Verkäufer und natürlich Verkäuferinnen sind keine Maschinen. In der
sich rasch digitalisierenden Vermarktungswelt zeigt sich jetzt schon,
wie wichtig der Faktor Schulung für den Erfolg im Autohaus ist.
Dr. Konrad Weßner, Geschäftsführer von puls Marktforschung und
Wissenschaftlicher Begleiter des jährlichen im A&W Verlag
erscheinenden "MARKENmonitors", sowie Moderator und
Autohaus-Herausgeber Prof. Hannes Brachat haben bei der 13. Auflage
in den Räumlichkeiten der Hersbrucker Oldtimer-Pilgerstätte Dauphin
Speed Event diesmal "Lust auf Marke statt Menge" gemacht.
Das Problem: Durch die Digitalisierung im Autohaus wird die uns
vertraute, oft geschäftige Businessatmosphäre von einem zunehmend
unübersehbaren, emotional befrachteten Klima vernebelt. Die
zukunftsorientierten Geschäftsmodelle - Autos, Mobilität, Digitaler
Service mit den Systempartnerinteressen zwischen Herstellern,
Finanzdienstleistern und Händlern zu verknüpfen, geht vermehrt
zulasten des traditionellen Autohandels.
Die Lösung? Gezielte Schulung der Mitarbeiter, und das nicht nur
verbal durch Handeln, sondern auch durch Unterlassen. Damit sollen
neben der Ausbildung emotionale Freiräume geschaffen werden für eine
erfolgreiche Kundengewinnungstätigkeit im vom Internet aufgewühlten
Käuferpotenzial.
Um DEN Automobilverkäufer der Zukunft zu eruieren, gilt es zunächst
einmal DEN Automobilverkäufer der Gegenwart zu beschreiben und der
ist laut Werner Söcker von der Osnabrücker Weller-Gruppe schwer aus
einer Schublade zu ziehen: "Bei aller Digitalisierungseuphorie geht
es im Automobilverkauf um individuelle Beratung von individuellen
Kunden. Die Marke lebt von Menschen. Die sie prägen, sind die
VERKÄUFER!"
Messgröße Kontaktqualität
Da immer mehr Interessenten sehr viel vom Produkt verstehen (gelernt
im Internet), muss der Verkäufer umso mehr vom Kunden verstehen.
puls-Marktforscher Weßner hat erhoben, dass über 60 Prozent dann
Beratung ausmacht. "Das ist dann der Moment der Wahrheit", ob des
Verkäufers Bedarfsanalyse den Interneter überzeugt, das Fahrzeug bei
ihm zu buchen oder nicht. Die Kontaktqualität des Verkäufers ist das
neue Messkriterium. Wer in dieser Phase den besseren Autoverkäufer in
seinen Reihen hat, ist auch das erfolgreichere Autohaus.
Wo sich die Unternehmer mit ihren Vertragspartnern matchen, ist der
direkt damit verbundene Kostenaufwand. Söcker hat das quer durch
seine Marken-Autohäuser durchgerechnet und kommt auf über 200 Euro.
Das will nicht so recht in die Ohren der Autohersteller, sie fordern
aber in allen Phasen des Tagesablaufs hochgradige Beratungsqualität,
ließ Brachat - fein verpackt - seinen Worten freien Lauf. Das
Auditorium amüsierte sich darüber, um resignierend den Tatsachen ins
Auge zu blicken, dass der Hersteller zunächst am längeren Ast sitzt
und manche Entscheidung am Interesse des Vermarktungspartners
vorbeiinszeniert. "Die Großen werden noch größer", dozierte
Autowissenschaftler Prof. Willi Diezan sich nichts Neues, um
kleineren Händlereinheiten dahin Trost zu spenden, in der sie
strukturbedingt mit der Verfügbarkeit des besseren Verkäufers auch
die besseren Karten haben, sich für den Markenerfolg unentbehrlich zu
machen.
Bedarfsanalyse Kompass zum Erfolg
Es gibt zwar auch nach dem 13. puls-Kongress kein Erfolgsmuster, aber
in den Punkten Beziehungsaufbau und Bedarfsanalyse stecken schon viel
Lösungsund Abschlusspotenzial.
Das Dilemma liegt im Kostenaufwand, den das Internet verursacht, um
90 Prozent (!) der "Lost Deals" abzufangen. Da ist von Verfügbarkeit
der letztlich vom Kunden gewünschten Modelle noch lange keine Rede.
Fazit: Der Verkäufer im Internet-Dickicht benötigt mehr Führung, es
braucht zusätzlich Personal, um die Datenströme erfolgswirksam ins
Autohaus leiten zu können. Das wiederum erfordert eine adäquate
Entlohnung, um zu motivieren. Die Kosten des Autoverkaufs steigen.
Wer nicht in der Lage ist, von seinem Vertragspartner die nötige
finanzielle Unterstützung auszuhandeln, wird in der aktuellen Phase
der Standortausdünnung auf Dauer nicht überleben.