A&W: Zu den Exportländern von Liqui Moly zählen der Irak, Turkmenistan und Algerien. Das sind nicht gerade klassische Wachstumsmärkte.

Ernst Prost: Und genau das ist einer der Gründe für unseren Erfolg. Nehmen wir zum Beispiel den Irak: Nach wie vor sind Teile des Landes vom Islamischen Staat besetzt, in den vergangenen Jahren gab es immer wieder bürgerkriegsähnliche Gewaltausbrüche und die Kaufkraft ist weit von europäischen Wohlstandswerten entfernt. Also lassen viele unserer Wettbewerber die Finger von dem Land. Tatsächlich aber bietet der Irak ganz erhebliche Möglichkeiten. Man muss sie nur nutzen. 2016 haben wir mehr als fünf Millionen Euro Umsatz im Irak gemacht.

Wie macht man das?

Prost: Wir kombinieren Qualität made in Germany mit lokalem Wissen. Das lokale Wissen stammt von unseren Importeuren vor Ort. Sie kennen ihr Land viel besser als wir und wir geben ihnen große Freiheiten bei der Vermarktung unserer Öle und Additive. Wir kämen niemals auf die Idee, die Vermarktung zentral aus Deutschland zu steuern. Und wir halten zusammen. Wenn der Weg steiniger wird, gehen wir ihn trotzdem gemeinsam weiter.

Unterscheidet sich das Produktsortiment in diesen Ländern vom dem in Deutschland?

Prost: Nein. Wir bieten das komplette Sortiment in allen Ländern an. Aber natürlich unterscheiden sich der Fahrzeugpark und damit auch die Nachfrage.

Sucht sich Liqui Moly jetzt vor allem Nischenmärkte wie den Irak, um weiter zu wachsen?

Prost: Sicher nicht. Dafür haben wir viel zu viel Wachstumspotenzial in großen Märkten. Hier ist der Wettbewerbsdruck höher, aber Konkurrenz ist für uns Ansporn und nicht Entmutigung. Das zeigt auch unser starkes Wachstum in den USA und in China.

Das klingt, als gäbe es keine schwierigen Märkte.

Prost: Doch, natürlich. Japan zum Beispiel ist sehr anspruchsvoll. Das liegt an der Kultur, aber auch an rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier tun wir uns zurzeit noch schwer. Deshalb haben wir japanische Experten eingestellt, die uns helfen, unseren Marktanteil dort auszubauen.

Von einem Rekord zum nächsten

Im vergangenen Jahr steigerte derÖl- und Additivhersteller aus Ulm seinen Umsatz um 11 Prozent auf 489 Millionen Euro. Laut Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter von Liqui Moly, wurden in der Fabrik in Saarlouis 80.000 Tonnen Schmierstoffe produziert und im Additivwerk in Ulm 14 Millionen Dosen abgefüllt. Während Liqui Moly nach einem Zuwachs von 7 Prozent am Heimmarkt Deutschland der Konkurrenz weitere Marktanteile abgenommen hat und schön langsam an den Plafond stößt, wurde in den Exportmärkten sogar ein Plus von 15 Prozent erzielt. Besonders gut lief es in den USA (+40 Prozent), aber auch in China (+70 Prozent).

InÖsterreich darf sich Verkaufsleiter Thomas Paukert über ein Umsatzplus von 8 Prozent freuen. "Und das trotz eines schrumpfenden Marktes, trotz aggressiver Wettbewerber und trotz einer sinkenden Preisstruktur." Ein Renner sei nach wie vor der Verkauf von Additiven; hier mache sich die jahrelange Überzeugungsarbeit bezahlt. (MUE)