Ich las mich durch vielerlei Textwerk aus Industrie und Wirtschaft,
um mir im Kontext mit dem Reifen(fach)handel einenÜberblick zu
verschaffen. Innovation und Leidenschaft reichen nicht mehr.
Nach einem endlich wieder besser verlaufenen Winterreifengeschäft
stehen aktuell Preiserhöhungen an. Laut werden die teuren Rohstoffe
ins Treffen geführt, leise jedoch individuelle Preisangleichungen
formuliert. Schrittweise werden Erhöhungen angesagt, sodass pauschal
formulierte 8 Prozent Aufschlag unter dem Schlussstrich wenigstens
halbiert bis zum Endkonsumenten durchschlagen sollten. Aber auch 2
Prozent würden bereits als Erfolg gewertet. Alles hängt von der
realen Nachfrage ab.
Wer sich jetzt noch sein Lager vollstopft, darf auch bei der
Winterware 2017/2018 mit alten Preisen kalkulieren. Das Angebot in
allen Absatzkanälen ist ungleich größer als die Nachfrage im Markt.
Somit wird jede Preisdynamik weiter unter Druck gehalten und kluge
Reifenhändler wissen inzwischen die Balance zwischen Wachstum und
Rentabilität einzuschätzen. Der saisonabhängige Reifen ist der
Kundenmagnet, die Rundumdienstleistung während eines ganzen Jahres
der Rettungsanker - siehe Tankstelle. Sie sind an vielen Orten für
die Supermarktketten längst ihr verlängerter Arm zum Verbraucher. Bei
den Reifenspezialisten ist das noch unternehmerisches Niemandsland.
Welche Argumente von der Industrie für ihre Preiserhöhungsstrategie
auch immer herangezogen werden, in die Entwicklung neuer
technologisch anspruchsvoller Produkte allein fließt dieses Geld
nicht. Vielmehr investieren Hersteller weiter in eigene
Vertriebsinteressen, um die Erstausrüster bei Laune zu halten und um
ihre eigenen teuren Vermarktungsstrukturen zu pflegen. Wie weit hier
die lokalen Groß-und Einzelhandelsspezialisten ihre Rolle als
Absatzpartner erfolgreich ausspielen können, hängt vom
unternehmerischen Geschick jedes einzelnen ab. Hilfe von irgendwo zu
erwarten, ist sicherlich der falsche Ansatz. Talent und Neugier zu
neuen Beschaffungs- und Absatzstrategien sind gefragt.
Maximal der lokal verankerte Markenverantwortliche kann durch
geschickte Diplomatie noch da oder dort für seine traditionellen
Abnehmer im jeweiligen Headquarter fürsprechen. Auf einen Nenner
gebracht, lassen sich die Kernleistungen im qualifizierten
Reifengeschäft einfach auf Effizienzsteigerung zuspitzen. Das ist
nicht nur ein Recht der Lieferantenpartner, sondern in organisch
nicht mehr wachsenden Märkten überlebensnotwendig. Dabei kann weniger
mehr sein!