Er hatte keine Chance, der 47-jährige Reini S. aus dem Bezirk Innsbruck-Land - auch wenn sich wohl nie ganz genau klären lassen dürfte, was sich an jenem kalten Tag im Februar in der Wohnung des 47-Jährigen in Thaur abgespielt hat. Zum Verhängnis wurde dem Bankangestellten sein Vertrauen zu jenem aus Italien stammenden Mann,der den im Internet angebotenen Subaru kaufen wollte. Was der Tiroler nicht ahnte: Der - polizeibekannte - Italiener wollte offenbar keinesfalls Geld für das sportliche Auto ausgeben, sondern den Subaru auf andere Weise an sich bringen. Was ihm auch gelang - nur dass Reini S. dabei sterben musste.Weil die Gelegenheit günstig war, nahm der Italiener mit Unterstützung eines Komplizen auch gleich einen weiteren flotten Flitzer, einen gelben Mitsubishi Evo, mit.
Tiroler Fall rasch geklärt, Verdächtiger in Haft
Dem Landeskriminalamt unter Leitung von Oberst Walter Pupp gelang es binnen weniger Tage, den anfangs mysteriösen Fall zu klären: Der Leichnam von Reini S. wurde im Kofferraum eines weiteren Autos gefunden; für den Italiener klickten die Handschellen, als er sich im gestohlenen Subaru über Marseille nach Tunesien absetzen wollte.
Ein Einzelfall? Bei Weitem nicht! Autoverkäufer leben gefährlich, ganz egal ob es sich um Privatpersonen oder Händler handelt. Das zeigt ein kurzer Blick ins Archiv: So starb im Februar 2008 ein Gebrauchtwagenhändler aus Kufstein, nachdem ihm ein Kunde massive Schläge gegen den Kopf versetzt hatte. Ein Verdächtiger wurde erst drei Jahre später gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt.
Händler steckte Geld in die eigene Tasche - ermordet
Ein Jahr zuvor war am Fuschlsee die Leiche eines aus Bosnien stammenden Autohändlers entdeckt worden. Der Fall ist bis heute ungeklärt, es dürfte - so die Vermutung der Ermittler - auch Falschgeld in größerem Ausmaß im Spiel gewesen sein. Im Sommer 2012 wurde ein Wiener Autohändler getötet, der auch als Geldverleiher tätig war. Der Grund: Das Opfer konnte die Ratennicht mehr bezahlen.
Opfer und Täter zugleich war ein Wiener Autoverkäufer, der 1999 für einen Audi 90.000 Schilling kassierte. Er lieferte das Geld aber nicht ans Autohaus ab, sondern steckte es in die eigene Tasche. Als die Sache Gefahr lief aufzufliegen, bedrohte er die Käuferin am Tag vor dem Prozess in deren Wohnung. Dochdiese holte eine Schrotflinte und erschoss den Verkäufer. Das Resultat: 18 Jahre Haft für die Frau. So unterschiedlich diese Fälle auch sein mögen, eines ist klar. Bei etwas Vorsicht wäre zumindest die eine oder andere Bluttat zu verhindern gewesen.
Vorsicht ist das Allerwichtigste
Das sagt auch Oberst Walter Pupp, der langjährige Leiter des Landeskriminalamts in Tirol. "Natürlich ist der weitaus größte Teil der Geschäfte, die über Internet-Plattformen angebahnt und großteils im privaten Bereich abgewickelt werden, okay." Aber dennoch müsse man Vorsichtsmaßnahmen treffen. Das gilt auch für Händler, die einenGebrauchtwagen bei einer Privatperson kaufen.
Regel 1: Derartige Geschäfte sollten nach Möglichkeit an einem öffentlichen Ort stattfinden. "Treffen Sie einen Unbekannten stets dort, wo es viel Publikum gibt, zum Beispiel in einem Gasthaus", sagt Pupp. Käufer und Verkäufer sollten einander aber nie in einer Wohnung treffen: "Da kann sich ein potenzieller Täter einen Überblick über die persönliche Lebenssituation verschaffen und erkennen, dass sogar mehr zu holen ist als ein Auto."
Regel 2: Man sollte nicht zu vertrauensselig sein. Auch wenn es in Auto-Communities (und anderswo) sehr leicht passiert, dass man mit einem Gleichgesinnten per Du ist und eine "Pseudofreundschaft" schließt, sollte dies nicht zu weit gehen: "Bleiben Sie grundsätzlich skeptisch. Wenn man zu jemand Unbekanntem sagt, dass man an diesem und jenem Abend eh allein daheim ist, ist das nicht gut. Das kann die Begierde wecken."
Regel 3: Geschäfte nie allein abwickeln. Nach Möglichkeit sollte eine Vertrauensperson aus der Firma oder aus dem Bekannten-oder Freundeskreis mit dabei sein, wenn man sich beim Auto(ver)kauf mit einem Unbekannten trifft. "Das Risiko für den Täter wird viel größer, wenn man nicht allein ist", sagt Pupp alsBegründung.
Ein Autoschlüssel ist schnell nachgemacht
Regel 4: Vorsicht bei der Probefahrt. Diese Regel, so Pupp, gelte nicht nur für Private, sondern auch für Autohändler. Dass man sich vor Antritt der Fahrt den Führerschein des potenziellen Käufers zeigen lassen müsse, sei klar: "Denn sonst kommt man bei einem eventuellen Unfall in des Teufels Küche." Doch sollte eine Probefahrt keinesfalls länger als eine Stunde dauern: Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Fahrer in dieser Zeit den Autoschlüssel nachmachen lasse. Und, schwupp, sei in der Nacht darauf, der Gebrauchtwagen verschwunden.
Regel 5: Bargeld sollte nach Möglichkeit nicht im Spiel sein. "Die Qualität von Falschgeld ist mittlerweile so gut, dass man es eventuell nur in der Bank erkennt", sagt der erfahrene Kriminalist. Daher rät er Autohändlern, stets auf eine Banküberweisung zu bestehen - getreu dem Motto: "Ich reserviere das Auto, und wenn Siedas Geld eingezahlt haben, bekommen Sie das Fahrzeug." Keinesfalls sollte man solche Käufe mit Ratenzahlungen von Privatpersonen abschließen.
Ministerium hat keine offiziellen Statistiken
Übrigens: Eine offizielle Statistik, wie oft Autohändler Opfer von Straftaten werden, gibt es nicht. "Das können wir aus der Kriminalstatistik gar nicht herausfiltern", sagt Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamts. Auch er appelliert "an den g"sunden Menschenverstand", wenn es um Treffen mit Auto(ver)käufern geht. "Ich treffe sicher nicht einen Menschen, der noch dazu schlecht Deutsch spricht, um Mitternacht in einer verlassenen Gegend", sagt Kriegs-Au: "Da muss man sich auf sein Bauchgefühl verlassen."
Ganz nach dem Motto: Lieber ein Geschäft verloren, aber dafür sein Leben gerettet!
Interne Mails als Warnung verschickt
Dieser Meinung ist auch Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels: Konkrete Schulungen für die Kammermitglieder, wie sie sich in solchen Fällen verhalten sollen, gibt es aber nicht. "Aber auch wenn es eigentlich illegal ist, warnen wir in internen E-Mails schon vor Personen, die uns verdächtig vorkommen, weil sie Autos veruntreuen wollen."
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