Aber ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Bayern haben sich die Stuttgarter mit 2,1 Millionen Verkäufen vor BMW gesetzt. Mercedes-Chef Dieter Zetsche hat lange und hart an der Weltmarktführerschaft gearbeitet. Aber derzeit scheint in Stuttgart alles zu klappen.

Mit neuem Design, einer Modelloffensive mit vielen SUVs und der Marktführerschaft in China kann Mercedes auch in den nächsten Jahren Audi und BMW auf Abstand halten. Egal ob in der Formel 1, beim Sportableger AMG, den Mercedes-Modellen, die mutig mit dem Pick-up der X-Klasse neues Terrain antesten, dem Vertriebsausbau in China, es sind keine Probleme in Sicht. Der große Kulturwandel nach außen, der sich bei Mercedes unter anderem durch Business Outfit à la Silicon Valley mit dem Chef ohne Krawatte, dafür mit Jeans und Sneakers demonstriert, erntet seine Früchte.

Mercedes-Benz Cars machte im vergangenen Jahr 3.691 Euro Gewinn pro Neuwagen oder 9,1 Prozent Umsatzrendite. Bei Verkäufen und bei den Profiten wurden BMW und Audi auf die Plätze verwiesen. Bliebe da nicht ein Problemchen: smart. Die Marke schafft es auch mit dem Viersitzer nicht, die Verkäufe in Gang zu bringen. 144.000 smart-Neuwagen standen im letzten Jahr 360.000 Mini gegenüber.

Sonnenschein in Stuttgart, wäre da nicht der Diesel. Der Diesel wird zum ständig größeren Problem, nicht nur für Mercedes. Die französische Wettbewerbsbehörde ermittelt gegenüber Renault und Fiat. Die EU-Kommission beißt sich die Zähne am italienischen Verkehrsminister aus, der bei Fiat alles in bester Ordnung sieht.Ausgerechnet Stuttgart hat sich Dieselfahrverbote verordnet. Man kann die Uhr danach stellen, wann die anderen Großstädte folgen. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen bei Daimler und zwei Tage danach beantragt die Umweltorganisation BUND beim Verwaltungsgericht Schleswig eine einstweiligen Anordnung für den Verkaufsstopp von Dieselautos -inklusive EURO 6. Der Diesel wird sozial inakzeptabel, was Premiumkäufern besonders an die Nieren geht.

Natürlich trifft der Diesel alle. Audi leidet noch stärker als Mercedes und BMW. Der Entwicklungschef musste zweimal ausgewechselt werden, die Entwicklungsabteilung hat wichtige Mitarbeiter verloren, ein freigestellter Mitarbeiter bringt Audi-Chef Rupert Stadler mit seinen Aussagen in Bedrängnis. Audi ist nicht in Angriffslaune. Hinzu kommt Ärger mit der Handelsorganisation in China. Und diesen Ärger kann man an den Verkäufen der Ingolstädter ablesen. In den ersten beiden Monaten hat Audi 24 Prozent in China eingebüßt, und das bei wachsendem Markt. Audi hat daher die Premium-Marktführerschaft in China eingebüßt. Ausgerechnet in China, dem größten und wichtigsten Markt der Welt. Knapp 30 Prozent des Volumens von Audi, BMW und Mercedes gehen nach China.

Aber auch BMW braucht Zeit "zum Auftanken". Der neue Vorstandsvorsitzende Harald Krüger ist mit einem großen Elektroautoprogramm gestartet. BMW hat die Chance, damit wieder an die Spitze zu fahren. Aber das geht nicht morgen früh. Autos sind schnell, aber die Marktgesetze im Autogeschäft verordnen Schneckentempo. Bis ein Kulturwandel greift, dauert es. Das hat die Arbeit von Zetsche und seinem Team gezeigt. Die nächsten Jahre sind Mercedes-Jahre. Wie es im Jahre 2020 oder 2022 aussieht, wissen die Götter -und die verraten es nicht.