Kaum ein Hersteller verzichtet auf die Vermarktung von
Sondermodellen. Doch oft leidet darunter die ohnehin schon niedrige
Marge. Bringt der Verkauf von Sondermodellen Autohäusern auch den
notwendigen Ertrag ?
Einschnitt in die Marge
Das Hauptproblem bei der Vermarktung von Sondermodellen sei, "dass
wir als Händler immer einen Beitrag mitleisten müssen, damit man zu
diesen Preisen verkaufen kann", bestätigt Dietmar Hörburger,
Geschäftsführer Autohaus Hörburger in Wolfurt. Dies sei ein
Einschnitt in die Marge, wobei es einerseits gut sei, dass "wir
Modelle haben, die wir attraktiv anbieten können, andererseits als
Händler dafür aber mitzahlen". Wobei Hörburger einräumt, dass
Sondermodelle insgesamt "etwas bringen, weil sich auf dieser Basis
Autos leichter vermarkten lassen". Als gezieltes Verkaufsinstrument
eingesetzt, "bin ich sehr dafür", allerdings "nur in vernünftigem
Maß, da sonst der Ertrag insgesamt leiden würde".
Hohe Preisakzeptanz
"Bei Sondermodellen wird ein Teil der Händlermarge zum Stützen der
Preise verwendet, dennoch sind sie gut und wichtig, Kunden ins
Autohaus zu locken", unterstreicht Wolfgang Friedl, Geschäftsführer
ÖFAG/Salzburg. Insofern könnten geringere Margen durch einen
entsprechend höheren Absatz von Sondermodellen wieder wettgemacht
werden,"was sich rechnet"."Wir gewinnen natürlich neue Kunden oder
andere Kunden können davon überzeugt werden, ihren Gebrauchten gegen
ein neues Sondermodell zu tauschen." Darüber hinaus ließen sich
Kunden leichter überzeugen: "Die meisten Käufer erkennen den Vorteil
der besseren - im Vergleich zur normalen - Ausstattung und
akzeptieren den Verkaufspreis."
Geschick der Händler gefragt
"In letzter Zeit hat sich die Zahl der Sondermodelle am Markt
insgesamt reduziert", betont Komm.-Rat Mag. Hubert Aichlseder,
Geschäftsführer Autohof Klagenfurt und Landesgremialobmann des
Fahrzeughandels Kärnten. Sondermodelle als verkaufsfördernde Maßnahme
auf den Markt zu bringen sei sinnvoll, "wobei es aber darauf ankommt,
wie gut der Hersteller mit seinen Händlern zusammenarbeitet". Wenn
die Händler bei einem entsprechenden Auslobungspreis nicht zu hohe
Rabatte gewährten, brächten auch Sondermodelle ihren Ertrag. "Es
kommt also darauf an, wie fair sich der Importeur verhält, wie gut
der Händlerverband der jeweiligen Marke ist und wie vernünftig die
Händler agieren."
Commitment erhöhen
"Wenn die Thematik Sondermodelle - völlig unabhängig von der Marke
-inflationär wird, gelangt man zu einem Punkt, wo nur mehr
Sondermodelle angeboten werden", so Mag. Dieter Unterberger,
Landesgremialobmann des Tiroler Fahrzeughandels und Geschäftsführer
Unterberger Automobile/Kufstein. Als Kaufmann müsse man sich klar
sein, dass dabei auch ein Teil der Marge dazugepackt werde, um
Fahrzeuge zu diesem Preis anbieten zu können. "Wobei es Unterschiede
zwischen hauseigen kreierten Sondermodellen und vom Hersteller
zusammengestellten Sondermodellen gibt." Bei Letzteren sei es
wichtig, einen Schulterschluss zwischen Händlerverband und Hersteller
zu ziehen, um das Commitment der Händler zu erhöhen.
Katze beißt sich in den Schwanz
"Jedes Sondermodell bedeutet eine Margenverringerung, was den Ertrag
schmälert", stellt Andreas Parlic, Geschäftsführer Autowelt/Linz,
fest. "Aus meiner Sicht sind Sondermodelle für den Handel nicht so
wichtig, denn wenn sie auf den Markt kommen, bedeutet das für mich,
dass mit den anderen Modellen etwas nicht stimmt." Meistens stimme
der Preis nicht, wobei sich dieKatze in den Schwanz beiße: Wenn
Importeure/Hersteller Listenpreise anführten, die zu hoch seien, und
dann durch Promo-Aktionen wieder auslobten. Wenn das auch nicht mehr
funktioniere, bediene man sich des Marketinginstruments
Sondermodelle, wo nicht der Nachlass, sondern der Preis des Fahrzeugsbeworben werde.
Mehr Neukunden
"Für uns ist die Vermarktung von Sondermodellen sehr wichtig",
unterstreicht Komm.-Rat Josef Wiener, Geschäftsführer Auto
Wiener/Eltendorf und Innungsmeister der burgenländischen
Fahrzeugtechniker. "Wir haben derzeit wieder ein
Austria-Edition-Sondermodell im Angebot, wobei der Anteil der Händlerin Form der Margenreduktion sehr gering ist." Für die Händler bleibe
es gleich, ob man vorher weniger habe oder es dem Kunden nachlasse.
Die Kunden würden auch Preise für Sondermodelle großteils akzeptieren
und nicht auf weitere Preisreduktion drängen. "Für uns bringen die
Sondermodelle nicht nur einen Zuwachs von Neukunden, wir können so
auch unsere Werkstätte deutlich besser auslasten."
Markt verlangt Sondermodelle
"Sondermodelle werden vor allem deshalb angeboten, weil es einen sehr
harten Wettbewerb in der Branche gibt und damit ein sehr günstiger
Preis kommuniziert werden kann", meint Mag. Franz Schönthaler,
Geschäftsführer Autohaus Schönthaler/Pernitz. In seinem Autohaus sei
der Anteil der Sondermodelle beim Absatz nur in einem "überschaubaren
Ausmaß" relevant. "Wobei es natürlich auch vom Geschick des Verkaufs
abhängt, Kunden andere Modelle schmackhaft zu machen." Als Händler
akzeptiere man aber eine Strategie seitens des Importeurs, in jedem
Segment zumindest ein Modell zu einem sehr attraktiven Preis anbieten
zu können. Offensichtlich verlange dies auch der Markt.
Stückzahl-Generierung
"Sondermodelle sind gut und wichtig, um sich am Markt attraktiv
präsentieren zu können", sagt Bernhard Kalcher, Geschäftsführer
Autohaus Kalcher/Fehring. "Wenn der jeweilige Importeur/Hersteller
die Vermarktung von Sondermodellen mit einer Händlerbeteiligung
verknüpft, dann ist das allerdings ertragsmindernd." Dies wirke sich
für den Handel zuweilen auch kontraproduktiv aus, weil es nur darum
gehe, höhere Stückzahlen zu generieren, aber den Ertrag erheblich
schmälere. Ein inflationäres Angebot von Sondermodellen
unterschiedlichster Marken sei auch ein Zeichen von Hilflosigkeit:
"Offensichtlich können Fahrzeuge zuweilen anders nicht mehr verkauftwerden."
Teaser für Kunden
"Zur Absatzförderung ist sicher wichtig, auch Sondermodelle
anzubieten und dass man sich jedes Jahr mit den jeweiligen
Modelllinien einzeln immer wieder etwas überlegt", ist Alfons
Fischer, Geschäftsführer MVC Motors/Wien, überzeugt. Wobei dies für
alle Marken gelte. Natürlich könne sich bei den vom Importeur
kreierten Sondermodellen, bei denen die Listenpreise oft stark
gesenkt würden, die Marge verringern und der Händler einen Beitrag
leisten, um den Kunden einen attraktiven Preis anbieten zu können,
"das muss aber nicht immer sein". Dennoch seien Sondermodelle
interessant: "Sie fungieren alsTeaser für Kunden und sind ein
adäquates Mittel, um die Frequenz im Autohaus zu erhöhen."