Das Privatkundengeschäft ist rückläufig, neben den Versicherungen
etablieren sich Flotten, Leasingunternehmen und auch Schadenssteuer
als wichtige Kunden. Wie weit positionieren sich die Lackhersteller
als Vermittler zum Großauftraggeber?
An der Entwicklung führt langfristig kein Weg vorbei: Immer öfter
darf jene Person, die das Fahrzeug lenkt, nicht mehr über dessen
Reparaturen entscheiden. In vielen Fällen sitzt der Entscheider, also
der Besitzer des Fahrzeuges, der Flottenmanager oder der
Schadenverantwortliche von Leasingfirma oder Versicherungweit
entfernt von der Werkstätte und kennt diese gar nicht. Selbst wenn
die Qualität und Preis, Leihauto und Reparaturdauer absolut top sind,
selbst wenn der Fahrer des Fahrzeuges unbedingt in diesem Betrieb das
Fahrzeug instand setzen will, kann es sein, dass der Nachbar das
Geschäft bekommt, weil er den entsprechenden Kooperationsvertrag hat.
Irgendwann ist der Preis das Thema
Das ist jetzt weder neu nochüberraschend. Die Frage ist jedoch, wie
gehen die Lackfirmen mit dieser Entwicklung um? Die Antwort: sehr
unterschiedlich und großteils vorsichtig. Zwar hätten die großen
Lackkonzerne die Möglichkeit, diese Großkunden auf Augenhöhe
anzusprechen. Doch in welcher Form sollen sie das tun? Die Vorsicht
ist deshalb so groß, weil sich kein freier Unternehmer gerne in sein
Geschäft reinreden lässt. Und darauf läuft es langfristig hinaus,
irgendwer muss schließlich etwas vereinbaren. Egal ob Leasingfirma,
Flotte oder Versicherung, es muss ja ein Vorteil dabei herausschauen.
Klar heißt esbei den Leasingfirmen, dass die Qualität und die
Mobilität, also das Leihauto, im Vordergrund stehen. Natürlich ist
irgendwann der Preis bzw. der Rabatt das Thema. Und daran will kein
Lackhersteller schuld sein. Umgekehrt wissen die Karosseriebetriebe,
dass es ohne Kooperationen immer schwierigerwird und in manchen
Bereichen vielleicht gar nicht mehr geht.
Alle Hersteller haben mehr oder weniger umfangreiche Aktivitäten. So
hat Axalta, Mutterkonzern der Lackmarken Standox, Spies Hecker und
Cromax, ein großes Netzwerk unter dem Namen Automotive Repair Network
(ARN) aufgebaut. Da Cromax über den privaten Vertriebspartner Lack&Technik inÖsterreich präsent ist, sind die Betriebe des noch im
Aufbau befindlichen FiveStar-Netzes nicht im Axalta-Netz dabei. Daran
nehmen Repanet- (Standox) sowie CUI- und Identica-Betriebe (Spies
Hecker) teil, die sich schon länger auf die Anforderungen der
Großauftraggeber vorbereitet haben. Beim ARNgeben die Mitglieder
ihre Leistungen an, diese werden in einer Datenbank hinterlegt und
über einen eigenen Netzwerkverantwortlichen den Leasing-und
Flottenfirmen angeboten. Preise und Rabatte werden dabei nicht
verhandelt.
Kriterien müssen erfüllt werden
Akzo Nobel hat innerhalb seines Partnerclubs Acoat Selected die
nächste Stufe namens Acoat Selected Intense gezündet, wo bestimmte
Kriterien auf Basis der Anforderungen der Großauftraggeber erfüllt
werden müssen. Die Akquise bei den Großkunden hat Akzo Nobel an den
deutschen Schadenssteuerer TCS ausgelagert, der nach eigener Aussage
auch über Rabatte verhandelt. Letztlich muss aber der Intense-Partner
entscheiden, ob er in seiner Region mitmacht oder nicht.
Eine freiwillige Erhebung zu typischen Anforderungen von
Großauftraggebern bietet BASF für seine Glasurit-und R-M-Kunden an.
Über eigene Mitarbeiter - ein Key Account Manager wird dafür gerade
gesucht - tritt BASF mit Großauftraggebern in Kontakt und eruiert
weiße Flecken in deren Partnernetz. Nur bei Einverständnis des Kunden
stellt BASF im Bedarfsfall den Kontakt her, alles Weitere läuft
zwischen Kunden und Auftraggeber. PPG mit Nexa Autocolor zeigt sich
ebenfalls defensiv; zwar wurde Kontakt mit einem Schadenssteuerer
aufgenommen, generell möchte man aber den Kunden allein entscheiden
lassen.
Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahren in jedem Fall noch
zunehmen. Leasing, Miete und Flotten werden auf Kosten des
Privatbesitzes wachsen. Kleine, regionale Lackierbetriebe werden nur
über ein Netzwerk an diesem Markt teilnehmen können.