Nicht nur die Zahl der Pkw-Neuzulassungen schnellte 2016 nach oben,
auch Pkw-Gebrauchtzulassungen stiegen weiter an.
Online-Handelsplattformen ermöglichen auch Privatpersonen die
unkomplizierte Vermarktung ihres Gebrauchten. Können Österreichs
Händler noch eine ausreichende Zahl von gefragten Gebrauchtwagen
anbieten?
Markt hat sich stark verändert
"Ich habe in den vegangenen Jahren bemerkt, dass sich der
Gebrauchtwagenmarkt stark verändert hat", so Walter Maier,
Geschäftsführer Mazda Maier/Götzis. "Es gehen sehr viele
Billigfahrzeuge in den Export, die gängigen, schönen Fahrzeuge werden
-wenn es sich nicht gerade um Exoten handelt, die beim Eintausch ein
Risiko darstellen -relativ kurzfristig verkauft." Maier selbst würde
von jüngeren Gebrauchten "gerne um 20 bis 30 Stück mehr am Platz"
haben. Früher habe man bei Maier mehr Fahrzeuge repariert und auch
ältere Autos instandgesetzt. "Die Gesetzgebung mit der Gewährleistung
hat uns aber vorsichtiger werden lassen." Man gehe wegen des Risikos
und der Kosten Geschäften mit älteren Gebrauchten nun eher aus dem
Weg.
Suche auf Online-Plattformen
"Wir tauschen sehr oft Fahrzeuge ein, die wir nicht mehr selbst
vermarkten können, weshalb wir oft auch zu wenig Gebrauchtfahrzeuge
haben", wie Mag. Alfred Mittendorfer, Verkaufsleiter Auto
Höller/Eugendorf, berichtet. Sehr oft würden Kunden ihr altes
Fahrzeug selbst verkaufen oder innerhalb der Familie weitergeben. Es
werde also immer schwieriger, gute und passende Gebrauchtwagen zu
bekommen. "Wir versuchen es mittlerweile auch mit Zukäufen von
Privatkunden, indem unsere Mitarbeiter die Online-Plattformen
durchforsten. Das sehr wichtige Gebrauchtwagengeschäft sei
mittlerweile zu einer "schwierigen Übung" geworden. Weshalb auch die
Verkäufer angehalten seien, falls es die Zeit erlaube, nach guten
Gebrauchten zu suchen.
Immer genug Gebrauchtwagen
"Wir haben immer eine ausreichende Zahl an Gebrauchtwagen verfügbar",
ist sich Mag. Patrick Pfurtscheller, Geschäftsführer
Autoland/Innsbruck, sicher. "Das liegt vor allem aber auch daran,
dass wir uns um unsere Kunden bemühen und so auch die Eintauschquote
gestiegen ist." Unter anderem gelinge dies mit eigenen
Rücktauschprogrammen. Der Erfolg hänge -wiebei allen anderen
Geschäften auch -vom persönlichen Engagement ab. Gleichzeitig werden
auch Fahrzeuge zugekauft. "Wir bieten auch für Gebrauchte
umfangreiche Garantieleistungen, damit gelingt es uns nicht selten,
auch neue Werkstattkunden zu gewinnen -Gebrauchtwagenkunden sind oft
zukünftige Neuwagenkäufer."
Gewährleistung birgt Risiko
"Wir haben selbst zu wenig Gebrauchte", wie Komm.-Rat Josef
Sintschnig, Inhaber Ford Sintschnig/Klagenfurt, meint. Wobei die
Vermarktung von Gebrauchten schwierig sei: "Die Gewährleistung auf
Gebrauchtwagen ist ein großes Problem, was auch dazu führt, dass
viele günstigere Fahrzeuge, die durchaus zu verwerten wären, ins
Ausland verkauft werden. Die Gebrauchtwagengarantie sollte an den
tatsächlichen Wert des Fahrzeugs angepasst werden." Auch der Zukauf
von Garantienfür das Fahrzeug gehe ins Geld, damit rechne sich der
Handel oft nicht mehr. Darüber hinaus würden viele Kunden die
"schönen Stücke selbst verkaufen, während die Kopfwehtabletten oft
beim Händler landen".
Internet hilft Privaten
"Es sind zwar viele Gebrauchtwagen am Markt, aber Modelle, die bei
Kunden besonders gefragt sind, sind sehr rar", sagt Dipl.-Ing.
Wolfgang Kreuz, Geschäftsführer Volvo Taferner/Wien. Mittlerweile
vermarkteten viele Fahrzeugbesitzer ihre Fahrzeuge lieber selbst.
"Das Internet kommt hier den Privaten zugute, denn sie haben gemerkt,
dass sie für ihr Fahrzeug mehr Geld bekommen können."
Markenspezifische Gebrauchte seien auch bei Taferner gefragt.Allerdings seien dies vor allem Modelle, die schwierig zu bekommen
seien. Besondere Nachfrage herrsche bei Taferner nach jungen
gebrauchten Kombis oder SUVs "Was bei der Marke Volvo aber schwer zu
realisieren ist."
Es wird zugekauft
"Im Zuge des eigenen Neuwagengeschäfts gelingt es uns nicht, den
Bedarf an Gebrauchtwagen zu decken, wir kaufen zu", stellt Heinrich
Lietz, Geschäftsführung Auto Lietz/ Waidhofen a. d. Ybbs, fest.
"Ursache dafür ist, dass die Qualität der Fahrzeuge immer besser
wird. Dadurch gehen viele Käufer davon aus, dass sie auch von
Privaten gute Ware bekommen. Wir bemerken diesen Trend auch schon
seit Längerem bei gebrauchten Motorrädern, die vermehrt von
Privatpersonen angeboten werden." Grundsätzlich gelte, dass sehr
teure Fahrzeuge eher beim Händler als privat verkauft werden.
Besonderer Bedarf an zusätzlichen Gebrauchtwagen bestünde vor allem
in der Preisklasse zwischen 7.000 und 15.000 Euro.
Es ginge noch mehr
"Grundsätzlich haben wir keinen Mangel an Gebrauchtfahrzeugen, weil
wir aktiv zukaufen", stellt Christoph Günther, Geschäftsführer Auto
Günther/Linz, fest. Das Eintauschverhalten der Kunden habe sich
verändert. "Es gehen im Zuge eines Eintauschs beim Kauf eines
Neuwagens nicht mehr so viele Gebrauchte zurück an den Händler wie
früher." Beim Zukauf von Gebrauchtfahrzeugen nütze man alle zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten. Am schwierigsten zu bekommen seien
Fahrzeuge im Alter von 3 bis 5 Jahren. "Im Großen und Ganzen haben
wir in unseren Betrieben ein gutes Sortiment von Gebrauchtfahrzeugen,
wobei sich begehrte Ware, die schwer zu bekommen ist, sicher noch
zusätzlich vermarkten ließe."
Kein Mangel an Gebrauchten
"Wir sind in der glücklichen Lage, über eine ausreichende Zahl von
Gebrauchtwagen zu verfügen", sagt Bernhard Radauer, Geschäftsführer
Autohaus Radauer/Neumarkt. "Wir bekommen im Zuge von
Neuwagenverkäufen auch sehr viele gute Gebrauchte herein, ich kann
mich auch nicht erinnern, dass wir irgendwann einmal zu wenige
Fahrzeuge gehabt hätten." Fast 75 Prozent der Kunden, die sich für
einen Neuwagen entschieden, würden ihr Fahrzeug eintauschen. "Wobei
vor allem ältere Kunden ihr gebrauchtes Auto da lassen, weil ihnen
die Selbstvermarktung offensichtlich zu aufwändig oder kompliziert
ist." Letztlich erhielten die Kunden -vorausgesetzt die Fahrzeuge
seien gepflegt -auch einen passenden Preis.
Gebrauchte sind rar
"Qualifizierte Gebrauchtwagen gibt es leider zu wenige, auch wir
könnten mehr Fahrzeuge vermarkten, wenn sie nur verfügbar wären", ist
sich Gerhard Skrbetz, Standortleiter Autohaus Koinegg/Eisenstadt,
sicher. "Klassische" Kunden, die ihr Fahrzeug alle 3 bis 4 Jahre
tauschten, seien rar. Das liege daran, dass die Qualität der
Fahrzeuge gestiegen sei, viele Kunden ihren Wagen nicht mehr so oft
wechselten und dass viele Fahrzeugbesitzer ihr Fahrzeug selbst
vermarkten würden. "Zahlreiche Fahrzeugbesitzer bedienen sich
diverser Online-Plattformen. Fahrzeuge lassen sich auf diese Art auch
für Private leicht verkaufen und Private verbuchen so zumindest Teileder Spanne, die sonst der Händler lukrieren würde."