Als die Porsche Holding im März den Verkauf ihres europäischen
Fremdmarkengeschäfts ankündigte, hielt sich die mediale
Aufmerksamkeit in Grenzen: Dabei handelt es sich um einen
entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung des Salzburger
Unternehmens.
Dass VW gleichzeitig ein großer Händler mehrerer Mitbewerber ist,
mutet befremdlich an - seit 2011 war aber genau das der Fall. Damals
integrierten die Wolfsburger mit der Porsche Holding nicht nur ihren
Großhandelspartner für weite Teile Europas samt schlagkräftiger
Einzelhandelsorganisation, sondern auch die (ihrerseits1999 von der
Porsche Holding übernommene) französische Mehrmarkengruppe PGA. Diese
ist für so unterschiedliche Marken wie BMW, Citroën, Mercedes, Opel,
Peugeot oder Suzuki sowie punktuell auch für die VW-Konzernfabrikate
tätig.
Sofern die Wettbewerbsbehörden zustimmen, wird der Großteil der
PGA-Aktivitäten nunmehr abgestoßen, und zwar an die Schweizer
Emil-Frey-Gruppe, die derzeit wohl das expansionsfreudigste
Unternehmen im europäischen Automobilgeschäft ist.
Comeback für Christian Klingler
Konkret umfasst die beabsichtigte Transaktion 193 französische, 50
niederländische, 12 polnische und 6 belgische Mehrmarkenhäuser aus
dem PGA-Portfolio. Außerdem sollen 14 französische PGA-Betriebe mit
VW-Verträgen übergeben werden. Wer bei Emil Frey die Verantwortung
für diese Autohäuser tragen wird, wurde von den schweigsamen
Schweizern bisher nicht bekannt gegeben, doch ein Mann wäre dafür
qualifiziert wie kein anderer - der Österreicher Christian Klingler,
der als junger Manager der Porsche Holding in den Neunzigerjahren die
damalige Übernahme von PGA begleitet hatte, später Vertriebs- und
Marketingvorstand von Volkswagen war undnach seinem überraschenden
Abgang in Wolfsburg Ende 2015 von der Frey-Gruppe engagiert wurde.
Konzerninternes Wachstum
Indes wird die Porsche Holding von Wolfsburg für die PGA-Abgabe
entschädigt. Einerseits erhalten die Salzburger in Frankreich ein neu
zu gründendes Tochterunternehmen namens "Volkswagen Group Retail
France" zugesprochen. "In der VGRF möchten wir voraussichtlich per
Juli 2017 die 19 Händlerbetriebe, die bisher zur Volkswagen Group
France gehörten, mit 44 Händlerstandorten von PGA Motors, welche
Volkswagen-Konzernmarken vertreten, zusammenführen", erklärt Alain
Favey, Sprecher der Geschäftsführung. Die VGRF werde ungefähr 1.900
Mitarbeiter beschäftigen sowie jährlich rund 30.000 Neuwagen
vermarkten. Andererseits wird auch einedirekt dem VW-Konzern
gehörende, 37 Standorte umfassende Autohausgruppe in Schweden (Din
Bil Sverige) der Porsche Holding zugeordnet.
Somit wird das europäische Autohandelsnetz der Porsche Holding
künftig 420 Filialen in 21 Ländern umfassen. Die Logos konzernfremder
Marken werden auf keinem dieser Betriebe mehr hängen - mit einer
einzigen Ausnahme: In China sind einige der aktuell 26
Porsche-Holding-Häuser auch für BMW tätig.
(Jahresbilanz der Porsche Holding siehe Seite 17)