Diskussionenüber Fahrverbote, die Feinstaubbelastung und jüngst auch
die Aussage von Umweltminister Andrä Rupprechter, wonach Dieselfahrer
in Zukunft mit höheren Kosten rechnen müssten, verunsichern Kunden.
Volkswirtschaftlich nicht klug
"In unserem Autohaus ist die Nachfrage nach Hybridfahrzeugen deutlich
gestiegen, während sie bei Dieselmodellen sinkt. Gleichzeitig ist zu
befürchten, dass die Werte der gebrauchten Dieselmodelle nicht in dem
Rahmen aufrecht zu erhalten sind, wie sie im Moment gehandelt
werden", glaubt Komm.-Rat Manfred Ellensohn, Geschäftsführer Autohaus
Ellensohn/Rankweil und Landesgremialobmann des Vorarlberger
Autohandels. Auch Kunden fürchteten einen möglichen Wertverlust von
Dieselmodellen und seien verunsichert. Die jüngste Aussage von
Umweltminister Rupprechter, wonach Dieselfahrer in Zukunft mit
höheren Kosten rechnen müssten, "ist volkswirtschaftlich nicht klug",
so Ellensohn. "Damit hat der Minister dem Handel nichts Gutes getan."
Kaufverhalten ist unverändert
"Das Kaufverhalten - was Dieselmodelle betrifft - hat sich in unserem
Autohaus bis dato nicht gravierend verändert", so Josef Nußbaumer,
Geschäftsführer Oskar Schmidt GmbH/Salzburg und Landesgremialobmann
des Fahrzeughandels Salzburg. Wobei eine leichte Verunsicherung der
Kunden spürbar sei. Die aktuelle Dieseldiskussion sei derzeit
politisch getrieben, denn: "Die Fakten sagen etwas anderes aus, weilDiesel-bzw. Verbrennungsmotoren nur einen Bruchteil des Feinstaubs
produzieren. Ferneintrag, Inversionswetterlagen und Hausbrand werden
bei dieser Diskussion ausgespart und wenn im Sommer bei 15 Prozent
höherem Verkehr die Feinstaubbelastung fast immer unter dem Grenzwert
liegt, kann sie wohl nicht vom Auto verursacht werden."
Aussagen schaden dem Handel
"Die jüngsten Aussagen seitens der Politik schaden dem Handel. Ich
halte nichts davon, wenn die Politik und speziell Einzelpersonen
öffentlich gegen Dieselfahrzeuge auftreten und die Kunden
verunsichern", meint Martin Gertl, Seniorchef Autohaus
Gertl/Kramsach. "Wir spüren das auch in unserem Betrieb, wobei sich
viele Kunden aufgrund der Topografie weiter für ein dieselbetriebenes
Fahrzeug entscheiden." Auch auf Beratung der Käuferinnen und Käufer
werde hoher Wert gelegt. "In Gesprächen versuchen wir herauszufinden,
wie und in welchem Ausmaß der Kunde sein Fahrzeug nutzen will.
"Wenigfahrern,die selten in bergigen Regionen unterwegs sind, raten
wir dann auch, sich für ein Benzinmodell zu entscheiden."
Ingenieure arbeiten lassen
"Es ist ein großes Problem, dass sich die Politik auch laufend in die
Entwicklung der Technik einmischt", ist sich Bernhard Plasounig,
Geschäftsführer Auto Plasounig/Villach, sicher. Was Experten wie der
renommierte TU-Professor Dr. Hans-Peter Lenz schon vor 15 Jahren
forderten, gelte auch heute: "Er ersuchte darum, die Ingenieure die
Motoren in Ruhe weiterentwickeln zu lassen. Aufgrund ständig höherer
Auflagen wird aber immer nur am Auspuff korrigiert, anstatt etwaige
Fehler im Verbrennungsraum zu korrigieren und den Prozess zu
optimieren." Eine optimale Verbrennung würde viele Probleme lösen.
Eine Verunsicherung bei Kunden sieht Plasounig noch nicht, wobei sich
Wenigfahrer verstärkt für Benzinmodelle entscheiden würden.
Am Ende steht Steuererhöhung
"Wir merken in unserem Betrieb, dass sich die Kunden bei
Kleinfahrzeugen, die früher auch in Dieselvarianten nachgefragt
waren, nun hauptsächlich für Benzinmodelle entscheiden, wobei dieser
Trend schon seit Jahren zu beobachten ist", berichtet Josef
Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Schlüßlberg. Die
Mittelklasse halte sich die Waage zwischen Diesel und Benzinern,
Vielfahrer griffen aber nach wie vor bis zu 95 Prozent zum Diesel.
Auch von einer Verunsicherung sei wenig zu spüren. "Von der Politik
ist es nicht fair, nun Druck aufzubauen, nur weil man nun merkt, dass
ein Umstieg doch nicht so schnell erfolgt." Gleichzeitig gehe es am
Ende wohl auch darum, wieder eine Steuererhöhung beim Diesel zu
rechtfertigen.
Für Vielfahrer kein Thema
"In unserem Autohaus sind es vor allem Neuwagenkäufer, die, wie sich
in Verkaufsgesprächen herausstellt, immer wieder verunsichert sind,
nicht zuletzt aufgrund der intensiven Berichterstattung in diversen
Medien und Aussagen von Politikern", meint Ing. Manfred Berger
junior, Geschäftsführer Autohaus Berger/Baden. Vor allem Wenigfahrer
überlegten häufiger, auf ein Benzinmodell umzusteigen, für Vielfahrer
und Unternehmen sei ein Umstieg noch kein Thema. "Momentan sind
sämtliche staatlichen Förderungen hauptsächlich auf E-Fahrzeuge
ausgerichtet, wie aber alte Batterien zukünftig recycelt werden oder
wie hoch der Wertverlust bei E-Autos für Kunden in Zukunft sein
könnte, darüber macht sich die Politik derzeit keine Gedanken."
Noch keine Auswirkungen
"Die aktuelle Diskussion rund um den Diesel hat auch zu einer
Verunsicherung unter den Kunden geführt", sagt Komm.-Rat Ing. Josef
Puntinger, Seniorchef des Autohauses Puntinger/Leoben und
Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker. Im eigenen Betrieb wirke sich
die Debatte bei den Verkaufsziffern derzeit nicht aus. Gleichzeitig
bestünde bei E-Fahrzeugen zwar Kundeninteresse, aber unmittelbare
Kaufbereitschaft gebe es nicht. Wobei Wenigfahrern, die kleinere
Fahrzeuge benützten, im eigenen Betrieb auch geraten werde, auch den
Umstieg auf kleinere Benzinmodelle zu überlegen. "Die
Abgasreinigungsmaßnahmen, die im Dieselmotor verbaut werden müssen,
könnten noch aufwendiger werden, was die Fahrzeuge verteuern wird."
Diesel-Anteil geht zurück
"Meiner Meinung nach hat sich im Bewusstsein der Kunden sehr viel
verändert", sagt Anja Frey-Winkelbauer, Geschäftsführerin Toyota Frey
Austria/Wien. "Was für uns als Hybrid- Marke spricht, wobei wir auch
Dieselmodelle anbieten, um dem Markt gerecht zu werden. Wir merken
aber, dass der Dieselanteil extrem zurückgeht - zugunsten unserer
Hybridmodelle." Das ThemaHybrid sei anfangs ein Mysterium für die
Kunden gewesen. "Mittlerweile wissen die Kunden ganz genau Bescheid
und gehen auf uns im Gegensatz zu früher, wo wir noch den Kunden die
Technik erklären mussten, pro-aktiv zu." Für Toyota Frey sei dieser
Trend sehr positiv, "weil wir Hybridmodelle in allen Segmenten
anbieten können".
Entbehrliche Diskussion
"Im Moment ist seitens der Kunden noch keine Verunsicherung zu
spüren", sagt Komm.-Rat Gerhard Schranz, Geschäftsführer Auto
Schranz/Oberwart und Landesgremialobmann des burgenländischen
Kfz-Handels. Die jüngsten Aussagen der Politik - was Dieselfahrzeuge
betrifft - hätten sich noch nicht ausgewirkt, "wobei ich diese
Diskussion, die dem Handel schadet, fürentbehrlich halte." Der
Dieselanteil bei den verkauften Fahrzeugen habe sich nicht verändert,
vereinzelt werde das Thema angesprochen, "was aber vor allem Kunden,
die häufig und viel mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind, nicht davon
abhält, sich für ein Fahrzeug mit Dieselantrieb zu entscheiden",sagt
Schranz. Beim Zweitauto würden die Kunden eher zu Benzinmodellen
greifen.