Firmen, die in der IT-Branche bereits ihren 50er feiern können, sind
eher selten. Eine davon ist die LexCom Informationssysteme GmbH, in
den Kfz-Werkstätten vor allem unter ihrer Marke PartsLink bekannt.
Gegründet als Rechenzentrum, kreierten die Münchner den ersten
vollelektronisch erstellten Mikrofiche-Ersatzteilkatalog vor 40
Jahren für VW. Heute ist PartsLink für die Pflege der
Internet-Ersatzteildatenbanken von 37 Marken verantwortlich: eine
Plattform für den Handel mit Originalersatzteilen, auf welcher
Markenbetriebe mit ungebundenen Werkstätten ihre Geschäfte abwickeln.
"Fast kein Hersteller macht heute die Ersatzteilkataloge inhouse",
ist Nadine Körner stolz, dass sich LexCom schon vor Jahrzehnten als
Lohnarbeiter der Kfz-Hersteller etabliert hat. Der Sprung zur eigenen
Datenplattform kam mit der Gruppenfreistellungsverordnung. Diese
verpflichtete die Autoproduzenten, ihre Ersatzteile auch allen
ungebundenen Werkstätten frei zugänglich zumachen. Da die meisten
dafür keine Logistik hatten, wurden die Autohäuser als
Ersatzteilhändler vertraglich in diesen Vertrieb eingebunden.
PartsLink nutzte das schon vorhandene Knowhow, um die Datenkataloge
der verschiedenen Marken auf einen möglichst einheitlichen Nenner zu
bringen. So konnten die Hersteller den Forderungen der EU
entsprechen, ohne selbst einen Detailhandel aufziehen zu müssen.
Das Geschick von LexCom war es, praktisch alle wesentlichen Marken
unter einen Hut zu bringen. Das ermöglichte erstmals den Zugriff auf
die Ersatzteilkataloge aller Hersteller über ein einziges Portal.
Hinzu kam, dass die Händler als Vertriebspartner in dieses System
eingebunden wurden. Die nun über diese Schiene die Möglichkeit
hatten, ihren Ersatzteilkunden ein einfaches Bestellsystem zu
offerieren. "Der Händler muss von der Marke als Verkäufer autorisiert
werden." Daher bestimmen weiterhin die Hersteller, welche Autohäuser
bei PartsLink als Teilehändler auftreten dürfen. "Die Kriterien dafür
legt jeder Hersteller individuell fest", macht Körner ihren Kunden
klar, dass sich PartsLink in keiner Weise in diese
B2B-Geschäftsbeziehungen einmischt.
Alle Originalersatzteil-Anbieter auf einem Portal
"Die Anbieter ersparen sich mit unserem System die Pflege einer
eigenen Administrationssoftware", sagt Körner. Die Anbieter bekommen
den Portalzugang gratis und können auf dieser Plattform auch ihre
eigenen AGB und Lieferbestimmungen hinterlegen, das Geschäft nach
Kundengruppen und Rabatten differenzieren. "Die Wettbewerbssituation
ist wie beim normalen Teilehandel." Daher achten die Hersteller
darauf, dass sich die Autohäuser beim Teileverkauf nicht gegenseitig
ins Revier kommen. Für die Werkstätten hat die Plattform jedenfalls
den Vorteil, die Anbieter aller Originalersatzteile mit ihren
Katalogen über ein einziges Portal zu erreichen.
Vorweg geht es meist darum, mittels Suchbaums die richtige
Ersatzteilnummer für eine Bestellung herauszufinden.
Reparaturanleitungen liefert PartsLink dazu keine. "Anhand der
Explosionszeichnungen sieht man sehr gut den technischen Aufbau", ist
Körner jedoch von der Bedienerfreundlichkeit ihres Produktes
überzeugt. Dafür gibt es drei Lizenzmodelle: Das Tagesabo, das
Monatsabo und das Jahresabo, das um 20 Euro pro Monat angeboten wird.
Im Vergleich zu den Jahresgebühren, welche die Kfz-Hersteller für den
Zugang zu ihren EDV-Portalen verlangen, ist das ein wahres
Schnäppchen. Was wahrscheinlich auch der Grund ist, dass in
Österreich bereits knapp 2.000 Arbeitsplätze an dieses System
angedockt sind.