Im Spannungsbogen von Off- und Online-Kanälen bildet das Horner
Traditionsautohaus Lehr seinen wirtschaftlichen Erfolg ab. Was so
spielerisch leicht aussieht, ist die harte Arbeit von 60
Mitarbeitern, die unter Manfred und Mimi Lehr ihr Kundenumfeld
beherrschen.
Der Autohandel hat Zukunft. Ansonsten täten sich Ing. Manfred Lehr
und seine Familie keine 1,7 Millionen Euro Investitionen an, um
inzwischen 6 Marken unterschiedlicher Markenherkunft unter einem Dach
zu vereinen. "Das ist wie bei Kindern, jedes hat seinen Reiz und
dennoch bleibt Stress nicht aus", lächelt Mag. Mimi an der Seite
ihresMannes, der in vierter Generation in Horn an die 1.000 Neu-und
Gebrauchtwagen im Jahr vermarktet. Denn in den Markenerfolg greift
immer wieder der Importeur mit seinen erzieherischen, oft
kostenintensiven Maßnahmen ein. Geld, das immer schwerer im
stationären Autohandel verdient wird. Über ein neues Margenmodell
unter Einbindung des wachsenden Online-Kanals wurde bislang noch
wenig diskutiert, obwohl Leistungsbereitstellung und
Leistungsentlohnung längst nicht mehr deckungsgleich sind.
Trotzdem Grund zum Feiern
Wie die persönliche Kontaktqualität als Differenzierungsfaktor
geschätzt wird, demonstrierte die Familie Lehr bei der feierlichen
Wiedereröffnung auf eindrucksvolle Art: Großeltern, Eltern und die
bereits halberwachsenen Kinder bilden den familiären Rahmen, in dem
die Spezialisten von Verkauf und Serviceihren Job am Kunden
verrichten.
Sie lassen sich nicht wie die digitalen Medien-Werkzeuge einfach
kopieren. Lehr ist ein Beispiel von Familiensinn und hoher Kompetenz
im Autobusiness. Der Senior zum Beispiel liest auf seinem Tablet die
eingetragenen Testfahrten mit und kommt sogleich ins Autohaus, um
Langzeitkunden persönlich zu begrüßen. "Es wäre daher ein fatales
Missverständnis", sagt Ford-Generaldirektor Danijel Dzihic, "wenn die
Digitalisierung Anlass für Investitionskürzungen in das Human Capital
nach sich ziehen würde."
Lehr ist es gelungen, unterschiedliche Markenkulturen unter einem
Dach zu vereinen, die Schauräume in das rechte Licht der jeweiligen
Markeninteressen zu rücken und dabei auch noch auf den Umweltkomfort
zu achten. Bei aller Digitalisierung haben die Kunden dennoch nie das
Gefühl, maschinell abgefertigt zu werden.
In weitgehend gesättigten Märkten werden die Händlernetze weiter
ausgedünnt, womit das Lehr-Beispiel als Fortbestandsgarant auch
anderen als Vorbild dienen kann. Die Automobilhersteller werden diese
Entwicklung im Sinne nachhaltiger Sicherstellung ihrer stationären
Marktpräsenz aktiv begleiten. Das haben die Importeursgranden bei der
Eröffnungszeremonie auch deutlich zum Ausdruck gebracht.