Folgende, hypothetische Situation: Ein junger Mann, Führerscheinneuling und Erstkäufer, hat mit seinem Ersparten und der Unterstützung der Familie 9.000 Euro zum Kauf eines Kleinwagens zur Verfügung. In den namhaften Gebrauchtwagenbörsen findet er einen Opel Corsa, neu, 0 km, um beeindruckend günstige 8.990 Euro. Mit dem Geld in der Tasche fährt er zum Händler, um dieses Auto, offensichtlich ein Lagerfahrzeug, gleich zu kaufen. Kurz vor der Vertragsunterzeichnung fragt der Kunde nach dem Eintauschwagen. Den gebe es nicht, so der Kunde. Dann würde das Auto leider um 1.200 Euro teurer, da im Internetpreis der Bonus für den Eintausch berücksichtigt sei. Erste Enttäuschung!
Nun bietet der Verkäufer an, das Finanzierungsangebot zu berechnen, der Kunde möchte aber in bar zahlen. Leider, leider: Dann werde das Auto noch einmal um 500 Euro teurer, da im Internet-Angebotspreis der Bonus für die Finanzierung berücksichtigt sei. Binnen weniger Minuten hat sich also der Verkaufspreis um eindrucksvolle 1.700 Euro erhöht, das Geschäft ist gestorben. Freilich weiß der junge Mann bald, dass er keinen nagelneuen Corsa um 9.000 Euro kaufen kann, dass der Preis ausschließlich mit Stützungen zustande kommt. Die Frage, die sich stellt: Ist das wirklich der Weg, den die Autobranche beschreiten möchte?
Barzahlung nicht erwünscht
Die alte Regel, wonach ein Autokauf ohne Eintauschfahrzeug und mit Barzahlung den günstigsten Preis ermöglicht, stimmt schon lange nicht mehr. Das ist zu akzeptieren und in Wahrheit nur fair. Problematisch wird es allerdings, wenn das Gegenteil passiert und der Kunde in die Irre geführt wird. Rein rechtlich ist die Vorgehensweise lediglich grenzwertig, denn die Information istja, wenn auch nur unter "Zusatzinformationen", also im Kleingedruckten, vorhanden. Letztlich bleibt aber ein plakativer Preis, der nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist und der zudem das gesamte Gefüge mit Neu-und Gebrauchtwagen durcheinander bringt.
Die Stützungen sind Realität. Dennoch macht es einen großen Unterschied, ob der Verkäufer im Autohaus diese erklärt oder ob sie unkommentiert im Internet stehen. Ein Eintauschwagen ist oft nicht vorhanden. Bei den Finanzierungen durch die Herstellerbanken sind manchmal entsprechende Marketingstützungen zur Bonifizierung hinterlegt. In jedem Fall muss der Kunde die Konditionen hinterfragen, die bei Finanzierungen mit entsprechenden Zusatzzahlungen angeboten werden und gegebenenfalls darauf verzichten.
Händler, die diese Auspreisung nicht betreiben, sind eindeutig benachteiligt. Der potenzielle Kunde, egal ob er die Möglichkeit zur Nutzung der Boni hat oder nicht, schließt diesen Händler gleich aus.
Ein Händler hat uns auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht. "Wir haben plötzlich keinerlei Online-Anfragen gehabt", so der Markenbetrieb. "Bis wir bemerkt haben, dass wir mit unseren Neuwagen-Angeboten nicht konkurrenzfähig sind, weil manche Kollegen die optionalen Boni abziehen." Dieser Händler hat bislang die möglichen Vergünstigungen wie Eintausch- oder Finanzierungsbonus lediglich theoretisch in den Zusatzinformationen angegeben. "Jetzt ziehen wir diese ebenfalls gleich ab um für den Kunden attraktiv zu bleiben", so der Händler.
Seriöser Weg?
Ist es wirklich sinnvoll, dass die Neuwagen-Branche jenes seriöse Image, das sie in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hat, riskiert? Es ist wenig überraschend, wenn betroffene Kunden das Wort des digitalen Rosstäuschers verwenden. Dabei sei hier kein Händler kritisiert, der alle Möglichkeiten in einem hart umkämpften Markt ausschöpft. Dennoch sollten Gebrauchtwagenbörsen, Händlerverbände oder auch die Wirtschaftskammer sich dringend mit dieser Entwicklung auseinandersetzen und gemeinsame, faire Regeln festlegen. Wir werden berichten.
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