Die Premium-Lackhersteller sind in einem schrumpfenden Markt mit der
Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. Wichtige Themen sind
Digitalisierung und Prozessverbesserung.
Wie haben sich der Markt bzw. Ihr Unternehmen in diesem Jahr bislang
entwickelt und was erwarten Sie für das Gesamtjahr?
Daniel Kapeller, AkzoNobel: Wir konnten in einem Verdrängungsmarkt
stabil bleiben, mit einigen Neukundengewinnen haben wir ein leichtes
Wachstum im Volumen erzielt. Vor dem Hintergrund eines hart
umkämpften Marktes ist dieses Ergebnis für mich akzeptabel, aber
nicht zufriedenstellend. Die Weichen sind ganz klar auf Wachstum
gestellt, und mit meinertop motivierten Mannschaft und einem
Händlernetz , das qualitativ auf höchstem Niveau arbeitet, auch
umsetzbar. Unsere Manpower ist flächendeckend sehr gut aufgestellt,
dadurch sind wir herausragend schnell und effizient im Support bei
unseren Kunden. Rudolf Weismann, Cromax: Wir können mit dembisherigen Geschäftsverlauf 2017 sehr zufrieden sein.
Joachim Walbrodt, Standox: Standox Austria hat sichüber das
Geschäftsjahr 2017 bislang gut entwickelt. Wir erwarten bis
Jahresultimo ein deutliches Plus im Vergleich zu 2016.
Die Betriebe unserer Kunden sind hervorragend ausgelastet, zudem
haben wir viele neue Kunden gewonnen. Dadurch konnten wir unsere
Position am Markt stärken und sehen einem sehr positiven Ergebnis für
das Gesamtjahr 2017 entgegen.
Krisztina Mátrai, Spies Hecker: Wir konnten die positive Tendenz vom
Beginn dieses Jahres über das ganze Jahr mitnehmen und werden 2017
das vergangene Jahr, das überaus erfolgreich war, nochmals
übertreffen können.
Christine Steingaß, BASF: Der Markt für Premium- Lackprodukte ist
nach wie vor vergleichsweise stabil und wir gehen nicht davon aus,
dass sich das in kurzer Zeit drastisch ändern wird. Wir sind als BASF
mit unseren Premium-Lackmarken Glasurit und R-M solide positioniert
und sehen uns gut gerüstet für die anstehenden Herausforderungen.
Thomas Schäumer, Lechler: Nach einem verhaltenen Start in den ersten
2 Monaten hat die Entwicklung im 2. und 3. Quartal deutlich zugelegt,
sodass der positive Trend aus 2016 bestätigt wurde. Des Weiteren
haben wir die Anzahl unserer Mitarbeiter ausgebaut, um unseren
Vertriebspartnern Unterstützung für weiteres Wachstum bieten zu
können.
Werner Lanzerstorfer, PPG: Der gute Start in das Jahr 2017 hat sich
für uns fortgesetzt. So wie es aussieht, werden wir auch in diesem
Jahr wieder perfekt wachsen. Geholfen haben Neukunden und
Sonderprojekte, die wir gewinnen konnten.
Was können wir uns technologisch in den nächsten Jahren erwarten? Wie
werden sich die Technologien, der Lack und das Lackieren verändern?
Weismann, Cromax: Cromax hat mit dem weltweit leistungsfähigsten
Farbtonmesssystem ChromaVision Pro Mini auf sich aufmerksam gemacht
und damit einmal mehr seine Technologieführerschaft am Markt
bewiesen. Auch in Zukunft wird Cromax intensiv nach innovativen und
effizienten Lösungen forschen, um die Vorreiterrolle auszubauen.
Lanzerstorfer, PPG: Im Grunde ist die Technologie der Produkte schon
sehr ausgereizt -wir entwickeln auf einem hohen Niveau. Ob jetzt ein
Produkt um ein paar Sekunden schneller trocknet oder nicht, ist eine
akademische Diskussion. Unser Ansatz ist, mehr in Richtung
Farbtongenauigkeit und Sicherheit in der Anwendung zu gehen, um die
Reparatur beim ersten Mal richtig zu machen. Da kann Zeit und
Material gespart werden. Wir sehen das in Betrieben, in denen unser
automatisches Mischsystem angewendet wird. Da auch kleinste Mengen
passgenau gemischt werden können, hat man sowohl die
Farbtongenauigkeit als auch den Verbrauch bestens im Griff.
Mátrai, Spies Hecker: Energieeffizienz und Digitalisierung haben
einen immer größeren Einfluss auf die Arbeitsweisen, wie auch auf die
zu lackierenden Fahrzeuge. Die Frage ist, welche alternativen
Antriebe sich letztendlich durchsetzen und inwieweit der Schritt zum
autonomen Fahren gemacht wird. Diese Faktoren haben schlussendlich
großen Einfluss auf die entwickelten und noch zu entwickelnden
Produkte und Technologien der Lackbranche.
Schäumer, Lechler: Nach wir vor hat die Effizienzsteigerung in den
Werkstätten einen hohen Stellenwert. Sei es durch immer schneller
trocknende Produkte im Füller und Klarlackbereich, sei es durch
geringeren Energieverbrauch im Trocknungsverfahren. Auch wir haben in
den vergangenen zwei Jahren zahlreiche neue Produkte in diesem
Bereich eingeführt und werden dies weiterhin tun. Ebenfalls sehr
wichtig sind für uns universell einsetzbare Produkte, wie z. B. ein
Füller für alle im Automobil verwendeten
Metall-und Kunststoffuntergründe, oder unser Hydrofan Wasserbasislack
System, das sowohl im klassischen "Ausnebel-" wie auch im
"One-Step"-Verfahren verarbeitet werden kann. Unser Motto: "Es gibt
kein richtiges Verfahren für alle Reparaturen, aber für jede
Reparatur ein richtiges Verfahren". Walbrodt, Standox: Als
wesentliche Veränderung in den nächsten Jahren wird uns die
Digitalisierung begleiten. Im Bereich der Farbtonfindung und -messung
hat es derart große Fortschritte gegeben, dass konventionelle
Farbtonfindung mittlerweile entbehrlich ist. Hier ergeben sich
erhebliche Einsparungen in den Prozesszeiten und damit auch den
Werkstattkosten. Darüber hinaus wird es, in Abhängigkeit von der
Betriebsgröße und der Rechenbarkeit der Investitionen, eine weitere
Automatisierung geben. Die steigende Professionalität wird sich auch
im Äußeren der Betriebe niederschlagen: Die Werkstätten werden
aufgeräumterund sauberer werden. Konzentration auf der Kundenseite
durch Betriebsübernahmen wird im Ergebnis zu einer Polarisierung
führen, an deren Ende große, auf Wirtschaftlichkeit getrimmte
Betriebe und Nischenanbieter stehen. Die künftigen Lacksysteme müssen
den Anforderungen dieser Betriebe entsprechen und Nutzen in der
Verarbeitungsgeschwindigkeit, -sicherheit und beim Energieeinsatz
stiften.
Steingaß, BASF: Es geht um weit mehr als Lack und Technologie, denn
Kunden achten verstärkt auf Prozesseffizienz, schnelle
Durchlaufzeiten im Sinne der "key-to-key time" sowie Profitabilität.
Sie fragen, wie ihre Auslastung erhöht werden kann. Da sind wir
verstärkt gefordert, unsere Kunden in ihrer Rolle als Unternehmer
gesamtheitlich zu beraten. Hier kommt uns unsere über Jahre
aufgebaute Beratungskompetenz zugute, z. B. bei der Prozessgestaltung
in den Werkstätten. Mit Tools wie dem "Refinish Excellence Program"
adressieren wir auch gesamtheitliche Aspekte für unsere Kunden, damit
sie sichim Wettbewerb noch besser behaupten. Ein wichtiger Trend ist
die Digitalisierung im Lackierprozess. Wir sehen, dass eine immer
größere Zahl an Kunden allein auf die Farbtonfindung durch das
Spektrophotometer setzt und die lange bewährten Color Tools mit ihren
Farbtonchips langfristig wohl eher einen historischen Wert erlangen.
Das ist letztlich auch ein Beitrag zu mehr Effizienz in den
Betrieben. Wir freuen uns, ab 2018 die neue Generation von
Spektrophotometern anbieten zu können, verknüpft mit unserer
einzigartigen Farbtondatenbank. Das Gerät überzeugt durch seine
Benutzerfreundlichkeit und dem damit verbundenen Servicekonzept.
Kapeller, AkzoNobel: Digitale Prozesse haben bereits Einzug in der
Werkstatt gehalten. Diese Entwicklung wird auch weiter zunehmen. Die
beste Unterstützung sind hier modernste Technologien, wie wir sie im
Rahmen unserer Colorvation-Kampagne präsentieren. Mit digitalen
Color-Tools und prozessoptimierenden Lösungen sind die Betriebe für
die Herausforderungen der Zukunft mit steigender Zahl von
Fahrzeugmodellen und Varianten gerüstet.
Die immer komplexeren Reparaturen sowie die weiter wachsende
Elektronik stehen einem immer stärkeren Preiskampf gegenüber. Wie
können Sie Ihre Kunden in diesem Spannungsfeld unterstützen?
Walbrodt, Standox: Der Ausbau der Digitalisierung führt zwar zunächst
zu etwas höheren Investitionen. Man muss aber auch sehen, dass das
damit verbundene Einsparungspotenzial an Ressourcen auf der
Kundenseite zu einer schnellen Amortisierung führt. Entscheidend wird
sein, die Kunden und deren Mitarbeiter auf diesem Weg zu begleiten,
um die Potenziale rasch und nachhaltig zu heben. Lanzerstorfer, PPG:
Schulung, Training und Hilfestellung durch unser Technikerteam und
die permanente Interaktion mit dem Kunden ist aus meiner Sicht die
beste Unterstützung. Neuentwicklungen in der Farbtonfindung durch
moderne Geräte und Software, die wir mitEnde des Jahres auf den
Markt bringen, werden manches noch vereinfachen.
Weismann, Cromax: Wissen ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Deshalb
unterstützen wir von Lack&Technik unsere Kunden intensiv mit
Schulungen, die weitüber den Lackierbereich hinausgehen. Jährlich
bieten wir unseren Kunden und allen, die es noch werden wollen, ca.
40 Schulungen zu mehr als 20 verschiedenen Themen an. Diese umfassen
neben den vielfältigen Lackierschulungen auch Non-Paint-Themen wie z.
B. richtige Versicherungskalkulation, Arbeiten an Elektro-und
Hybridfahrzeugen.
Kapeller, AkzoNobel: Prozessoptimierung ist der Lösungsansatz! Mit
unserer Kampagne Colorvation geben wir einen Prozess vor, der in
Kombination mit unserem Farbtonmessgerät Automatchic Vision und der
Software Mixit jeden Prozessschritt im immer komplexer werdenden
Farbtonfindungsprozess optimiert. Entscheidend dabei ist, dass wir
nicht nur technisch unterstützen, sondern auch das Zeitmanagement im
Betrieb verbessern können. So kann der Betrieb optimal und effizient
arbeiten und das Preis-Leistungs-Verhältnis zugunsten des Kunden
wieder ausgleichen. Mit unserem Handwerk muss wieder Geld verdient
werden können, dazu müssen wir die Effizienz in jeder verkauften
Stunde steigern. Prozessoptimierung steht hier ganz klar im Fokus!
Schäumer, Lechler: Wir gehen nicht davon aus, dass die Werkstätten
ihre Stundenverrechnungssätze überdurchschnittlich anheben können.
Auch wird eine Kosteneinsparung bei Material oder Energie nur
bedingt, wenn überhaupt möglich sein. Aus diesem Grund müssen wir
gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern die Vorteile durch den
individuellen Einsatz moderner Lacksysteme in den Werkstätten
deutlich klarstellen.
Mátrai, Spies Hecker: Unser Ziel ist, dass unsere Betriebe ihre
Potenziale voll ausschöpfen und dem Wettbewerb immer einen Schritt
voraus sind. Als Unterstützer und Antreiber stehen wir ihnen mit
unseren neuen, energiesparenden Produkten und Technologien, mit
unserem digitalen Farbtonmanagement und der damit verbundenen
Prozessoptimierung zur Seite. Weiters ist uns wichtig, dass unsere
Werkstätten bei wichtigen Zielgruppen als attraktiver Partner
wahrgenommen werden. Vor allem bei Flotten und Versicherern hat unser
ARN-Netzwerk einen hohen Stellenwert. Unsere
Netzwerkmanagement-Software RepScore.net bedeutet für unsere
Partnerbetriebe noch bessere Sichtbarkeit, Chancen auf zusätzliche
Aufträge und neue Kontakte zu Entscheidern bei Versicherern und
Flotten.
Die von Flottenbetreibern und Versicherungen geforderten Standards
bei Kundenbetreuung und Qualität nehmen zu. Wie gehen Sie mit dieser
Entwicklung in Zusammenarbeit mit Ihren Kunden um?
Steingaß, BASF: Unsere Philosophie ist, unsere Kunden als Unternehmer
erfolgreicher zu machen. Unser Tool "Refinish Excellence Program"
ermöglicht unseren Kunden, sich gegenüber anderen Werkstätten
benchmarken zu lassen. Kundenbetreuung und Qualität sind nur einige
der erhobenen Aspekte. So erhalten unsere Kunden wichtige
Anhaltspunkte, wo sie sich besser aufstellen können, was ihnen
letztlich insgesamt zugute kommt. Unsere Kunden wissen aber auch
selbst ganz genau, was Versicherungen und Flottenbetreiber erwarten.
Sie entscheiden selbst, welche Investitionen sie in diesem
Zusammenhang bereit sind zu tätigen.
Mátrai, Spies Hecker: Unsere Serviceleistungen für unsere Kunden
zielen nicht nur auf die Unterstützung bei der Anwendung unserer
Produkte ab, sondern auch auf die Erreichung dieser Standards bei der
Kundenbetreuung und der Qualität. Wir bieten z. B. Audits an, die
diese geforderten Standards integriert haben, und bilden diese
digital über unser Webtool RepScore.net ab.
Schäumer, Lechler: Weiterhin sehen wir uns hier mehr in der
Beobachter-als in der Beraterfunktion. Wir teilen die uns
vorliegenden Informationen neutral mit unseren Kunden. Eine
Empfehlung ist aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung der
Werkstätten nur bedingt möglich. Was für den einen sinnloserscheint,
kann für den anderen ein durchaus lukratives Geschäftsmodell sein.
Kapeller, AkzoNobel: Wir bieten unseren Kunden im Rahmen des
Partnernetzwerks Acoat Selected DACH-weit einen einzigartigen
Qualitätsstandard an: Acoat Selected Intense. Dieser macht das
Werkstatt- Netzwerk besonders attraktiv für Versicherungen,
Flotten-und Fuhrparkunternehmen, aber auch für den Handwerker von
nebenan. Wir unterstützen unsere Partner, den Standard zu erfüllen.
Zudem setzen wir auf neue Partnerschaften, um unser
Werkstatt-Netzwerk noch besser auf die Entwicklungen des
Schadensbusiness abzustimmen. Das zeigt unsere Partnerschaft mit der
Technology Content Services GmbH, kurz TCS. Zusammen bieten wir ein
perfekt abgestimmtes und bedarfsorientiertes Leistungsportfolio für
Unternehmen im Schadensmanagement an.
Walbrodt, Standox: Mit RepScore.net bieten wir eine professionelle
Kommunikationsplattform für unsere Netzwerkpartner und
Großauftraggeber. Diese webbasierende und passwortgeschützte
Managementplattform als Profil- und Leistungsdarstellung des gesamten
Netzwerkes, eine eigene Unfall-App, eine 24/7-Unfall-Hotline und eine
professionelle Webseite bilden die vier Kommunikationssäulen desARN.
Der Einstieg in das ARN ist nur über eine Zertifizierung der
Service-und Qualitätsstandards möglich. Damit bereiten wir unsere
Netzwerkpartner für eine "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" mit
Großauftraggebern vor. Für die Beratung stellen wir unseren Kunden
mit Rudolf Luxbacher einen erfahrenen Mann und Branchenkenner zur
Seite.
Weismann, Cromax: Unsere Kunden haben frühzeitig erkannt, dass neben
der perfekten Reparaturqualität auch hervorragende Qualität beim
Service erforderlich ist, um Kunden zu überzeugen. Dies gilt
gleichermaßen für Flotten-,Leasing-und Versicherungskunden, aber auch
für Privatkunden. Lack&Technik unterstützt mit dem
Five-Star-Programm seine Kunden auf diesem Gebiet mit umfassenden
Beratungsmöglichkeiten.