Auf den Punkt gebracht: Die Zusammenarbeit wird immer komplizierter und wir fragen uns an dieser Stelle immer wieder, wie es denn Ihnen als Händler mit der mangelnden Entscheidungsfähigkeit und den bürokratischen Hindernisse bei Ihren Lieferanten geht.

Aufgrund von Matrix-Organisationen sind beispielsweise Marketing-Leiter ihren Vorgesetzten in der Konzernzentrale unterstellt, nationale Geschäftsführer haben auf Entscheidungen in diesem Bereich dann keinen Einfluss mehr. Entscheidungen, Marktanforderungen, Kompetenzen und Budgets finden einfach nicht mehr zusammen und lähmen die Marke in ihrer Marktkraft.

Immeröfter müssen Stellungnahmen für die Industrie- Umfrage von der D-A-CH- oder Konzernzentrale freigegeben werden, mittlerweile gilt das auch schon bei einzelnen Aussagen, die für einen Artikel verwendet werden sollen. Haben diese Unternehmen kein Vertrauen mehr in ihre Landes- Repräsentanten?

Offenbar möchte man, dass nur vorgekaute, vereinheitlichte und weltweit freigegebene Pressetexte veröffentlicht werden. Individuelle Berichte, Aussagen zu Markt und Strategie sind nicht erwünscht. Das widerspricht massiv unserer Blattlinie und unserer Vorstellung von einer authentischen Berichterstattung.Produktinformationen können Sie, geschätzte Leser, überall bekommen. Hintergründe, Strategie und Entwicklungen lesen Sie nur bei uns, und das wird auch so bleiben.

Verantwortlich sind natürlich nicht die Ansprechpartner vor Ort, sie sind Opfer der Konzernstrategie. Man darf diese Entwicklung auch nicht generalisieren, es gibt zahlreiche Marken und Österreich-Repräsentanten, die sehr partnerschaftlich agieren und auch eigene Entscheidungen treffen können und wollen. Erfreulicherweise gibt es auch Entwicklungen gegen den Trend, wo Kompetenzen wieder nach Österreich zurückkommen oder das Team zur besseren Betreuung der Kunden erweitert wird.

Im Gegensatz zum Automobilhandel, wo der Händler meistens mit einem Importeur "verheiratet" ist, hat der Reifenfachhandel deutlich mehr Gestaltungsspielraum. Sie als Kunde können sich weitgehend die kooperativen Lieferanten aussuchen. Das sind vermutlich nicht immer jene mit den besten Preisen und den höchsten Stützungen, wobei natürlich auch hier die kurzen Entscheidungswege sehr wichtig sind. Wenn der Reifenhandel die lokal entscheidungsbefugten Marken bevorzugt, sollten das auch Signale an die Konzernleitungen sein. Wichtig ist, dass sich Ihr Geschäft nachhaltig, partnerschaftlich und ertragreich entwickelt.

Es ist selbstverständlich die Entscheidung jeder Marke, jedes Konzerns, wie und mit wem er seine Geschäfte macht, national wie international. Es ist naiv zu glauben, der kleine lokale Reifenhändler spiele im Konzern eine Rolle. Aber es darf von einem Partner und Lieferanten erwartet werden, dass er fair ist, seineZusage einhält und dass ein sogenannter Entscheidungsträger auch selbige treffen darf. Mit solchen Partnern sollte der Reifenspezialist zusammenarbeiten.

Gerald Weiss