Der strenge Winter hat den Lagerdruck reduziert und für Zuversicht
bei der Industrie gesorgt. Über die notwendige Preissteigerung ist
man sich ziemlich einig.
Wie ist das Jahr 2016 bzw. das Winterreifengeschäft 2016/2017
verlaufen?
Ambroz, Semperit: Mit dem Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr sind
wir zufrieden. Der nochmalige, aber späte Wintereinbruch im Jänner
hat die Situation beim Sell-out noch positiv beeinflusst.
Körpert, Apollo Vredestein: Wir sind mit dem Geschäft im Volumen
recht zufrieden, wir konnten den Marktanteil im Sommer wie auch im
Winter steigern! Leider hat sich aber auch die Preisschere bei
unseren Marken aufgetan. Es ist trotz gestiegener Menge der Umsatz
nur stabil geblieben und der Ertrag zurückgegangen.
Mielacher, Pirelli: Trotz unserer Logistikprobleme konnten wir mit
dem Wintergeschäft zufrieden sein. Unser neuer Cinturato Winter wurde
vom Markt und von den Endverbrauchern stark angenommen.
Riepl, Falken: Da es in der heurigen Wintersaison seit 2011 wieder
einmal einen richtigen Winter inÖsterreich bzw. in Europa gegeben
hat, waren die Winterreifenverkäufe zufriedenstellend. Wichtig dabei
ist, dass die Winterreifen auch bei unseren Kunden und Partnern gut
abgeflossen sind und auch die jeweiligen Lagerbestände ebenfalls ein
zufriedenstellendes Ausmaß haben.
Jelinek, Nexen: 1. Bedingt durch die sich erholende Weltwirtschaft
sowie einen günstigen Wechselkursverlauf konnte das Absatzvolumen
gesteigert werden und somit auch das Umsatzwachstum. 2. Durch die
nicht zu beeinflussenden, gestiegenen Rohstoffpreise, verbunden mit
höheren Transportkosten verringerte sich das Betriebsergebnis. 3. Der
Reifenabsatz (Sellin) stagnierte 2016 leicht, Nexen Tire konnte aber
seine europäischen Planzahlen erreichen.
Eckhart, Kumho: Für die Händler dürfte die Wintersaison generell gut
gelaufen sein und bedingt durch den späten Schneefall auch in
Ostösterreich mit einem Plus geendet haben.
Rodlauer, Hankook: Wir sind, was den Verlauf des Jahres 2016
betrifft, trotz der durch den Konkurs von Reifen Ruhdorfer
eingetretenen Mengenverluste nicht unzufrieden. Die Verbreiterung der
Kundenbasis wurde ja schon vor einiger Zeit eingeleitet und konnte
2016 durchaus erfolgreich fortgesetzt werden. Das
Winterreifengeschäft im Speziellen verlief für uns erfreulich,
besonders positiv hervorzuheben ist, dass - wenn auch spät - der
Winter wieder ein deutliches Lebenszeichen gesetzt und so für einen
positiven Effekt im Geschäft unserer Kunden gesorgt hat.
Gößler, Nokian: Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2016 in Österreich
sehr zufrieden. Dieser Erfolg kommt aus einem Mix von sehr guter
Verfügbarkeit und gelebter Partnerschaft.
Krauss, Bridgestone: Wir sind mit unseren Ergebnissen 2016 sehr
zufrieden. Die Einführung unseres neuen Driveguard mit der universell
einsetzbaren Runflattechnologie 2.0 hat unsere Erwartungen im ersten
Jahr erfüllt. Hinsichtlich der Distribution gibt es jedoch noch
riesige Potenziale.
Stummer, Goodyear: Wir sind mit dem vergangenen Winterreifengeschäft,
speziell im letzten Quartal unterstützt durch vorteilhafte
Wetterbedingungen und die hervorragenden Testergebnisse, sehr
zufrieden.
Wieser, Yokohama: Das Jahr 2016 wurde zufriedenstellend abgeschlossen
und wir konnten uns konsolidieren. Das Winterreifengeschäft war so
weit in Ordnung, leider hatten wir aufgrund einer Neuordnung unserer
Logistik Verfügbarkeitsprobleme.
Ostbomk, Michelin: Nach einem etwas schwierigeren Winter 2015,
verlief 2016 für uns durchaus zufriedenstellend. Wir konnten in der
Breite wachsen und auch der Sell-out bei unseren Partnern hat gut
funktioniert. Sehr erfreulich waren dabei natürlich auch die
Witterungsverhältnisse im Jänner.
Was erwarten Sie vom kommenden Sommerreifengeschäft?
Körpert, Apollo Vredestein: Wir erwarten eine stabile Menge und
Nachfrage nach unseren Produkten, die Lager beim Handel sind mehr
oder weniger "leer", die Vorbestellungen entsprechend gut. Das
Volumen sollte beim Hinausverkauf zum Kunden stabil sein. Durch die
gestiegene Anzahl der verkauften Neuwagen sollte die Menge an
Winterreifen tendenziell steigen, da auf jedem neuen Wagen
Sommerreifen verbaut sind.
Wieser, Yokohama: Die Restlagermengen beim Reifenhandel aus der
Vorjahressaison sindüberschaubar, jedoch wird es vermehrt auf die
Verfügbarkeit der Industrien ankommen. Aufgrund der Neuausrichtung
unserer Logistik sind wir hier aber gut vorbereitet.
Jelinek, Nexen: Aktuell sehen wir die Reifenbranche in einem positiv
gestimmten Marktumfeld, wobei perspektivisch mit einer
gleichbleibenden Branchensituation gerechnet wird.
Stummer, Goodyear: Betreffend die bevorstehende Sommersaison sind wir
zuversichtlich, dass der Trend anhält. Die Voraussetzungen dafür sind
ideal. Der ÖAMTC zeichnet im aktuellen Sommerreifentest den Goodyear
EfficientGrip SUV als Besten im Test aus. Auch bei anderen
Reifentests schneiden unsere Produkte hervorragend ab. Das bestätigt
die konstant hohe Qualität unserer Reifen und ist ein Top-Argument
für den Sell-out. Zusätzlich präsentieren wir 2017 neue Produkte wie
z. B. den Goodyear EfficientGrip Cargo für Transporter sowie den
neuen Dunlop Classic-Reifen im traditionellen Design und modernster
Reifentechnologie. Mit POS-Marketingmaßnahmen,
EndverbraucherPromotions und unserer Reifengarantie unterstützen wir
den Reifenfachhandel zusätzlich.
Ostbomk, Michelin: Was unser Haus betrifft, freuen wir unsüber die
Einführung des Michelin Pilot Sport 4S, unser neuer
Ultra-High-Performance-Reifen. Wir erwarten einen weiterhin sehr
dynamischen Markt im Bereich 18 Zoll und größer. Da macht es
natürlich Spaß, in diesem interessanten Segment mit unseren aktuellen
Produkten auf dem neuesten Stand derTechnologie in den Wettbewerb zu
treten. Insgesamt wird interessant sein, welche Marktentwicklungen
sich durch die gestiegenen Rohstoffkosten und die dadurch notwendigen
Preiserhöhungen ergeben.
Gößler, Nokian: Wir sehen zuversichtlich in das Sommerreifengeschäft,
weil wir an unserer Strategie und dem Versprechen von
Kundenzufriedenheit (Endverbraucher und Fachhandel) festhalten.
Wichtiger Punkt ist auf alle Fälle, dass wir uns dazu entschieden
haben, die Sommerreifenpreise NICHT in derSaison zu erhöhen.
Riepl, Falken: Wir sehen das Sommerreifengeschäft durchwegs positiv,
da heuer im breiten Maße die neuen Profile FK 510 und FK 510 SUV
sowie unser neuer Sommer LLKW Reifen LINAM Van 01 zur Verfügung
stehen werden.
Krauss, Bridgestone: Aufgrund unseres partnerschaftlichen Weges mit
demösterreichischen Fachhandel konnten wir unsere Marktposition
festigen. Wir erwarten, ausgehend von einem stabilen Markt, für das
kommende Sommergeschäft einen leichten Anstieg des Volumens. Dabei
werden unsere Partner mit unseren neuen Sommerreifen, auch wegen
deren erstklassigen Testergebnissen,viel Freude haben. Diese werden
den Verkauf an den Endverbraucher zusätzlich unterstützen.
Eckhart, Kumho: Wir sind gut vorbereitet für das Sommergeschäft und
besonders mit unseren beiden neuen Sommerreifen, den PS71 und den
PS31, gut bevorratet. Diese beiden Reifen sind für eine Vielzahl an
Mittel- und Oberklassefahrzeugen eine gute Wahl. Ambroz, Semperit:
Die Einlagerungsphase hat später begonnen. Das Tagesgeschäft wird
noch wesentlich zu einer guten Sommersaison beitragen. Aufgrund von
Händlerinformationen erwarten wir eine leichte Steigerung zum
Vorjahr.
Rodlauer, Hankook: Dem kommenden Sommerreifengeschäft sehen wir
natürlich zuversichtlich entgegen! Produktseitig sind wir sehr gut
aufgestellt, und das nun auch in Österreich wachsende Vertrauen
unserer Kunden macht uns sehr zuversichtlich, dass wir mit einem
deutlichen Zuwachs rechnen können. Wie auch schon in den vergangenen
Jahren werden dieSegmente der Ultra-High- und High-Performance-sowie
4x4-Reifen weiter wachsen.
Mielacher, Pirelli: Wir sehen dem Sommerreifengeschäft sehr positiv
entgegen. Mit unserem neuen P ZERO sollten wir unseren erfolgreichen
Weg im UHP-Segment weitergehen. Natürlich wird auch der Testsieg
seinen Teil dazu beitragen, die Nachfrage nach der Marke Pirelli zu
erhöhen.
Ist die Talsohle beim Preisverfall durchschritten? Werden die Preise
wieder steigen?
Ostbomk, Michelin: Für unsere Marken ja, bereits seit dem vergangenen
Jahr. Wir haben eine klare Premium-Strategie mit der Marke Michelin,
bei der wir wieder verstärkt den Wert unserer Produkte in den Fokus
rücken. Darüber hinaus sehen wir gerade signifikante und breite
Preiserhöhungen im Markt bedingt durch sehrdynamische
Rohstoffpreisentwicklungen in den vergangenen Monaten.
Mielacher, Pirelli: Aufgrund der Rohstoffpreiserhöhungen wird auch
die Industrie gezwungen sein, Preiserhöhungen umzusetzen. Diese
Erhöhungen im Tagesgeschäft der Umrüstzeit umzusetzen, wird für den
Handel eine Herausforderung, ist jedoch eine Notwendigkeit
Rodlauer, Hankook: Ja, Preissteigerungen resultieren vor allem aus
den gestiegenen Preisen wichtiger Rohstoffe.
Stummer, Goodyear: Aufgrund der deutlich gestiegenen Rohstoffpreise
sehen auch wir uns gezwungen, unsere Konditionen anzupassen.
Jelinek, Nexen: Das Preisniveau wird durch die Informationsvielfalt
auf der einen Seite und die Transparenz auf der anderen Seite im
Internet dominiert. Dadurch bleibt der Preisdruck weiterhin existent,
insbesondere vor dem Hintergrund der vorherrschenden
Konkurrenzsituation und dem Druck des Verdrängungswettbewerbes.
Riepl, Falken: Die Preissituation wird sich sicher in den nächsten
Monaten ändern und wie schon von einigen Herstellern angekündigt und
kommuniziert wird es heuer Preiserhöhungen bedingt durch die
Rohstoffpreis-Entwicklung geben.
Eckhart, Kumho: Wie immer eine Frage von Angebot und Nachfrage.
Bedingt durch den derzeitigen Preisanstieg bei Rohstoffen steigen
auch die Preise der Reifen.
Krauss, Bridgestone: Aufgrund der aktuellen Explosion der
Kautschukpreise und desÖlpreises werden sich die Preise marktweit
nach oben bewegen müssen. Wir erhöhen unsere Preise im Pkw-Bereich ab
1. April für die Sommer- und ab 1. Mai für die Winterreifen im
Schnitt um 8 Prozent je Segment. Die Situation muss sehr genau
beobachtet werden.
Gößler, Nokian: Nachdem die Rohmaterialpreise stark zum Vorjahr
angestiegen sind, werden wahrscheinlich alle Hersteller ihre Preise
erhöhen müssen. Ein wichtiger Punkt ist, wie der Fachhandel mit dem
vorhandenen Lager umgeht: Nützt er die Preiserhöhungen seitens der
Industrie, um im Mix eine bessere Marge zu erwirtschaften, oder wird
der Preisvorteil vom vorhanden Lager 1 zu 1 in den Markt gehen, um
Abverkäufe zu generieren?
Wieser, Yokohama: Aufgrund steigender Rohmaterialpreise werden die
angekündigten Preiserhöhungen hoffentlich durchgesetzt. Es würde dem
Reifenhandel und auch den Herstellern helfen.
Ambroz, Semperit: Den Preis regelt bekanntlich der Markt, die
Industrie kann und darf hier nicht einwirken. Wie die
Rohmaterialkostenentwicklung und der Marktwettbewerb in den nächsten
Monaten sein werden, bleibt schwer vorauszusagen.
Körpert, Apollo Vredestein: Durch den starken Anstieg bei den
Rohstoffen sind alle Hersteller gezwungen, ihre Abgabepreise zu
erhöhen, dies muss auf den Marktpreis durchschlagen. Ja, die Preise
werden meiner Schätzung nach ab der 2. Jahreshälfte merkbar
ansteigen!
Die fehlende Preisstabilität bzw. das Preisdumping durch
internationale Großhändler und Internet-Plattformen ist eines der
größten Probleme des regionalen Reifenfachhandels. Welche Strategien
gibt es aus Ihrem Haus, um dieses Problem einzuschränken?
Jelinek, Nexen: Der reine Nettoeinstandspreis ist ein Parameter. Wir
unterstützen mit maßgeschneiderten Abverkaufshilfen den lokalen
Handel vor Ort. Darüber hinaus ist ein Partnerprogramm in Planung,
sodass unser Haus neben wettbewerbsfähigen Konditionen noch viele
weitere interessante Parameter dem Fachhandel anbieten kann.
Wieser, Yokohama: Als Nischenmarke sind wir davon nicht so stark
betroffen und haben es so weit im Griff. Sollten jedoch vereinzelt
Fälle auftreten, werden diese individuell mit unseren Händlerkunden
bearbeitet.
Körpert, Apollo Vredestein: Wir versuchen mit paneuropäischen
Preiskonzepten an die einzelnen Absatzkanäle die Preise zu
stabilisieren, dies gelingt nicht immer perfekt, aber immer besser!
Letztendlich sind hier aber allen Herstellern aus rechtlichen Gründen
Schranken gesetzt. Wir sind alle den freien Marktkräften ausgesetzt.
Mielacher, Pirelli: Die internationale Preiskontrolle sollte ein
Baustein zur Stabilisierung sein. Pirelli arbeitet stark an diesem
Projekt. Zeitgleich ist es jedoch notwendig, die Qualität des
Fachhandels zu unterstreichen. Durch gezielte Schulungen kann das
Argumentarium für den Verkauf gestärkt werden.
Ambroz, Semperit: Die Marktsituation ist nach wie vor stagnierend,
die Herausforderungen sind kontinuierlich schwieriger. Das
Hightech-Produkt Reifen auf den Preis zu reduzieren, ist der falsche
Weg, in der digitalen Welt aber oft das einzige Verkaufsargument.
Hier kann und muss der regionale Handel mit seinen Stärken wie etwa
Persönlichkeit, Kompetenz, Beratung und Kundenbindung gegensteuern.
Denn diese Faktoren fehlen dem Internet gänzlich. Dennoch wird es
weiterhin notwendig sein, neue Geschäftsfelder zu öffnen. Bei der
mittel- bis langfristigen Ausrichtung unterstützen und begleiten wir
aktiv, dieImplementierung bzw. Umsetzung muss vom Händler erfolgen.
Krauss, Bridgestone: Unser Fokus wird weiter darauf liegen, unseren
Partnern genau das zu bieten, was vom Endkunden nachgefragt wird. Mit
dem Weg auf die Steigerung des Sell-outs an den Endverbraucher und
dem regionalen Wiederverkauf zu setzen, war Bridgestone sehr
erfolgreich und wir werden diesen weitergehen. Unter dem Stichwort
"Way to Market" bieten wir unseren Handelspartnern eine Toolbox, um
sie bei der Vermarktung unserer Produkte individuell zu unterstützen.
Gößler, Nokian: Innerhalb der Nokian-Gruppe arbeiten wir schon länger
an einem einheitlichen Europa-Pricing, was uns in der Praxis
bestärkt, dass wir am richtigen Weg sind. Zusätzlich unterstützen wir
sehr erfolgreich mit dem B2B-Konzept Nokian Tyres Authorized Dealer
(NAD) unsere Partner.
Rodlauer, Hankook: Im Zuge unserer Neuausrichtung werden wir unsere
Organisation weiter konsequent optimieren, um unsere Kunden
bestmöglich zu bedienen und zufriedenstellen zu können. Wir sehen
unsere Hauptaufgabe darin, unsere Kunden mit optimiertem Service,
bestmöglicher Betreuung und stabiler Preisgestaltung zu unterstützen
und auf diese Weise unsere partnerschaftlichen Beziehungen zu
stärken.
Ostbomk, Michelin: Wir haben 2017 mehrere Maßnahmen ergriffen. Zum
einen eine globale Pricing-Steuerung verbunden mit einem weltweiten
Preiskorridor für unsere Produkte, zum anderen eine strukturelle
Umstellung des Konditionssystems, welches die Spreizung insbesondere
im High-Performance-Bereich verringert und damit internationale
Warenverschiebungen unwirtschaftlicher macht.
Stummer, Goodyear: Wir sehen die Zukunft des Reifenhandels in noch
stärkeren Partnerschaften mit der Industrie. In Österreich hat sich
unser Kooperationskonzept Handelsmarketing-Initiative (HMI) fest
etabliert.
Riepl, Falken: Wir von Falken Tyre Europe waren von jeher bemüht,
eine faire Preispolitik in Europa zu gewährleisten und unseren
Partnern zu bieten und wir werden diesen Weg auch weiter fortsetzen.