"Abwarten, was passiert." Das ist vorerst die Devise, nachdem GM
seine Europa-Töchter Opel und Vauxhall an PSA verkaufte.
Der Zeitdruck war enorm: Mitte Februar war durchgesickert, dass der
PSA-Konzern Opel bzw. Vauxhall von General Motors kaufen wolle. Und
die Verhandler wollten den Deal noch vor dem Genfer Autosalon zu
einem Abschluss bringen. Das gelang und für 6. März luden PSA und GM
zur gemeinsamen Pressekonferenz nach Paris. Dass nur wenige Stunden
später der Peugeot 3008 zum "Car of the Year" gewählt werden sollte,
war das Tüpfelchen auf dem i an jenem denkwürdigen Tag.
Tatsächlich passiert es ja nicht so oft, dass sich ein Konzern nach
88 (!) Jahren von einer Marke trennt. Doch genau das geschah in
diesem Fall: General Motors darf sich über 1,3 Milliarden Euro für
die Europa-Tochter Opel/Vauxhall sowie über weitere 900 Millionen für
das dazu gehörige Geschäft der Finanzsparte freuen. Beide Seiten
betonen, dass die bisherige Zusammenarbeit (die Entwicklung der neuen
Opel-SUVs Crossland X und Grandland X) viel Vertrauen aufgebaut habe.
Erwartet werden jährliche Synergien in der Höhe von 1,7 Milliarden
Euro. Opel, bislang defizitär, soll bis 2020 einen positiven
operativen Cashflow erzielen. GM wolle sich, so Chefin Mary Barra,
nun noch stärker als bisher auf das Kerngeschäft (also jenes in den
USA) konzentrieren.
Soweit die Theorie: Doch was bedeutet die Zusammenarbeit für die
Händler? In Österreich hat Opel (inklusive der Vertragswerkstätten)
203 Standorte, bei Peugeot sind es 185 und bei Citroën 126. Dazu
kommt noch die Marke DS.
"Kein Grund zur Besorgnis"
Im Moment werde alles weiterlaufen wie bisher, sagt Mag. Alexander
Struckl, Geschäftsführer von General Motors Austria: Er sieht derzeit
weder für die Mitarbeiter des Importeurs, noch für die Händler oder
Kunden einen Grund zur Besorgnis.
Gelassen bleibt - zumindest vorläufig - auch Komm.-Rat Ing. Peter
List: Der Geschäftsführer der Eisner GmbH ist auch Chef des
europäischen Opel-Händlerverbandes EURODA. PSA-Chef Carlos Tavares
habe ihn, List, nach der Bekanntgabe zu einem Gespräch mit Opel-Chef
Karl-Thomas Neumann und Vertriebsvorstand Peter Küspert gebeten.
"Tavares hat zugestanden, dass Opel als eigenständige Marke geführt
wird und dass auch das Management gleich bleibt. Das stimmt mich
optimistisch." Natürlich gebe es in einer solchen Übernahme auch
Risiken, doch es sei noch zu früh, dies zu bewerten: "Das Management
wird sich in erster Linieum Synergien in Einkauf und Fertigung
bemühen, der Vertrieb hat vorläufig keine Priorität. Daher sehe ich
fürs Erste auch keine Veränderungen für die Händler."
"Chancen sind höher zu bewerten als die Risiken"
Interessant ist natürlich auch die Meinung von Albert K. Still,
Aufsichtsratsvorsitzender der AVAG Holding AG (Augsburg), dem mit
Abstand größten Opel-Händler Europas: "Ich sehe beim Kauf von Opel
durch PSA - wie bei jedem derartigen Geschäft - Chancen und Risiken.
Doch ich glaube, dass die Chancen höher zu bewerten sind als die
Risiken", sagte Still, der mit der AVAG auch in Österreich aktiv ist,
am Genfer Salon zu "AUTO&Wirtschaft". Er denkt, dass "eine
europäische Besitzerstruktur Vorteile im Vergleich zur bisherigen
Situation" haben werde, da das Verständnis für das Geschäft in Europa
bei Europäern eher vorhanden sei als bei Managern aus den USA. "Ich
glaube daher, dass das Glas halb voll ist und nicht halb leer." Still
hat neben dem Hauptgeschäft mit Opel durchaus Erfahrungen mit dem
PSA-Konzern: "Wir betreiben in Ljubljana einen
Peugeot-Citroën-Betrieb, der sehr gut läuft."