolet umbenannten koreanischen Zweigs von General Motors 2006 in
Pension.
Mit der Marke Chrysler verbreiterteübrigens auch die in Salzburg
ansässige und international aktive Porsche-Gruppe im April 1988 -zum
Chrysler Europa-Verkaufsstart -ihr Markenangebot bei Sonauto S.A. in
Paris, an der Porsche beteiligt war. Und für Ende 1990 wurde der
-damals
noch neuartig und recht "amerikanisch" wirkende -
Chrysler-Van "Voyager" in einer von Steyr- Daimler Puch
Fahrzeugtechnik (heute: Magna Steyr) in Graz entwickelten
Allradversion angekündigt. Das Modell wurde ab 1993 bei Eurostar in
Graz heimisch und aufgrund der Fertigung mehrerer Generationen in der
Steiermark sowie der auf das Modell zugeschnittenen steuerlichen
Abschreibbarkeit auch in Österreich ein großer Verkaufserfolg.