Die diesjährige Bundestagung des freien Teilehandels stand ganz im
Zeichen der Fahrzeugvernetzung. Droht ein Monopol der Hersteller?
Dass Fahrzeughersteller laufendüber Position und
"Gesundheitszustand" eines Autos Bescheid wissen, ist längst keine
Zukunftsvision mehr. Die Fahrzeughalter werden maximal per
Blankounterschrift beim Autokauf darüber informiert. Ist diese
rechtlich überhaupt zulässig?
Datenschutzrechtliche Bedenken
Nein, meinte Dr. Gerhard Kunnert, stellvertretender Leiter der
Datenschutzabteilung im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts. Er
war einer der Redner bei der am Rande der Vienna Autoshow
abgehaltenen Bundestagung des Teilehandels. Eine im
Fahrzeugkaufvertrag enthaltene Zustimmung zur generellen
Datenweitergabe an den Hersteller ist für Kunnert "jedenfalls nicht
mit dem Datenschutzrecht vereinbar", auch die ständige Verbindung von
Fahrzeugen und (Hersteller-)Servern lehnt er ab: "Es gibt keine
Notwendigkeit, beispielsweise rund um die Uhr Betriebsdaten zu
senden." Als Vertreter des Arbeitskreises der Automobilimporteure sah
Dr. Christian Pesau den Sachverhalt naturgemäß entspannter: "Würde
der Kunde es nicht wollen, würde es nicht gemacht werden."
Unterschiedliche Ansätze
Die markenfreie Teile-und Werkstattbranche fürchtet vor allem, durch
den unmittelbaren Datenzugriff der Hersteller aus dem Geschäft
gedrängt zu werden. Diese Sorge teilt Telematik-Experte Raimund
Wagner: "Wenn es für den Zugriff auf Fahrzeugdaten nur den Weg über
den jeweiligen Autohersteller gibt, sind wir in einer Situation, die
früheren Monopolen bei Ersatzteilen entspricht."
Abhilfe schaffen soll eine markenübergreifende, frei zugängliche
Telematikplattform. Doch bisher konnten sich die freien
Marktteilnehmer auf keinen Standard einigen: Die von Mag. Walter
Birner initiierte Plattform "Caruso" hat sich unter Eigentümerschaft
der TecAlliance so weit vom Ursprungsgedanken entfernt, dass ihre
Vertretererst gar nicht an der Wiener Tagung teilnehmen wollten.
Stattdessen präsentierte Birner sein neues Konzept "Carmunication",
der deutsche IT-Unternehmer Stephan Kaufmann stellte per
Videoschaltung seine Lösung "OTP" vor.
Kritischer Außenblick
Dass der Status quo in Sachen Fahrzeugvernetzung unbefriedigend ist,
zieht unterdessen -von der Herstellerseite einmal abgesehen -niemand
in Zweifel.
Auch Universitätsprofessor und Buchautor Dr. Rudolf Taschner, der als
Abschlussredner der Teilehandelstagung auftrat, teilte die Bedenken.
Er sah vor allem den Gesetzgeber gefordert: "Der Staat muss
Sicherheit und Freiheit gewährleisten und dafür sorgen, dass ich mir
die Geschäftspartner weiterhin aussuchen kann."