Kann die neue "Ökoprämie" ohne staatliche Beteiligung tatsächlich für
Umsatzzuwächse sorgen oder handelt es sich nur um eine neue,
geschickt lancierte Verkaufsaktion, die von der grassierenden
"Rabattitis" im Autohandel ablenkt? Vertreter des Autohandels sind
geteilter Meinung.
Aktionen bringen etwas
"Alle Hersteller arbeiten generell mit Rabatten, wobei der
Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt sind", meint Komm.-Rat Mag.
Hubert Aichlseder, Autohof/Klagenfurt und Kärntner
Landesgremialobmann des Fahrzeughandels. "Generell wäre es wichtig,
dort anzusetzen, wo es am meisten bringt, nämlich die alten Fahrzeuge
mit einer Ökoprämie von der Straße zu holen."Ausgelobte Aktionen
brächten natürlich etwas: "Egal bei welchen Herstellern Aktionen
ankündigt werden, wird gleichzeitig immer darauf hingewiesen, dass
diese Aktion nur bei den teilnehmenden Händlern gilt, die in der
Regel auch ihren Beitrag leisten müssen." Das müsse man Kunden
erklären, die im Rahmen einer Aktion zusätzliche Rabatte
einforderten. "Die meisten verstehen das auch."
Normale Spanne
"Ich habe erwartet, dass dieÖkoprämie, die der Volkswagenkonzern
Kunden in Deutschland als Kaufanreiz anbietet, in einer ähnlichen
Form auch in Österreich kommen wird", erklärt Ing. Gottfried Koch,
Autohaus Koch/Feldkirch und Vorarlberger Landesinnungsmeister der
Fahrzeugtechnik. Wie die Aktion vom Kunden angenommen werde, lasse
sich noch nicht beurteilen. "Voraussetzung dafür ist, dass das
Altfahrzeug verschrottet werden muss. Manche Kunden haben aber, wie
ich ersten Gesprächen entnehme, ein Problem, wenn ihnen bewusst wird,
dass der von ihnen gehegte und gepflegte und funktionstüchtige Pkw in
die Presse geht."Als Händler könne er das Fahrzeug derzeit normal
kalkulieren, der Kunde erhalte die Prämie für das Altfahrzeug.
Zusätzliche Absatzchance
"Im Vergleich zu 2009, wo im Rahmen der Verschrottungsprämie auch der
Staat an der Aktion beteiligt war, zahlt diesmal nur der Hersteller,
dennoch erwarte ich, dass sich die NO -Emissionen durch die nun
ausgelobten Prämien auf Österreichs Straßen reduzieren werden",
erklärt Mag. Dieter Unterberger, Geschäftsführung Unterberger
Automobile/Kufsteinund Tiroler Landesgremialobmann des
Fahrzeughandels. Mit den angebotenen Prämien wolle man bewusst alte
Fahrzeuge austauschen, wobei der österreichische Handel Letztere im
Normalfall nicht mehr in Österreich verwerten könne, sondern diese
Fahrzeuge ins Ausland gingen. Unterberger rechnet mit einem
zusätzlichen Absatz, wobei es sich dabei "sicher um günstigere
Fahrzeuge handelt".
Übergeordnete Aktion
"Ich gehe davon aus, dass keinem Hersteller etwas anderesüber
bleibt, als sich an dieser Aktion zu beteiligen", sagt Josef
Nußbaumer, Geschäftsführer Schmidt Automobile/Salzburg und Salzburger
Landesgremialobmann des Fahrzeughandels. In welcher Größenordnung
diese stattfinde, werde sich weisen. "Ich sehe die Aktion einerseits
kritisch, weil damit das Thema am Kochen gehalten wird. Andererseits
ist jede Verkaufsaktion für den Markt gut, wobei es dabei nicht um
eine Ökoprämie, sondern um eine übergeordnete Verkaufsaktion
handelt." Grundsätzlich würde Nußbaumer eine Verschrottungsprämie
nach dem Muster von 2009 bevorzugen: "Damit ist gegeben, dass alte
Autos wirklich von der Straße kommen, was auch für das Image gut
wäre."
Staat tutüberhaupt nichts
"Der Staat tutüberhaupt nichts, sondern tut so, als wäre der Vulkan
ausgebrochen. Er unternimmt auch nichts, dass Fahrzeuge der
Euroklassen 0 bis 3 vom Markt kommen", meint Mag. Franz Schönthaler,
Geschäftsführer Autohaus Schönthaler/Pernitz und Sprecher des
FCA-Händlerverbandes. Nun würden die Herstellerüppige
Vertriebsprogramme in Ökoprämien umbenennen. "Natürlich müssen wir
reagieren, weil wir nicht im luftleeren Raum leben." Die Händler
hätten sich mit einem Teil ihrer Marge beteiligt, wobei eine
Ökoprämie beim Umstieg von Euro 4 und älter auf Euro-6-Fahrzeuge
ausgelobt werde. Schönthaler erwartet aufgrund der "grassierenden
Aktionitis" maximal "ein paar Vorziehkäufe".
Nichts als Schönfärberei
"Die Selbstherrlichkeit einiger Konzernbosse, die zum Himmel schreit,
hat dazu geführt, dass deren Fehler nun auf dem Rücken der Kunden und
Händler ausgetragen werden, was ich persönlich frevelhaft finde",
sagt Josef Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Grieskirchen.
Eine Ökoprämie könne "nur dann funktionieren, wenn sich auch der
Staat beteiligt -unabhängig vonder ganzen Dieselgeschichte". Wenn
man alte Stinker von der Straße holen wolle, "geht der gelernte
Österreicher nur dann mit, wenn er vom Staat etwas zurückerhält,
davon bin ich überzeugt". Dies sei "das einzige, was greift, alles
andere ist Makulatur und Schönfärberei. Die Kunden merken dasund
vermuten auch, dass die Autos verwertet und nicht verschrottet
werden."
Marketing-Verzerrung
"Als Peugeot-Händler bin ich mir nicht bewusst, dass die Marke
Peugeot in irgendeiner Form Software-Updates oder Sonstiges machen
müsste, weil das weder extern noch intern und auch nicht von Behörden
oder Prüfern gefordert wurde", unterstreicht Bernhard Kalcher,
Geschäftsführer Autohaus Kalcher/Fehring. "PSA dürfte also bis jetzt
-was die Marke Peugeot betrifft - sauber gearbeitet haben."
Gleichzeitig komme es zu einer "Marketing-Verzerrung der Tatsachen":
Man habe das Gefühl, dass jene Marken, die bereits zu
Software-Updates verpflichtet wurden, nun davon auch profitieren
könnten. Eine Ökoprämiemache nur dann Sinn und sei nachhaltig, wenn
alte Fahrzeuge, die neue ersetzten, tatsächlich verschrottet würden.
Gut fürs Geschäft
"Ich stehe dieser Aktion grundsätzlich positiv gegenüber", meint
Komm.-Rat Gerhard Schranz, Geschäftsführer Mercedes Schranz/Oberwart
und Landesgremialobmann des burgenländischen Fahrzeughandels. "Ich
bin überzeugt, dass damit einerseits das Geschäft ganz sicher
deutlich angekurbelt wird und anderseits -und da bin ich mirsicher
-auch eine nicht unerhebliche Zahl von Altfahrzeugen vom Markt wieder
verschwinden wird." Wobei Schranz auf positive Erfahrungen im Jahr
2009 zurückblicken kann: "Ich kann mich noch gut erinnern, wie diese
Aktion, die ja damals auch mit staatlicher Beteiligung sehr
erfolgreich durchgeführtwurde, das Geschäft auch in unserem Autohaus
deutlich belebt hat, was ich mir jetzt jedenfalls erwarte."
Ökoprämie wie 2009
"EineÖkoprämie, wie ich sie seit geraumer Zeit fordere, basiert auf
etwas ganz anderem", betont Komm.-Rat Prof. Burkhard Ernst, Vorstand
Rainer Kraftfahrzeughandels AG/Wien und Landesgremialobmann des
Wiener Fahrzeughandels. "Ich möchte Autos nach dem Vorbild der Aktion
von 2009 mit staatlicher Beteiligung aus dem Markt nehmen. Dabei
handelt es sich um rund 650.000 Fahrzeuge der Euroklassen 0,1 und 2.
Diese Fahrzeuge müssten dann natürlich nachweislich verschrottet
werden." Dies sei im Gegensatz zur jetzigen Aktion ein ganz wichtiger
Punkt. Denn es sei nicht klar, ob alle diese Fahrzeuge zurückgenommen
und verschrottet oder wiederverkauft würden. "Da frage ich mich, wo
hier der Vorteil ist, und das verstehe ich nicht."