Dort, wo die Steiermark an Salzburg grenzt, führt eine gut ausgebaute
Schotterstraße bis auf 1.600 Meter Seehöhe. Sie ist trotz eines
steilen Zwischenstücks sogar für bergunerfahrene Lenker und
Lenkerinnen bestens geeignet - immerhin fahren sogar Linienbusse bis
zur Alm!
Schladming haben wir auf unserer Fahrt Richtung Westen gerade hinter
uns gelassen, da taucht bei Pichl an der (hierorts noch schmalen)
Enns ein grünes Hinweisschild am Straßenrand auf: Es weist den Weg
zur Reitereralm und zur Ursprungalm. Wir fahren unter der B320 durch
und folgen den Hinweisen zur Talstation der "Preunegg-Jet" genannten
Gondelbahn, wo sich die Wege trennen: Unmittelbar vor dem Parkplatz
der Liftanlage zweigt die Straße zur Reitereralm ab, während wir uns
geradeaus halten und über das langgezogene Hochtal die Schladminger
Tauernregion erkunden.
Gut asphaltiert, aber nicht sonderlich breit ausgebaut schlängelt
sich die Straße bis zur Strickbrücke, um dort nach links Richtung
Rohrmoos (und somit wieder zurück nach Schladming) einzubiegen. Eine
Route mit fantastischer Aussicht auf das Dachsteinmassiv, die wir uns
für die Heimfahrt merken - doch zuerst wollen wir ja noch auf die
Alm. Knapp hundert Meter nach dem Beginn der Naturstraße steht linker
Hand das Mauthäuschen, in dem der bescheidene Erhaltungsbeitrag für
die 8,5 Kilometer lange Schotterstraße kassiert wird. Bezahlt wird
pro Kopf, nicht pro Fahrzeug; der Beleg sollte beim Abstellen des
Wagens gut sichtbar im Fahrzeug hinterlegtwerden. Ist die Hütte
unbesetzt, wird die Maut unterwegs verrechnet - oder auch nicht.
Die gut gewalzte, fast eben verlaufende Sandstraße begleitet den
glasklaren Preuneggbach, der über kleine Stufen im Bachbett munter
vor sich hin gurgelt. Die Straße ist zwar nur knapp zweispurig, aber
mit Ausweichen in Sichtweite versehen, sodass auch bei Gegenverkehr
keine Probleme zu erwarten sind. Und der Gegenverkehr kann durchaus
formatfüllend sein: Im Sommer verkehrt drei Mal täglich der Linienbus
der Planai-Hochwurzen-Bahnen. Außerdem steht die Straße auch privaten
Bussen bis elf Meter Länge offen. Daher bietet sich der Ausflug zur
Ursprungalm speziell jenen Allradfreunden an, die noch keinerlei
Erfahrung auf unbefestigten Wegen gesammelt haben - selbst mit
handelsüblicher Pkw-Bodenfreiheit ist es ein Leichtes, bis zum
Endpunkt der Straße zu gelangen. Neben der Fahrbahn breiten sich
blühende Wiesen aus, auf denen zufriedene Kühe weiden. Sollte es
ihnen gefallen, queren sie auch die Fahrbahn - entsprechende Vorsicht
ist geboten. Vereinzelt laden breitere Stellen am Ufer des Baches
auch zum Verweilen ein - zum Baden in einem Gebirgsbach muss einem
allerdings schon ziemlich warm sein ...
Moarhofalm
Auf knapp 1.220 Meter Seehöhe erreichen wir die Jausenstation
Moarhofalm, in deren Nähe riesige Felsbrocken liegen. Sie sind vor
vielen Jahren vom Berg gestürzt. Selbst unser VW Amarok mit dem
eindrucksvollen Delta-Umbau wirkt neben ihnen winzig. Hinter dem
Parkplatz der Moarhofalm beginnt der steilere Teil der
Ursprungstraße, der bei Bedarf mit einem Schranken abgesperrt werden
kann.
Ursprungalm
Mit 13 Kehrenüberwindet die Bergstraße auf den nächsten 2,5
Kilometern einen Höhenunterschied von rund 400 Metern; das steilste
Stück wird mit 15 Prozent ausgewiesen. Knapp 14 Kilometer nach der
Abfahrt der Landesstraße B320 erreichen wir den Endpunkt der Straße,
einen auf drei Ebenen angelegten Parkplatzfür rund 160 Pkw. Die
Weiterfahrt ist mit einem Schranken versperrt, den nur Berechtigte -
dazu gehört der Linienbus, aber nicht unser kaum schmälerer Amarok
Delta - passieren dürfen. Nur ein kurzer Fußweg ohne nennenswerte
Steigungen trennt uns noch von unserem Ziel, der von Irmgard und
Helmut Pilz bewirtschafteten Ursprungalm. Von Pfingsten bis Mitte
Oktober werden hier erfrischende Getränke und herzhafte Speisen
serviert. Butter, Topfen, Käse und Buttermilch werden vor Ort
hergestellt. Kleine Gäste finden am Spielplatz oder im Streichelzoo
Unterhaltung.
Die Ursprungalm gilt auch als perfekter Ausgangspunkt zu zahlreichen
Wanderzielen in den Schladminger Tauern. Nach ungefähr einer Stunde
Gehzeit erreicht man beispielsweise die Giglachseen. Von dort führt
der Steig weiter zur Steirischen Kalkspitze (2459 Meter) und zur
Lungauer Kalkspitze (2471 Meter). Erstere bildet den imposanten
Abschluss des Tales: Über ihren Gipfel verläuft die Landesgrenze zu
Salzburg - werauf direktem Weg nach Obertauern möchte, sollte
trittsicher und schwindelfrei sein. Sogar das Moutainbike will auf
weiten Strecken getragen werden!