Volkswirtschaftlich nicht klug

"In unserem Autohaus ist die Nachfrage nach Hybridfahrzeugen deutlich gestiegen, während sie bei Dieselmodellen sinkt. Gleichzeitig ist zu befürchten, dass die Werte der gebrauchten Dieselmodelle nicht in dem Rahmen aufrecht zu erhalten sind, wie sie im Moment gehandelt werden", glaubt Komm.-Rat Manfred Ellensohn, Geschäftsführer Autohaus Ellensohn/Rankweil und Landesgremialobmann des Vorarlberger Autohandels. Auch Kunden fürchteten einen möglichen Wertverlust von Dieselmodellen und seien verunsichert. Die jüngste Aussage von Umweltminister Rupprechter, wonach Dieselfahrer in Zukunft mit höheren Kosten rechnen müssten, "ist volkswirtschaftlich nicht klug", so Ellensohn. "Damit hat der Minister dem Handel nichts Gutes getan."

Kaufverhalten ist unverändert

"Das Kaufverhalten - was Dieselmodelle betrifft - hat sich in unserem Autohaus bis dato nicht gravierend verändert", so Josef Nußbaumer, Geschäftsführer Oskar Schmidt GmbH/Salzburg und Landesgremialobmann des Fahrzeughandels Salzburg. Wobei eine leichte Verunsicherung der Kunden spürbar sei. Die aktuelle Dieseldiskussion sei derzeit politisch getrieben, denn: "Die Fakten sagen etwas anderes aus, weilDiesel-bzw. Verbrennungsmotoren nur einen Bruchteil des Feinstaubs produzieren. Ferneintrag, Inversionswetterlagen und Hausbrand werden bei dieser Diskussion ausgespart und wenn im Sommer bei 15 Prozent höherem Verkehr die Feinstaubbelastung fast immer unter dem Grenzwert liegt, kann sie wohl nicht vom Auto verursacht werden."

Aussagen schaden dem Handel

"Die jüngsten Aussagen seitens der Politik schaden dem Handel. Ich halte nichts davon, wenn die Politik und speziell Einzelpersonen öffentlich gegen Dieselfahrzeuge auftreten und die Kunden verunsichern", meint Martin Gertl, Seniorchef Autohaus Gertl/Kramsach. "Wir spüren das auch in unserem Betrieb, wobei sich viele Kunden aufgrund der Topografie weiter für ein dieselbetriebenes Fahrzeug entscheiden." Auch auf Beratung der Käuferinnen und Käufer werde hoher Wert gelegt. "In Gesprächen versuchen wir herauszufinden, wie und in welchem Ausmaß der Kunde sein Fahrzeug nutzen will. "Wenigfahrern,die selten in bergigen Regionen unterwegs sind, raten wir dann auch, sich für ein Benzinmodell zu entscheiden."

Ingenieure arbeiten lassen

"Es ist ein großes Problem, dass sich die Politik auch laufend in die Entwicklung der Technik einmischt", ist sich Bernhard Plasounig, Geschäftsführer Auto Plasounig/Villach, sicher. Was Experten wie der renommierte TU-Professor Dr. Hans-Peter Lenz schon vor 15 Jahren forderten, gelte auch heute: "Er ersuchte darum, die Ingenieure die Motoren in Ruhe weiterentwickeln zu lassen. Aufgrund ständig höherer Auflagen wird aber immer nur am Auspuff korrigiert, anstatt etwaige Fehler im Verbrennungsraum zu korrigieren und den Prozess zu optimieren." Eine optimale Verbrennung würde viele Probleme lösen. Eine Verunsicherung bei Kunden sieht Plasounig noch nicht, wobei sich Wenigfahrer verstärkt für Benzinmodelle entscheiden würden.

Am Ende steht Steuererhöhung

"Wir merken in unserem Betrieb, dass sich die Kunden bei Kleinfahrzeugen, die früher auch in Dieselvarianten nachgefragt waren, nun hauptsächlich für Benzinmodelle entscheiden, wobei dieser Trend schon seit Jahren zu beobachten ist", berichtet Josef Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Schlüßlberg. Die Mittelklasse halte sich die Waage zwischen Diesel und Benzinern, Vielfahrer griffen aber nach wie vor bis zu 95 Prozent zum Diesel. Auch von einer Verunsicherung sei wenig zu spüren. "Von der Politik ist es nicht fair, nun Druck aufzubauen, nur weil man nun merkt, dass ein Umstieg doch nicht so schnell erfolgt." Gleichzeitig gehe es am Ende wohl auch darum, wieder eine Steuererhöhung beim Diesel zu rechtfertigen.

Für Vielfahrer kein Thema

"In unserem Autohaus sind es vor allem Neuwagenkäufer, die, wie sich in Verkaufsgesprächen herausstellt, immer wieder verunsichert sind, nicht zuletzt aufgrund der intensiven Berichterstattung in diversen Medien und Aussagen von Politikern", meint Ing. Manfred Berger junior, Geschäftsführer Autohaus Berger/Baden. Vor allem Wenigfahrer überlegten häufiger, auf ein Benzinmodell umzusteigen, für Vielfahrer und Unternehmen sei ein Umstieg noch kein Thema. "Momentan sind sämtliche staatlichen Förderungen hauptsächlich auf E-Fahrzeuge ausgerichtet, wie aber alte Batterien zukünftig recycelt werden oder wie hoch der Wertverlust bei E-Autos für Kunden in Zukunft sein könnte, darüber macht sich die Politik derzeit keine Gedanken."

Noch keine Auswirkungen

"Die aktuelle Diskussion rund um den Diesel hat auch zu einer Verunsicherung unter den Kunden geführt", sagt Komm.-Rat Ing. Josef Puntinger, Seniorchef des Autohauses Puntinger/Leoben und Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker. Im eigenen Betrieb wirke sich die Debatte bei den Verkaufsziffern derzeit nicht aus. Gleichzeitig bestünde bei E-Fahrzeugen zwar Kundeninteresse, aber unmittelbare Kaufbereitschaft gebe es nicht. Wobei Wenigfahrern, die kleinere Fahrzeuge benützten, im eigenen Betrieb auch geraten werde, auch den Umstieg auf kleinere Benzinmodelle zu überlegen. "Die Abgasreinigungsmaßnahmen, die im Dieselmotor verbaut werden müssen, könnten noch aufwendiger werden, was die Fahrzeuge verteuern wird."

Diesel-Anteil geht zurück

"Meiner Meinung nach hat sich im Bewusstsein der Kunden sehr viel verändert", sagt Anja Frey-Winkelbauer, Geschäftsführerin Toyota Frey Austria/Wien. "Was für uns als Hybrid- Marke spricht, wobei wir auch Dieselmodelle anbieten, um dem Markt gerecht zu werden. Wir merken aber, dass der Dieselanteil extrem zurückgeht - zugunsten unserer Hybridmodelle." Das ThemaHybrid sei anfangs ein Mysterium für die Kunden gewesen. "Mittlerweile wissen die Kunden ganz genau Bescheid und gehen auf uns im Gegensatz zu früher, wo wir noch den Kunden die Technik erklären mussten, pro-aktiv zu." Für Toyota Frey sei dieser Trend sehr positiv, "weil wir Hybridmodelle in allen Segmenten anbieten können".

Entbehrliche Diskussion

"Im Moment ist seitens der Kunden noch keine Verunsicherung zu spüren", sagt Komm.-Rat Gerhard Schranz, Geschäftsführer Auto Schranz/Oberwart und Landesgremialobmann des burgenländischen Kfz-Handels. Die jüngsten Aussagen der Politik - was Dieselfahrzeuge betrifft - hätten sich noch nicht ausgewirkt, "wobei ich diese Diskussion, die dem Handel schadet, fürentbehrlich halte." Der Dieselanteil bei den verkauften Fahrzeugen habe sich nicht verändert, vereinzelt werde das Thema angesprochen, "was aber vor allem Kunden, die häufig und viel mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind, nicht davon abhält, sich für ein Fahrzeug mit Dieselantrieb zu entscheiden",sagt Schranz. Beim Zweitauto würden die Kunden eher zu Benzinmodellen greifen.